Jung-Walter
Um Weihnacht war’s, der Wind blies kalt
Und die Tafelrunde begann,
Da kam an den Hof des Königs
Manch’ schottischer Rittersmann.
Schauten nieder von ihrem Schloß:
Da sahen sie kommen Jung-Walter,
Jung-Walter hoch zu Roß.
Seine Läufer liefen vor ihm her,
Und sein Mantel wie von Golde
Blitzte im Sonnenlicht.
Und von Golde waren die Decken
Und die Hufe von Silber hell,
War wie der Wind so schnell.
Da sprach ein tückischer Höfling,
Der neben der Königin stand:
„Wer ist der schönste Ritter
Manch schönen Ritters Gesicht,
Einen schöneren als Jung-Walter
Sah’ ich mein Lebtag nicht.““
Seine Wange verfärbte sich:
„Und wär’ er zweimal schöner,
Erst nennen mußtest Du mich.“
„„Du bist kein Lord und Du bist kein Laird,
Da ist kein Ritter in Schottland,
Der nicht wäre Dein Vasall.““
Die Königin sprach es bang und blaß,
Der König ward blutroth; –
Das bringt Dir nun den Tod.
Sie haben ihn flugs ergriffen,
Ihn sicher eingehegt,
Sie haben Jung-Walter ergriffen
„Oft bin ich geritten durch Stirling
Bei Wetter und Regenguß,
Nie bin ich geritten durch Stirling
Mit Ketten an Hand und Fuß.
Bei Sturm und Windeswehn,
Nie bin ich geritten durch Stirling,
Um’s immer wieder zu sehn.“
Am Fuß des Hügels noch einmal
Sah er Sattel und Zaum und Pferd.
Am Fuß des Hügels noch einmal
Sah er seine Lady schön; –
Mußt sie ihn sterben sehn.