In der Unsicherheit des Lebens

Textdaten
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Autor: A. D.
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Titel: In der Unsicherheit des Lebens
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 7, S. 119, 120
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[119] In der Unsicherheit des Lebens scheint New-York der Kaiserstadt Berlin doch noch „über“ zu sein. In den Gewässern, welche New-York umspülen, wurden hunderteinundfünfzig Leichen gefunden, von denen sechsundfünfzig unerkannt im Armenfriedhofe eingescharrt wurden. Nur in wenigen Fällen konnte constatirt werden, ob Absicht, Unfall oder Mord die Schuld an dem Tode der Unglücklichen trug. – Hundertdreizehn neugeborene Kinder fand man leblos in den Straßen, auf Hofräumen und in Cloaken, und sechsundzwanzig wurden von ihren Müttern absichtslos im Bette erstickt. Hundertundein Selbstmorde fanden, die meisten im April und September, statt, wovon in vierunddreißig Fällen Gift als der schmerzloseste, in achtundzwanzig Fällen die Kugel als der schnellste und in fünfzehn Fällen der Strick als der einfachste Vermittler des Todes gewählt wurden, während Fünfzehn sich an Stichwunden verbluteten. Mord und Todtschlag waren in sechsundfünfzig Fällen nachweisbar – aber Hinrichtungen fanden nur zwei statt. „Zufällig“ erschossen oder vergiftet (letzteres fast immer durch die Unvorsichtigkeit von Apothekergehülfen) wurden Fünfzehn. Unvorsichtigkeit in der Handhabung von Feuer und Licht kostete zweiundfünfzig Personen das Leben, und den Feuertod in brennenden Gebäuden fanden sieben. Verbrüht wurden (meist bei Dampfkesselexplosionen) Siebenundvierzig. Die Dampfeisenbahnzüge innerhalb des Stadtgebietes tödteten Sechsunddreißig, die Pferdeeisenbahnen [120] brachten es dagegen auf Zweiundfünfzig (meistens durch unvorsichtiges Herabspringen, während der Wagen im Laufe war); gewöhnliche Gefährte nahmen achtunddreißig Personen das Leben. Die tödtlichen, durch Sturz veranlaßten Unfälle waren am zahlreichsten; Siebenundvierzig starben durch einen Sturz auf den Straßen, größtentheils zur Winterszeit auf dem Glatteise; Neununddreißig durch einen Fall aus dem Fenster; Fünfundvierzig durch einen auf der Treppe erlittenen Fall. Fünfundzwanzig fielen in offene Kellerluken, Einunddreißig von im Baue begriffenen Häusern, Sechsundzwanzig von Stellagen und Leitern, Zwanzig in Schiffsräume, Fünfzehn von Dächern, Neunzehn von Wagen etc. Sonstige Unfälle von verschiedener Beschaffenheit erforderten hundertzehn Menschenleben. Unvorsichtige Felsensprengungen brachten neun Personen den Tod, Explosionen acht, und von Maschinen zerrissen oder zerstampft wurden neunzehn. Elf wurden von Pferden erschlagen, Siebenzehn von wilden Stieren getödtet und Zwei von Hunden zerfleischt.

Dies macht ein Jahresopfer von tausendeinhundertsiebenundzwanzig Menschenleben bei einer kaum eine Million erreichenden Bevölkerung!

A. D.