König Alfons XII. von Spanien und seine Gemahlin

Textdaten
Autor: Unbekannt
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Titel: König Alfons XII. von Spanien und seine Gemahlin.
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aus: Volksblatt. Eine Wochenzeitschrift mit Bildern. Jahrgang 1878, Nr. 5, S. 33–36
Herausgeber: Dr. Christlieb Gotthold Hottinger
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Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Dr. Hottinger’s Volksblatt
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Erscheinungsort: Straßburg
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Quelle: Commons
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König Alfons XII. von Spanien und seine Gemahlin.

Am 12. Februar 1873 legte König Amadeus von Spanien seine Krone nieder. In einer Botschaft an die Abgeordneten des Landes sprach er sich über die Gründe aus, welche ihn zu diesem Entschlusse bestimmten; unter Anderm sagte er:

„Zwei lange Jahre sind es, daß ich die Krone Spaniens trage, und Spanien lebt in beständigem Kampfe und sieht die Zeit des Friedens und Glückes, welche ich so inbrünstig ersehne, von Tag zu Tag weiter hinausgerückt. Wenn die Feinde seines Glückes Fremde wären, dann würde ich, an der Spitze dieser eben so tapferen wie ausdauernden Soldaten, der Erste sein, sie zu bekämpfen. So aber sind Alle, die mit dem Schwerte, der Feder oder dem Worte die Leiden der Nation verlängern oder erschweren, Spanier; alle rufen den süßen Namen des Vaterlandes an; alle kämpfen und arbeiten für sein Wohl, und inmitten des tosenden Kampfes, der verworrenen, betäubenden und sich widersprechenden Rufe der Parteien, der zahlreichen und einander entgegengesetzten Aeußerungen der öffentlichen Meinung ist es unmöglich, zu erkennen, wo sich die Wahrheit befindet, und noch unmöglicher, ein Heilmittel für so viele große Uebel zu finden. Ich habe eifrig nach demselben gesucht innerhalb des Gesetzes und habe es nicht gefunden. Außerhalb des Gesetzes darf der es nicht suchen, der geschworen hat, das Gesetz zu beobachten. Niemand wird meinen Entschluß auf Charakterschwäche zurückführen. Keine Gefahr hatte mich bewegen können, die Krone niederzulegen, wenn ich die Ueberzeugung hätte, sie zum Wohle Spaniens zu tragen. Aber heute habe ich die feste Ueberzeugung, daß meine Anstrengungen fruchtlos und meine Absichten unausführbar sind. Dies sind die Gründe, welche mich bewegen, der Nation die Krone zurückzustellen. Seien Sie überzeugt, daß ich nicht auch zugleich meiner Liebe für dieses ebenso edle als unglückliche Spanien entsage, und daß ich nur das Eine bedaure, daß ich ihm nicht das Glück verschaffen konnte, das mein treues Herz für es erstrebte.“

In denselben Tagen, in welchen Amadeus, der sich mit solchen edlen Worten von Spanien verabschiedet hatte, am Sterbe- und Todtenbette seines Vaters, des Königs Victor Emanuel von Italien, trauerte, bereitete sich Spaniens jetziger Beherrscher, Alfons XII., zu seiner Vermählung vor, welche am 23. Januar statt hatte.

Was Amadeus in den angeführten Worten aussprach, gibt gut den Eindruck wieder, welchen die neueste Geschichte Spaniens auf den macht, der sich mit ihr beschäftigt. Dieses größtentheils prächtige, für den Handel günstig gelegene, reiche Land, welches nicht ganz so viel Flächeninhalt hat als das Deutsche Reich und etwa 17 Millionen Einwohner zählt, konnte seit lange nicht zu der Ruhe kommen, welche für eine erfreuliche innere und äußere Entwickelung nöthig ist. Im September 1868 wurde seine Königin, Isabella II., durch eine Umwälzung ihres Thrones beraubt, im November 1870 Amadeus zum König gewählt; als derselbe im Februar 1873 abdankte, wurde die Republik eingeführt. Don Carlos, welcher nach dem Throne trachtete, erregte einen Aufstand, der zu entsetzlichen Gräueln führte und sich Jahre lang hinzog.

Mannigfach sind die Ursachen, welche dem in vielen Beziehungen edlen spanischen Volke den Revolutionsgeist einpflanzten, besonders ist daran die Unduldsamkeit Schuld, mit der man dort Jahrhunderte lang gegen Andersgläubige durch Feuer und Schwert wüthete. Unter dem Vorgeben, die Religion schützen zu wollen, wurden zahllose edle Männer und Frauen eingekerkert, enthauptet, verbrannt und freiere Regungen auf jede Weise unterdrückt, wodurch das staatliche, sittliche und religiöse Leben des Volkes die schwerste Schädigung erlitt; kann doch die Wohlfahrt einer Nation nicht erblühen, wenn sich dieselbe nicht in Angelegenheiten des Gewissens und Glaubens der Freiheit erfreuen darf. Erst seit wenigen Jahren werden in Spanien auch Angehörige anderer Bekenntnisse als des herrschenden katholischen geduldet.

Bekannt ist, daß die Besetzung des spanischen Königsthrons der äußere Anlaß zu dem Kriege von 1870/71 war. Das launige Wort, welches der Dichter dem Könige Wilhelm von Preußen damals in den Mund legte:

Vor mir können die Spaniolen
Sich nach Lust ’nen König holen,
Mein’thalb aus dem Pfefferland

bezeichnet die Stimmung, welche in Deutschland herrschte, als die Spanier den Prinzen Leopold von Hohenzollern zum Könige machen wollten. An Stelle des von seiner Bewerbung zurücktretenden Leopold wurde, wie wir bereits erwähnten, Amadeus gewählt. Als dieser abdankte und die darauffolgende Republik keinen Bestand hatte, bestieg Alfons XII. den Thron, von dem seine Mutter sechs Jahre vorher vertrieben worden war.

Seine Eltern sind Franz d’Assisi von Bourbon (sprich: Burbong) und Isabella II. Er ist am 28. November 1857 geboren und war noch nicht ganz 11 Jahre alt, [34] als seine Mutter Spanien verlassen mußte. Mit ihr floh er nach Frankreich und lebte in den nächsten Jahren besonders in Paris. Im Juni 1870 dankte Isabella zu seinen Gunsten ab. Vom Januar 1872 bis Juli 1874 besuchte er die Theresienakademie in Wien, wo er sich gute Kenntnisse – unter Anderem auch in der deutschen Sprache – erwarb. Dann ging er in eine Militärschule nach England und machte im Herbst 1874 eine größere Reise durch Mitteleuropa. Als er zu Weihnachten 1874 bei seiner Mutter in Paris war (dieselbe lebt getrennt von ihrem Gemahle), bekam er die Nachricht, er sei – besonders von den Soldaten – zum König ausgerufen worden. Schon am 9. Januar betrat er den spanischen Boden. Noch länger als ein Jahr währte der Kampf mit den Karlisten; Alfons stellte sich selbst an die Spitze seines Heeres und konnte im März 1876 einen Siegeseinzug in Madrid halten.

Seither ist in Spanien Friede. Derselbe ist dem Lande sehr nöthig, damit es die Wunden, welche ihm der Bürgerkrieg schlug, wieder heilen, und einer besseren Zukunft entgegengehen könne.

„Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei.“ Nach dieser Regel richtete sich auch Alfons trotz seiner Jugend. Er verlobte sich mit der Infantin Maria de las Mercedes. Dieselbe ist eine Tochter des Herzogs von Montpensier (sprich: Mongpangsieh; der Herzog ist ein Sohn des im Jahre 1848 vom französischen Throne vertriebenen Königs Ludwig Philipp) und der Schwester der Königin Isabella II. Alfons ist demnach ihr Vetter. Sie ist am 24. Juni 1860 geboren und genoß eine sorgfältige Erziehung. Zu ihrer Verlobung soll es auf eigenthümliche Weise gekommen sein. König Alfons – so wird erzählt – lustwandelte eines Tages mit ihr; sie sprachen eifrig miteinander und zwar deutsch, wohl aus dem Grunde, um von ihrer Begleitung nicht verstanden zu werden. Plötzlich hielt der König einen mit sechs Maulthieren bespannten Wagen an, schwang sich auf dessen Sitz, ergriff die Zügel, ließ die Infantin neben sich, die Erzieherin hinter sich sitzen und feuerte die Thiere zum raschen Laufe an. Während dieser seltsamen Fahrt über Stock und Stein verlobte er sich mit ihr. Auch soll er sich die Erfindung des „Fernsprechers“ zu Nutze gemacht und sich während des Brautstandes mit seiner Erkorenen vermittelst eines solchen Instruments unterhalten haben; ein Draht führte aus einem seiner Zimmer in ein solches der Prinzessin.

Die Hochzeit wurde am 23. Januar mit großem Glanz[1] in Madrid gefeiert. Viele Gesandte europäischer Staaten und sonstige hohe Würdenträger wohnten ihr bei. Als Vertreter des Kaisers Wilhelm von Deutschland war der tapfere General von Göben eingetroffen, welcher in den Jahren 1836–40 unter karlistischer Fahne in Spanien gekämpft hatte und von daher Land und Leute genau kannte.

Das Volk, welches den Feierlichkeiten in zahlloser Menge beiwohnte, bekam allerlei Lustbarkeiten zu sehen und mitzumachen. Da konnte man einen Luftschiffer anstaunen, welcher in einem Ballon in die Höhe fuhr, die verschiedenen Landestrachten beschauen, die in bunter Mannigfaltigkeit vertreten waren u. A. m. Ganz besondere Freude (eine Ehre ist es freilich nicht für sie) machten den Spaniern die Stiergefechte, welche veranstaltet wurden und vielen gehetzten und geplagten Thieren das Leben kosteten.

Die Festfreude ist nun vergangen. Möchte das Königspaar dem spanischen Volk zu jenem Glück verhelfen können, welches Amadeus vergebens erstrebte!

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Alfons XII., König von Spanien, geboren den 28. November 1857, zum König ausgerufen den 30. Dezember 1874, vermählt den 23. Januar 1878 mit der Infantin Maria de las Mercedes, geboren am 24. Juni 1860.

Anmerkungen der Vorlage

  1. Vielleicht freut es manche unserer werthen Leserinnen, zu erfahren, wie die Braut geschmückt war. Sie trug ein weißseidenes, mit Spitzen geziertes Kleid mit einer ungeheuren Schleppe, auf welcher weiße Rosen angebracht waren. Ihr ebenfalls weißer Mantel war reich verbrämt; ihre weiße Mantilla wurde von einer Diamantnadel zusammengehalten und ein prachtvolles Perlendiadem erhob sich über ihrer Stirne.