In memoriam
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In memoriam.
Ein Freund unseres Blattes sendet uns dieses stimmungsvolle Gedicht:
Von den Platanen sank das Laub, das welke,
Als Bruno Schoenlank man zur Ruhe trug.
Nur da und dort verlieh die rote Nelke
Ein wenig Farbe dem gewalt'gen Zug,
Durch lange Gassen bis hinaus ans Grab,
Gemess‘nen Schritts und ohne Hast und Drängen,
Dem toten Führer das Geleite gab.
Man hatte Kränze ohne Zahl gesendet
Man hatte Banner, schwarzumflort, gesendet
Und so des Todes Majestät gewahrt,
Doch war es das und war's der Nebelschleier,
Der mit dem düstern Pomp in Sympathie,
Das seltsam Herzergreifende verlieh?
O nein, es war der Ausdruck stummer Trauer,
Der an dem rauhen, grauen Nebeltag
Auf diesem Zug und auf der Menschenmauer,
Es war das tiefe Mitgefühl der Massen,
Das sich so schlicht und doch so rührend zart
Für die sogar, die uns fanatisch hassen,
Das sich so ehrfurchtheischend offenbart.
In dieser Männer, dieser Frauen Blick,
Daß jedem einzelnen ein Schlag gewesen
Des tapfern Toten tragisches Geschick,
Und daß in tausend, abertausend Herzen,
Bei Schoenlanks Tode ans dem Kelch der Schmerzen
Ein schwerer Tropfen bittern Kummers fiel.
Der hohle Pomp läßt sich verhundertfachen,
Wenn Zahlung und ein Trinkgeld man verspricht;
Nur echter Jubel, echte Trauer nicht.
Wo sie sich zeigt in ihrem schlichten Kleide,
Macht man ihr Platz, denn sie verkennt man nie,
Und unwillkürlich beugt vor echtem Leide
Sein ganzes Dasein hat er uns gegeben,
Der jetzt für immer stille, stumme Mann,
Doch ward ein Lohn ihm für sein Kämpferleben,
Wie niemand reicher ihn ersinnen kann.
Indem er sie beflügelt und verklärt:
Das Volk allein hat Ehren zu verschenken,
Wie es am Sonntag Schoenlank sie gewährt!
L.
Anmerkungen (Wikisource)
BearbeitenGedicht zum Abschied von Bruno Schönlank, von Oktober 1894 bis zu seinem Tod war Schönlank Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung.