Kriegsrath bei Friedrich dem Großen

Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Kriegsrath bei Friedrich dem Großen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 16, S. 269, 276
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: über ein Gemälde von Johann Hamza
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[269]

Kriegsrath bei Friedrich dem Großen.
Nach dem im Besitze der Kunsthandlung Fr. Schwarz in Wien befindlichen Gemälde von Johann Hamza.

[276] Kriegsrath bei Friedrich dem Großen. (Zu dem Bilde S. 269.) Man giebt sich wohl gern der Anschauung hin, daß Friedrich der Große, dieser Meister der Strategie, wie es deren wenige in der Geschichte und keinen zweiten unter seinen Zeitgenossen gab, seine Kriegs- und Schlachtenpläne ganz allein entworfen hätte, daß sie als fertige Befehle an seine Generale ergangen wären. Dem ist nicht so; der König hielt sich nicht für zu gut, die Meinung anderer zu hören.

Unser Bild stellt uns einen Kriegsrath bei Friedrich dem Großen dar. Es handelt sich offenbar um den allgemeinen Entwurf eines Feldzugsplanes und der König hört mit ruhiger Aufmerksamteit den Vorschlägen des Grafen Schwerin zu, der, mit dem Zeigefinger der Linken auf die Karte weisend, seine Ansichten entwickelt. Auch die übrigen Generale horchen mit Aufmerksamkeit den Auseinandersetzungen des Redners zu und es scheint, daß sie im großen und ganzen einleuchtend finden, was er vorträgt. Wir erkennen links, in den Sessel zurückgelehnt, die charakteristische Gestalt des alten Ziethen, an dessen rechter Seite Feldmarschall Keith sitzt. Zur Linken von Ziethen folgen der berühmte Reiterführer Seydlitz und, im Hintergrunde, der Prinz Ferdinand von Braunschweig. Unter den übrigen müssen wir noch die markige Gestalt des Generals Winterfeld erwähnen, der, mit dem Rücken gegen das Fenster stehend, sich mit der Linken auf ein zierliches Rokokotischchen stützt.

Wenn Friedrich von einem seiner Generale einen Widerspruch erfuhr, so konnte er wohl grimmig aufbrausen, aber er ließ sich ebenso leicht durch den Erfolg wieder versöhnen. Als beim Beginn der Schlacht von Zorndorf gegen die Russen der preußische linke Flügel in arge Bedrängniß gerieth, da sandte der König an Seydlitz den Befehl, mit seiner Kavallerie vorzurücken. Aber Seydlitz hielt den Augenblick noch nicht für gekommen, er wartete ruhig zu. Der König wurde ungeduldig und ließ dem General sagen, er werde nach der Schlacht mit seinem Kopfe Rechenschaft zu geben haben. Seydlitz aber blieb und ließ zurückmelden: „Nach der Schlacht steht dem König mein Kopf zu Diensten!“ Endlich schien ihm der richtige Augenblick da und er brach mit seinen Schwadronen los; rasch hatte er die feindliche Kavallerie, gleich darauf die Infanterie geworfen, um dann auch dem rechten preußischen Flügel Hilfe zu bringen. Am Abend nach der Schlacht aber, als Seydlitz in des Königs Zelt trat, umarmte ihn dieser und sagte: „Auch diesen Sieg habe ich Ihm zu danken.“ Die anfängliche Unbotmäßigkeit seines treuen Generals hatte er ganz vergessen.