Ein gekrönter Dichter
Gen Augsburg zog der ritterliche Sänger
Ulrich von Hutten, aus dem fernen Süd;
Italien mag dulden den nicht länger,
Der für die Wahrheit und die Freiheit glüht.
Im goldnen Becher schäumt ein tödlich Gift,
Ein Anathem’ von strengen Priesterzungen
Wirft in den Bann des Neurers Lied und Schrift.
So kehrt er zu dem deutschen Vaterlande
Der Name, den Begeistrung preisend nannte,
Den ihm sein Lied, sein Heldentum erschuf.
Und Augsburgs hochgelahrter Bürgermeister,
Peutinger, öffnet gastlich ihm sein Haus,
In alle Lande schallt sein Ruhm hinaus.
Ein langer Festzug wogt durch Augsburgs Gassen
Bei stolzer Rythmen jubelndem Geleit,
Ein Jauchzen von der Reichsstadt Volkesmassen
Der, noch ein Feuergeist im Silberhaar,
Von allen Fürsten, Habsburg Stamm entglommen
Der edelste, der Held’ und Dichter war.
Ulrich von Hutten, dessen kühner Sang
Und Heldenthaten Anrecht wohl verhießen
Auf einen Dank des Helden Theuerdank.
Trompetenstoß und drauf des Herolds Kunde:
Vor aller Fürsten feierlicher Runde,
Den Hutten, der begeistert vor ihm stand.
Er beugt sein Knie zu einem süßern Lohne:
Peutingers Tochter naht, die schönste Maid,
Dem Dichter feierlich zum Ruhm geweiht.
Da loht Begeist’rung hell in seinen Blicken,
Er küßt das Schwert, das ihn zum Ritter schlug,
Er küßt die weiße Hand im Hochentzücken,
Wie reich an Wonne diese eine Stunde!
Sein deutscher Kaiser, selbst ein Dichterheld,
Sein deutsches Volk jauchzt ihm mit einem Munde,
Sein Name klingt hinaus in alle Welt.
Die liebdurchglüht ihm reicht den Lorberkranz
Er weiht das deutsche Mädchen zur Kamöne,
Wie strahlt sein Aug’ von sel’gem Himmelsglanz!
Wo ist ein Held wie er so hochbeglücket?
Im deutschen Land Palast und Hütte schmücket,
Von Fürst und Volk wird er zugleich geehrt.
Und doch! – die sel’ge Stunde zog vorüber,
Nicht Ruhm, noch Glück, noch Liebe hält ihn auf,
Und immer dorniger sein Heldenlauf.
Was ist ein Held, der nicht in Thaten zeiget,
Daß er ein Ritter, dem das Schwert zur Hand?
Was ist ein Dichter, der erschrocken schweiget
Kein Hutten ist’s! ein Hutten kann entbehren
Der Fürsten Huld – ein Hutten überragt
Mit seinem Geistesfluge Glück und Ehren,
Der Wahrheit treu ruft er: „Ich hab’s gewagt!“
Ich habs gewagt für Wahrheit und für Recht!
Der deutschen Freiheit stellt er sich zur Wache,
Wird keines Kaisers, keines Fürsten Knecht.
Im Unglück noch bleibt ihm sein Triumphieren,
Das stolze Dichterwort: „Ich hab’s gewagt!“