König Karls Meerfahrt
Der König Karl fuhr über Meer
Mit seinen zwölf Genossen,
Zum heil’gen Lande steuert’ er,
Und ward vom Sturm verstoßen.
„Ich kann wohl fechten und schirmen,
Doch hält mir diese Kunst nicht Stand
Vor Wellen und vor Stürmen.“
Dann sprach Herr Holger aus Dänemark:
Was hilft mir das, wenn also stark
Die Wind’ und Wellen jagen?“
Herr Oliver war auch nicht froh,
Er sah auf seine Wehre:
Wie um die Altekläre.“
Dann sprach der schlimme Ganelon,
Er sprach es nur verstohlen:
„Wär’ ich mit guter Art davon,
Erzbischof Turpin seufzte sehr:
„Wir sind die Gottesstreiter;
Komm, liebster Heiland, über das Meer
Und führ uns gnädig weiter!“
„Ihr Geister aus der Hölle!
Ich hab’ euch manchen Dienst gethan,
Jetzt helft mir von der Stelle!“
Herr Naimis diesen Ausspruch that:
Doch süßes Wasser und guter Rath
Sind oft zu Schiffe theuer.“
Da sprach der graue Herr Riol:
„Ich bin ein alter Degen,
Dereinst in’s Trockne legen.“
Es war Herr Gui, ein Ritter fein,
Der fing wohl an zu singen:
„Ich wollt’, ich wär’ ein Vögelein,
Da sprach der edle Graf Garein:
„Gott helf’ uns aus der Schwere!
Ich trink’ viel lieber den rothen Wein,
Als Wasser in dem Meere.“
„Gott woll’ uns nicht vergessen!
Äss’ lieber selbst ’nen guten Fisch,
Statt daß mich Fische fressen.“
Da sprach Herr Gottfried lobesan:
Man richtet mir nicht anders an,
Als meinen Brüdern allen.“
Der König Karl am Steuer saß,
Der hat kein Wort gesprochen,
Bis sich der Sturm gebrochen.