Textdaten
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Autor: Heinrich Heine
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Titel: Jammerthal
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aus: Deutscher Musenalmanach, Band 7. S. 381–382
Herausgeber: Christian Schad
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1857
Verlag: Stahel’sche Buchhandlung
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Erscheinungsort: Würzburg
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Quelle: Google und Commons
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[381]
Jammerthal.


     Der Nachtwind durch die Luken pfeift,
Und auf dem Dachstublager
Zwei arme Seelen gebettet sind;
Sie schauen so blaß und mager.

5
     Die eine arme Seele spricht:

Umschling mich mit deinen Armen,
An meinen Mund drück’ fest deinen Mund,
Ich will an dir erwarmen.

     Die andere arme Seele spricht:

10
Wenn ich in dein Auge sehe,
[382]

Verschwindet mein Elend, der Hunger, der Frost
Und all’ mein Erdenwehe.

     Sie küßten sich viel, sie weinten noch mehr,
Sie drückten sich seufzend die Hände,

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Sie lachten manchmal und sangen sogar,

Und sie verstummten am Ende.

     Am Morgen kam der Commissär,
Und mit ihm kam ein braver
Chirurgus, welcher constatirt

20
Den Tod der beiden Cadaver.


     Die strenge Witt’rung, erklärte er,
Mit Magenleere vereinigt,
Hat Beider Ableben verursacht, sie hat
Zum Mindesten solches beschleunigt.

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     Wenn Fröste eintreten, setzt’ er hinzu,

Sei höchst nothwendig Verwahrung
Durch wollene Decken; er empfahl
Gleichfalls gesunde Nahrung.