Klaus Groth in seinem Arbeitszimmer
[259] Klaus Groth in seinem Arbeitszimmer. (Zu dem Bilde S. 237.) Das hohe Alter von 80 Jahren erreicht am 24. April der holsteinsche Dichter Klaus Groth, der Sänger des „Quickborn“, dieser vortrefflichen plattdeutschen Gedichte, welche aus der Volksseele herausgeschaffen scheinen. Die stille Werkstatt des liebenswürdigen Dichters in Kiel hat schon gar manches Mal der grüne Lorbeer geschmückt, auch der Berliner Schillerpreis ist dort eingekehrt. Das Bild von Ismael Gentz zeigt uns den Dichter, wie er, mit der Feder in der Hand, den Eingebungen seiner Muse folgt. Wie traulich ist die Idylle, die den Hochbetagten umgiebt! Die Thür ist geöffnet, die aus seinem Arbeitszimmer in den Garten führt: der Hauch und Duft des Sommers weht herein an den Arbeitstisch, wo wir den Dichter in seiner schöpferischen Thätigkeit erblicken. Eine Blumenvase steht auf dem Tische, auch die Kaffeekanne und Kaffeetasse – hat doch schon mancher Dichter und darunter einer der größten, Friedrich Schiller, mit dem aromatischen Mokkatrank seine Begeisterung belebt! Doch Schiller that dies, wenn er des Nachts dem Schlaf trotzte, Klaus Groth liebt die Arbeit beim Licht des Tages. Da draußen wandeln ja die Gestalten, denen er gleichsam ins Herz gesehen, die Männer des Volkes, denen er ihre Sprache abgelauscht hat. Dichtes Blättergerank umgiebt die Wand des Gartenhauses. Wer so den Greis bei seiner Arbeit sieht, mit den sinnigen liebenswürdigen Zügen, der wird ihm wünschen, daß noch manche Jahre der Sommer in seine stille Musenwerkstatt hineinblicken möge. †