Kampf zwischen zwei angeschossenen Keilern während eines Jagens in der Göhrde

Textdaten
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Autor: L. B.
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Titel: Kampf zwischen zwei angeschossenen Keilern während eines Jagens in der Göhrde
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 49, S. 809, 815
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[809]

Kampf zwischen zwei bei einer Hofjagd in der Göhrde angeschossenen Keilern.
Originalzeichnung von L. Beckmann.

[815] Kampf zwischen zwei angeschossenen Keilern wahrend eines Jagens in der Göhrde. (Mit Illustration S. 809.) Bei Gelegenheit der im December 1883 in der Göhrde abgehaltenen Hofjagd ereignete sich gleich zu Anfang des Saujagens ein höchst interessantes, allerdings nur wenige Augenblicke dauerndes Schauspiel. Das Horn des Rüdemanns verkündete soeben die Eröffnung der Jagd, als gleich darauf die leichte Avantgarde des Schwarzwildes in Form einer Anzahl von Ueberläufern und Frischlingen über den Laufplatz stürmte. Die Mehrzahl der raschen Flüchtlinge erreichte das tödliche Blei vor dem Jagdschirm des Kaisers, und radschlagend wie Hasen im Treibjagen stürzten sie verendend in der hohen Haide nieder. Nach kurzer Pause erscholl abermals Hörnerklang, und begleitet vom lauten Ho, Rudoh und dem betäubenden Lärm der Hunde tauchten aus der dämmernden Tiefe des Nadelwaldes die mächtigen Gestalten zweier „groben Sauen“ auf. Näher und näher kamen die beiden grimmen Bestien in wilder Flucht – die Bürzel hoch gehoben und die Köpfe tief herabgesenkt, stürmten sie trotzig schnaubend und pustend ob der unliebsamen Störung kurz hinter einander auf der verhängnißvollen Bahn des Laufplatzes heran – da krachten kurz auf einander zwei Schüsse aus dem Kaiserstande und im selben Moment stürzte zunächst der erste Keiler wie vom Blitz gerührt nieder, während unmittelbar darauf sein Gefährte sich plötzlich niederließ und, augenscheinlich am Hintertheil gelähmt, in sitzender Stellung verharrte. Im nächsten Augenblick erwachte der vordere Keiler aus seiner Betäubung, raffte sich auf und machte kurz kehrt, um dies gefährliche Terrain schleunigst zu verlassen. Aber schon beim ersten oder zweiten Sprunge rannte er unverhofft mit seinem hinter ihm sitzenden Gefährten zusammen.

Sofort entspann sich ein wüthender Kampf zwischen den Beiden – in blinder Wuth schleuderten die ergrimmten Keiler die schweren Köpfe mit den scharfen weißen Gewehren rechts und links gegen einander, augenscheinlich glaubte jeder der Beiden von seinem treulosen Gefährten verletzt und an der Flucht verhindert zu sein. Unter zornigem Schnaufen und Prusten schoben und drängten sie sich auf kurzem Raume hin und her bis eben nach wenigen Augenblicken zwei weitere Schüsse aus dem Kaiserstande dem sonderbaren Zweikampfe ein plötzliches Ende bereiteten.

Als der Pulverdampf sich verzogen, sah man die ritterlichen Kämpen lang ausgestreckt in der hohen, braunen Haide regungslos und friedlich neben einander liegen! L. B.