Kleiner Briefkasten (Die Gartenlaube 1861/49)

Textdaten
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Titel: Kleiner Briefkasten
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aus: Die Gartenlaube, Heft 49, S. 784
Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1861
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[784] F. S. Z. in L. Sie fordern, daß die deutsche Presse sich der deutschen Nationalität in Böhmen gegen die czechischen Unterdrückungsmaßregeln annehme, und deuten auf Schleswig-Holstein hin, für das man unermüdlich Lanzen breche. – Der Deutsche sollte allerdings nicht erst fragen: unter welchen Umständen wird eine Unterdrückung seiner Sprachgenossen versucht? Im vorliegenden Fall ist jedoch diese Frage und ihre Antwort unerläßlich. In Schleswig geschieht die Unterdrückung durch eine fremde Macht, um das Land für immer von Deutschland loszureißen. In Böhmen geschieht sie in einem deutschen Bundesland und unter einem deutschen Fürsten durch eine Partei. Dort wird die Vertheidigung der eigenen Nationalität von der fremden Gewalt als ein Verbrechen gestraft, hier ist sie Recht und Pflicht zugleich und kann keinem Strafgesetz verfallen. Hier heißt es vor Allem: selbst ist der Mann! Partei gegen Partei! Zeigen Sie in Böhmen die Energie und Zähigkeit des Widerstandes gegen die fremde Anmaßung, wie man sie in Schleswig bewährt hat, so werden Sie den durch die deutsche Cultur zurückeroberten Boden behaupten „Schmerzensschreie“ sind da nicht nöthig, wo eine Nationalität eine solche numerische und industrielle Macht besitzt, wie die Deutschen in Böhmen. Nur männliches Aufraffen und Rühren der vorhandenen Kräfte, das hilft! Uebrigens legen Sie dieser czechischen Bewegung größere Wichtigkeit bei, als sie hat. Die jetzige Uebertreibung der Ansprüche dieses Slavenbruchtheils ist nur der Rückschlag von der ehemaligen k. k. Uebertreibung in der beamtlichen Germanisirungsmanier. Mächtiger, als diese Volksliebe zu einer selbstständigen Eigenthümlichkeit, ist das Bedürfniß, das der große Verkehr dictirt. Wollen die Herren Czechen sich nicht von allem Culturfortschritt abschließen, so müssen sie mit den großen Nationen, die allein die Träger der Cultur sind, in Verbindung bleiben. Da nun das Czechische ringsum vom Deutschen umschlossen ist, so kann es auch keinen andern Culturhalt haben, als die deutsche Nation ihm bietet. Böhmen ist mit Leib und Leben so von Deutschland abhängig und vom deutschen Geist durchzogen, daß eine Vernichtung des deutschen Wesens in diesem Lande nunmehr zu den Unmöglichkeiten gehört, wenn nicht die Deutschen selbst czechisch werden wollen.

L. in B. Von Otto Ruppius sind im Laufe der letzten Jahre (bei F. Duncker in B.) noch erschienen:

Der Pedlar, Roman aus dem amerikanischen Leben.
Das Vermächtniß des Pedlars.
Geld und Geist.
Der Prairieteufel.
Genrebilder aus dem amerikanischen Leben.

Ruppius behandelt in diesen Romanen, welche meist nur 12 oder 16 Sgr. kosten, die Erlebnisse von Deutschen in verschiedenen Schichten der amerikanischen Gesellschaft und giebt ein getreues Bild der darin herrschenden Anschauungen.