Textdaten
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Autor: Conrad Ferdinand Meyer
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Titel: La Röse
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aus: Gedichte, Seite 112–113
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von H. Haessel
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[112]

La Röse.

Als der Bernina Felsenthor
Durchdonnerte der Wagen
Und wir im Süden sahn empor
Die Muschelberge ragen,

5
Blies schmetternd auf dem Rößlein vorn

Der in der Lederhose.
„Wen grüßest du mit deinem Horn?“
„Die Rose, Herr, die Rose!“

Mit flachem Dach ein Säulenhaus,

10
Das erste welsche Bildniß,

Schaut Röse weinumwunden aus
Verworr’ner Gartenwildniß –
Es ist, als ob des Baches Flut
Melod’scher schon ertose,

15
Hell brennt in Abendsonnenglut

Die Rose, ja, die Rose.

Nun, Herz, beginnt die Wonnezeit
Auf Wegen und auf Stegen,
Mir strömt ein Hauch von Ueppigkeit

20
Und ew’gem Lenz entgegen –

Mir gaukelt um die helle Stirn
Ein Falter mit Gekose –
Den Wein bringt eine junge Dirn,
Die Rose, ja, die Rose.

[113]
25
Noch einmal darf in südlich Land

Ich Nordgeborner wallen,
Vertauschen meine Felsenwand
Mit weißen Marmorhallen.
Gegrüßt, Italien, Licht und Luft!

30
Ich preise meine Loose!

Du bist an unsrer Erde Brust
Die Rose, ja die Rose!