Im Wettstreit
[612] Im Wettstreit. (Zu dem Bilde S. 609.) Wie viele von den Käuferinnen eleganter Hüte denken wohl einen Augenblick an die Herstellerinnen derselben? Im großen Prachtladen, wo die fertigen Kunstgebilde auf den Tischen prangen, ist nichts von jenen zu sehen; aber wer in demselben Haus eine Treppe höher steigt, der blickt wohl gegenüber durch ein Hoffenster hinein in die enge Werkstatt, wo so viel aparte Zierlichkeit aus den verschiedenartigsten Bestandteilen aufgebaut wird. Der Platz ist knapp bemessen, kein Fuß breit unbenutzt; dicht um den Tisch gedrängt, umgeben von Seide, Federn, Band und Blumen, sitzen die netten Mädchen und sticheln mit behenden Fingern drauf los, um aus einer rohen Hutform durch Besatz und Ausputz ein berückendes kleines Kunstwerk zu stande zu bringen. Die vier Mädchen auf unserem Bilde sind mit besonderem Eifer thätig. Der Genossin im Hintergrunde ist gerade ein hervorragend schöner Hut gelungen. Das reizt den Ehrgeiz der andern. Die fröhliche Unterhaltung und das lustige Lachen, die noch vor kurzem in der Werlstätte sich hören ließen, sind verstummt, und die Köpfe der jungen Damen beschäftigen sich lebhaft mit Kunstfragen. Blumen, Bänder und Federn gruppieren sich in ihren Gedanken zu geschmackvollen und originellen Arrangements, und dank diesem Wetteifer finden alle Freude an ihrer Arbeit.