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Autor: Edwin Bormann
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Titel: Juwelgruß
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aus: Die Gartenlaube, Heft 40, S. 660
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1883
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[660]
Juwelgruß[1]

an Deutschlands allverehrden Gunst- un Maler-Meester
den Herrn
Professer Dr. Adrian Ludwig Richter
in Loschwitz bei Dräsen.
Ze seinen achzigsten Geburtsdage,
d. 28. Sept. 1883,
ehrforchtsvoll dargebracht
von ännen alden Leibz’ger.

     

’S war in der Resedenstadt Dräsen
Vor grade achzig Jahr’n gewesen,
Da steckt’ ä junger Springinsfeld
Sei Schniffelnäschen in de Welt.

5
Un gaum, daß er ä Weilchen nu

Se ahnjeguckt mit Seelenruh
Von rechts un links, von om un unden
Un diese Welt gans hibsch befunden,
Da kriegt’ er iwwer all den Gucken

10
In Fingern so ä närr’sches Jucken:

„Fix,“ rief er, „gebt ä Bleistift mir –
Ich bringe alles ze Babier!“ –
Un siehe da, gesagt, gedhan,
Mei Ludwig fängkt ze malen ahn.

15
Un Dorf un Stadt, un Berg un Dhal

Un Sonnenschein un Wedderstrahl
Un Boom un Bach un Feld un Flur
Malt er von jetzt in eener Dur.
Un was in Lifden zibbelzabbelt,

20
Was iwwer’sch Gras hin kribbelkrabbelt,

Un was de huppst un was de springkt
Un was de biepst un was de singkt,
Was surrt un gurrt, was schwirrt un summt,
Was quietscht un fietscht, was brillt un brummt,

25
Un was de krächzt un was de grunst,

Das fällt zer Beide seiner Gunst.
Doch Mägd- und Knäblein, Weib- un Männichen
Malt eegal er dorch acht Dezennichen –
Gorz, schließlich frägt ä jeder sich:

30
Was malt denn dieser Ludwig nich?

– Denn wenn (wie manchmal jetzt ’s Gerede)
De Welt ämal erfrieren dheede,
Indem de Sonne streikt’ un spreeche:
Mei Gohlenvorrath geht zer Neege –

35
Un ’s fiel (denn wie gann’s andersch sein?)

Den liewen Gott hernachens ein:
Das bischen Welt war doch recht scheen,
Ich will noch ’mal an’s Schaffen gehn! –
Un wenn er dann nich gleich am Ende

40
De alden Schepfungkspläne fände –

Was meent ihr wohl, was er da machde?
Er winkde seinen Betrus sachde:
„Freind,“ spreech er, „geh ämal ä Gangk
In unsern Gunst- un Biecherschrank

45
Un hole fix ämal von da

Mir Ludwig Richter’sch Obera!“ -
Bald dheet’ uf seinen Schooß de Mabben
Er schmunselnd ausenander klabben
Und schief de neie alde Welt,

50
Wie Richter’sch Blei se dargestellt.

Dann residirt’ er Stick fer Stick
Das All mit seinen Schepferblick
Un spreeche froh un wohlgemuth:
„Ich wußt’ es, das Rezept is gut!“

Edwin Bormann.

  1. Unter den vielen Glückwünschen, welche dem Jubilar zu seinem 80. Geburtstage eingesandt worden, befindet sich auch der obige „Juwelgruß“, den wir seiner gelungenen Form und originellen Auffassung wegen gern als eine Probe unserer Dialektdichtung nachträglich veröffentlichen.