Ja, könnt’ ich mich in deinen Frieden schmiegen
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2.
Ja, könnt’ ich mich in deinen Frieden schmiegen,
Du Port, der mir nun winkt zu kurzer Rast!
Was in mir tobt und wühlt und gährt besiegen:
Des Lebens ganze, glüh’nde Fieberhast
Gewiß – denn trüb und unstät ist mein Sinn,
Nicht blieb ich, die ich war in früh’ren Tagen,
Wie könnt’ ich bleiben, die ich heute bin?
Du scheinst so träumend und weltabgeschieden
Und doch – umbraust nicht ringsum deinen Frieden
Die Stadt der schlimmsten, tollsten Kämpfe – Rom?!
Der Nam’ allein – läßt er dich nicht erschauern?
Weißt du wie Viel und Was er in sich faßt?
Noch böt’ dein Friede mir solch’ traute Rast!
Denn siehe: Rom begreift in sich das Leben
Mit allen Schrecken, denen du entfloh’n,
Mit jeder Wonne, der du dich begeben,
Da siehe! ringsum seiner Kämpfe Reste:
Zerbroch’ne Scepter, moderndes Gebein,
Verlass’ne Tempel, bröckelnde Paläste,
Zerstörter Foren Marmor-Wüstenei’n!
Zertret’ne Götterleiber hier und dort,
Zerstampft von den Kothurnen wüster Heere,
Befleckt von ihren Freveln jeder Ort!
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Und dennoch – diese Frevel, sie bedeuten
Ja schaud’re! blutig müssen uns’re Beuten
Und heilig sein, das kitzelt die Gewalt;
Das spornt nicht nur Erob’rer und Empörer,
Zum Kampf, das wühlt uns Allen toll im Hirn
In tiefen Furchen früh auf uns’re Stirn....
Ob ich’s gefühlt? Ob ich auch dies empfunden?
Ob ich ihn theile, diesen frevlen Ruhm?
Gewiß! er schlug die tiefste meiner Wunden,
Wie Rom liegt in Ruinen nun mein Leben
Und alle Träume, alle Götter drin,
Doch über ihre Grüfte hinzuschweben,
Das reizt und spornt so wonnig meinen Sinn,
In’s heiße Kämpferauge mir zurück,
Daß ich empfind’: in diesem glühnden Sehnen
Allein ruh’ meines Ich’s geheimstes Glück!
Wie du in Rom – so steht in meinem Leben
Um dann auf’s Neue wild hinauszustreben
Auf’s off’ne Lebensmeer aus sich’rer Bucht –
Hinweg! hinweg! schon glühen meine Wangen,
Erröthend, daß dein Zauber mich bethört –
Denn lieben kann ich nur, was ich zerstört....