Textdaten
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Autor:
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Titel: Konvenienzheirat
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 792–793, 803
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[792]
Datei:Die Gartenlaube (1898) b 0792.jpg

Konvenienzheirat.
Nach einer Originalzeichnung von H. Volkmer.

[803] Konvenienzheirat. (Zu dem Bilde S. 792 und 793.) Ein trübes Bild aus dem modernen Leben und seiner Jagd nach Reichtum und Genuß! Sie haben sie beredet – das junge, thörichte Geschöpf, haben ihr die „große Partie“ so lockend gepriesen, sie mit Blumen, Festen, Neid der Freundinnen und stetem Glücklichpreisen so überschüttet, daß sie in den kurzen Wochen des Brautstandes nicht zum Nachdenken kam, nicht einmal sich besinnen konnte, warum ihr doch tief innen ein sonderbares Angstgefühl saß und nicht weichen wollte, trotz der Kästchen mit Schmuck, die der ältliche reiche Bräutigam ihr freigebig brachte, trotz seiner stets zunehmenden Zärtlichkeit … Aber jetzt weiß sie es, auf einmal ist es ihr schrecklich klar geworden, jetzt, wo der Augenblick des Abschieds da ist, wo sie hinaus soll von allem, allem, was ihr lieb und teuer war! Nun ringt sie verzweifelt die Hände und starrt regungslos vor sich hin, während die ältere Schwester sie angstvoll bittet und beschwört, sich zusammenzunehmen und kein Aufsehen zu machen. Sie hat es ja gut gemeint, als sie seiner Zeit zu der glänzenden Partie zuredete; ihr selbst erschien in ihrem auf Sorgen und Borgen aufgebauten Gesellschaftsleben stets Reichtum, solider Reichtum, als das höchste Glück auf Erden. Und nun steht, während im Festsaal noch die Champagnerkelche auf das Glück des jungen Paares zusammenklingen, die junge Braut als Verzweifelnde vor ihr, ärmer und elender als die Bettlerinnen, die heute neugierig sich um das Kirchenportal zu der vornehmen Hochzeit drängten. Gegenüber der stummen Verzweiflung der Bethörten bereut nun auch die praktische Schwester ihre früheren klugen Ratschläge. Aber noch in diesem peinlichen Augenblick bemüht sie sich, der Armen das Unabänderliche in freundlicherem Lichte zu zeigen und ihr zu beweisen, daß sie zu schwarz sieht, daß alles viel besser gehen wird als sie denkt. Möchte die verhängnisvolle Ratgeberin wenigstens darin recht behalten!