Textdaten
Autor: Johannes Bolte
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Titel: Josef Pommer †
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aus: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde, 29. Jahrgang, S. 54–55
Herausgeber: Fritz Boehm
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1919
Verlag: Behrend & Co.
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: Michigan-USA*, Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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Josef Pommer †.

Am 22. November 1918 schied zu Gröbming in der Steiermark der betagte Volksliedforscher Regierungsrat Prof. Dr. J. Pommer aus dem Leben, das nach dem Zusammenbruche des Vaterlandes für den glühenden Patrioten keinen Wert mehr hatte. Schon als Gymnasiast war er (geb. am 7. Februar 1845 in Mürzzuschlag) von solcher Begeisterung für die Volksweisen ergriffen, dass er in der Harmonie- und Kompositionslehre Unterricht nahm, um sie setzen zu können, und in den Ferien mit mehreren sangesfrohen Kameraden die liederreichen Täler der Untersteiermark und Kärntens durchwanderte. Nachdem er in Wien Philosophie, Mathematik und Physik studiert hatte, wurde er 1870 zum Doktor promoviert und trat bald darauf in den Lehrkörper des Mariahilfer Gymnasiums ein, dem er bis zu seiner Pensionierung angehörte. Für sein Lieblingsgebiet wirkte er durch die Gründung des deutschen Volksgesangvereins in Wien (1889), durch die zwanzig Jahrgänge [55] seiner Zeitschrift ‘Das deutsche Volkslied’ (1898–1918) und die Organisation der vom Ministerium Hartel unternommenen grossen Sammlung der Volkslieder in Österreich, von der hoffentlich bald ein Band gedruckt werden kann; ausserdem durch zahlreiche Flugschriften, Liederhefte für Männer- und gemischten Chor, ein Liederbuch für die Deutschen in Österreich (1884), Sammlungen von Jodlern und Juchezern, die Herausgabe der Oberschefflenzer Volkslieder von Augusta Bender (1902), der Blattl-Lieder (1910) u. a. Pommers tatkräftige Art war nicht ohne Schroffheit und Einseitigkeit; wenn es sich um die ‘Echtheit’ eines Volksliedes handelte, liess er nicht leicht einen Widerspruch gelten; aber seine hohen Verdienste um die Würdigung, Bergung und Neubelebung des deutschen Volksliedes werden stets in Ehren gehalten werden.

     Berlin. Johannes Bolte.