König Leopold von Belgien als Cafetier in spe

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Titel: König Leopold von Belgien als Cafetier in spe
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aus: Die Gartenlaube, Heft 5, S. 80
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1866
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Leopold I. von Belgien
Blätter und Blüthen
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[80] König Leopold von Belgien als Cafetier in spe. Der Fürst behielt auf seinen zahlreichen Reisen sehr gern das Incognito bei und es machte ihm großes Vergnügen, wenn er zuweilen irgend ein humoristisches kleines Abenteuer erlebte. So kam er eines Tages nach Valence, besuchte dort den schönen Championnet-Platz und betrachtete lange Zeit mit wahrem Genuß die herrliche Aussicht auf das Rhone-Panorama, welche man von da aus hat. Nach einiger Zeit fühlt sich der König jedoch ermüdet und durstig, sah sich nach irgend einem Ruheplätzchen um und trat dann in ein an dem Platze gelegenes Café chantant ein, welches einem gewissen Lebeau gehörte.

Es war acht Uhr Morgens und der Saal war völlig leer, der König unterhielt sich deshalb damit, die hübschen Malereien zu betrachten, welche die Wände des Kaffeehauses bedeckten, und machte dem Besitzer desselben einige Complimente darüber. Dann setzte er das Gespräch fort, indem er sprach: „Sie müssen viel Geld verdienen, nicht wahr?“

„Nun, so so,“ entgegnete Lebeau. „Sehen Sie, wenn Sie vielleicht eine gute Speculation machen wollen, so haben Sie die beste Gelegenheit. Ich habe die Absicht, mich vom Geschäft zurückzuziehen, und da mein Café chantant, das überdies reizend gelegen ist, Ihnen zu gefallen scheint, will ich es Ihnen zu einem annehmbaren Preise überlassen; Sie sind gerade der rechte Mann dafür.“

„Das ist schon ein ganz plausibler Vorschlag,“ meinte der König lächelnd, „so ein Café chantant scheint mir auch ein ganz nettes Geschäft zu sein, allein ich werde doch wohl nicht darauf eingehen können.“

„Das ist schade,“ erwiderte Lebeau, „denn wenn Sie von der Präfectur die Erlaubniß erlangten, hier singen zu lassen, auch wenn im großen Theater gespielt wird, was ich bis jetzt nicht durchsetzen konnte, so wäre Ihr Glück bald gemacht und Sie könnten sich binnen einiger Zeit zurück ziehen und ein Landgütchen kaufen, obgleich die Abgaben, welche Sie an das Theater und die Armencasse zu zahlen hätten, ziemlich bedeutend sind.“

„Nun, ich werde mir die Sache noch überlegen, wer weiß, zu was ich mich entschließe,“ antwortete König Leopold.

Eine Stunde darauf begab er sich auf die Präfectur, gab sich dem Präfecten zu erkennen und erlangte natürlich sofort die von dem Kaffeehausbesitzer gewünschte Erlaubniß, welche er diesem sogleich zustellen ließ.

Lebeau war wie aus den Wolken gefallen, als er so plötzlich wie durch Zauber seinen langjährigen Wunsch erfüllt sah: er rannte in aller Eile nach dem Postbureau, um dort wo möglich noch den fremden Reisenden zu treffen und sich bei ihm zu bedanken; der König war aber schon fort und Lebeau erfuhr nun, wer es gewesen sei, dem er angetragen hatte, sein Café zu kaufen.