Textdaten
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Autor: J. B.
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Titel: Kinderspiele im Freien
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 10, S. 292
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
vgl. Spiele
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[292 d] Kinderspiele im Freien. Unter den vielen Freuden, die das Spielen im Walde den Kindern bietet, war uns eine der liebsten das Bauen einer Waldlandschaft. Den Schauplatz gab ein ausgehöhlter Baumstumpf oder der Raum zwischen zwei alten Tannenwurzeln, das Material allerhand Rinden, Brettchen, Streichholzschachteln, das Werkzeug ein Taschenmesser. Da wurden Hüttchen gebaut, Möbel in den Moosboden gestellt, Wege mit Sand markiert, Kieselsteine zu Felsenpartien verwendet, Treppen angelegt und ein Stückchen Spiegelglas zum See erklärt. Eichelschälchen dienten als Blumentöpfe, allerlei Kräuter wurden zu Ziersträuchern erhoben; das schönste aber war eine ganze Schachtel voll Landvolk und Viehstand, wie sie in der Berchtesgadener Gegend den Winter über geschnitzt und bemalt, im Sommer in den verschiedenen Schnitzereiläden verkauft werden, lustig anzusehen und billig dazu. Unsere jungen Freunde sollen nur anfangen, zu bauen, die Erfindungen sprießen dabei wie die Pilze, welche sich, nebenbei bemerkt, vorzüglich zu Aussichtspavillons eignen.

Ein anderes sehr beliebtes Spiel war „Waldhütten bauen“; das durfte aber nur in der echten Waldwildnis geschehen, fern von allen künstlichen Anlagen, denn wir mußten starke lange Aeste dazu haben, wie man sie auf dem Waldboden findet. Vier solche wurden im Geviert in den Roden gerammt als Eckpfeiler und ein grünes Dach aus leichteren Zweigen darüber gelegt, geflochten, gebunden, wie’s eben kam; die Wände stellten wir ebenso her und ließen Fensteröffnungen darin; mit Guirlanden von Waldrebe schmückten wir den Eingang, die langen Stengel des blauen Schlangenenzians und die feinen Büschel der weißen Spiräa wehten von den Eckpfosten herab, ein Busch von roten Vogelbeeren hielt sie fest. Eine natürliche Moosbank war das Sofa, ein Kistendeckel auf zwei Pflöcken der Tisch, dahinter, zwischen ein paar großen Steinen, lag die Speisekammer, die wir mit ringsum gesammelten Beeren, mit ausgesparten Vier-Uhr-Aepfeln, mit Zwieback und Haselnüssen immer reichlich versahen. Wir waren „Familien“, jede im eignen Haus, und erfanden uns die merkwürdigsten Schicksale von verlorenen und wiedergefundenen Kindern, von Rittern, Feen, Indianern, und waren seelenvergnügt. Die Stilleren unter uns thaten sich dann wieder gern zum „Blättersticken“ zusammen. Da wurde erst ein großes, gutgeformtes grünes Blatt gesucht – Eichenblätter waren beliebt – und dann den bunten Herbstblumen, Astern, Georginen, Phlox etc. einzelne Blättchen ausgerupft. Diese steckten wir in hübschen Mustern mit feinen Tannennadeln auf das grüne Blatt fest, ein breites rotes Dahlienblatt in die Mitte, einen Kranz von blauen und weißen schmalen Asternblättchen rings herum, drei rote Geranienblätter in Kleeblattform darunter etc.: wenn auch unsere Arbeit nicht haltbar war – außer in gepreßtem Zustande – und höchstens daheim den Müttern gezeigt wurde, so hatten wir doch unsere Freude an der lustigen Blumenarbeit, und ich kann sie meinen kleinen Freundinnen nur empfehlen. J. B.