Konrad Celtes
(geb. 1459, gest. 1508.)
I.
Ein lichter Sommertag! von wunderbaren
Prachtfarben glänzen ringsum Berg und Thal.
Es wogt der Main mit seiner spiegelklaren,
Krystallnen Flut, und läßt im Sonnenstrahl
Das Ruder blitzen, das im Takt ihn schlägt.
Es scheint das Laub im Abendgold zu beben,
Das alle Hügel seiner Ufer schmückt,
Ein holder Kranz von dichtgeschlung’nen Reben
Da funkelt hell wie Gold und Edelstein
Die Traube jetzt, im Römer einst der Wein.
Ein Jüngling wandelt sinnend am Gestade,
Und schaut den Segeln, schaut dem Strome zu:
O wär’ ich frei und fessellos wie Du!
Was soll ich nur des Weinstocks Pfleger sein,
Es gärt in mir ein andrer Feuerwein!“
Die Arme sehnend er zur Ferne breitet,
Die er in seinen Träumen nur gesehn.
Da kommt ein Floß! – „O trüg’ es doch mich gleich
Hinab, hinein ins weite deutsche Reich!“
Es lockt der Main mit seinem Wellenspiel,
Das Ruder lockt mit hellem Silberblinken,
Und Konrad ruft: „So trage mich ans Ziel!“
Ein Gruß, ein Sprung – da stand er auf dem Floß,
Noch tönt das Abendglöcklein von Wipfelde –
Ist es ein Mahnruf? ist’s ein Segensgruß?
Und wenn das Fahrzeug auch im Sturm zerschellte –
Was kümmert’s Konrad noch? – er muß – er muß!
Ihm ist die Heimat jetzt das deutsche Land!
Fort geht die Fahrt, den ganzen Main hinunter
Bis wo der Rhein sich stolzer ihm gesellt,
Auch rheinhinab – und immer neue Wunder,
Wie braust er hin der königliche Strom
Und spiegelt wechselnd Stadt und Burg und Dom!
Und ist er von der Loreley bedroht,
Und achtet nicht Gefahr und Kampf und Not,
Und betet nur: „So mag mein Leben sein!
Wie diese Fahrt auf meinem deutschen Rhein.“
II.
Du edles Nürnberg bist wie eine Blume
Du blühst Dir selbst und aller Zeit zum Ruhme,
Läßt Deine Werke durch die Lande gehn!
Und Deine Zauber walten fort und fort
In Kunst und Wissenschaft, in Bild und Wort.
Die gern sich laben an des Lebens Glanz,
Die Herrn und Fürsten und die großen Meister
Von jeder Kunst in schön gebundnem Kranz,
Dahin den Flüchtling auch, dem auf dem Floß
Der Konrad Celtes nicht umsonst genannt,
Den Pickel in den Streit mit Feindeshorden,
Wie ihn geführt der alten Deutschen Hand,
Des deutschen Namens Ehr’ und Glanz zu stiften. –
Auf off’nem Markt ein wogendes Gedränge,
Um Kaiser Friedrich rings der Fürsten Glanz,
Der freien Reichsstadt festliches Gepränge
Ein Wink des Kaisers – und die Dichterkrone
Verleiht er so dem flücht’gen Bauernsohne.
Wohl mag er denken jetzt der heim’schen Reben,
Die er verließ in ungestümen Drang,
Wie er’s ersehnt, jetzt strömet sein Gesang:
Gleich heim’schem Feuerwein durch Deutschlands Marken,
Daß deutsche Kunst und Art daran erstarken.
Jetzt wirbt er überall die Bundesbrüder
Die Dichtkunst ihm ein Weinstock, sie die Glieder,
Die er vereint wie Ranken um sich her.
Doch ruhelos – wie damals auf dem Rhein –
So muß hinfort sein ganzes Leben sein.
Ein prangend Grabmal am St. Stephansdom!
Doch ziemt es nicht drob Klage zu erheben,
Ihn trug ein Floß auf einem deutschen Strom,
Begeistrung war’s die ihn dahin getragen: –