Textdaten
<<< >>>
Autor: Gustav Weck
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Im Paradise
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 39, S. 648
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
siehe auch Berichtigung
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[648]

     Im Paradiese.

Im Schlafe schon? - So hell erklang noch eben
Dein frohes Lachen durch den hellen Raum,
Und nun verräth das holde kleine Leben
Der leise Hauch der Purpurlippe kaum?
Wie süß, in gold’ner Lockenfluth begraben,
Die liebe Hand Dir unter’m Haupte ruht,
In Frieden still - o, Frieden darfst Du haben,
Du warst ja glücklich und Du warst ja gut.

Was war Dein Schmerz? Ein Rauschen nur im Walde,
Der frisch im Laub und hell in Blüthe steht;
Ein Schatten nur auf sonnenwarmer Halde,
Der, wie die Wolke droben, kommt und geht;
Ein rascher Vogel, dessen dunkle Schwinge
Des Weihers Fläche streckt mit leisem Schlag:
Erbebend zieht das Wasser seine Ringe
Und liegt dann wieder ruhig, wie es lag.

Und Deine Schuld? Des Haares wirre Strähne
Vom Raub aus Vaters Lieblingsbeet umgrünt;
Ein Schrei des Kindertrotzes, eine Thräne,
Von Deiner Schönheit tausendfach gesühnt –
Von Deiner Schönheit, die aus lichter Ferne
In’s trübe Reich der Menschen sich verlor,
Noch rein und heilig, wie des Himmels Sterne,
Und wie im Paradies der Engel Chor.

Gleich einem Vöglein hast Du Deine Glieder
Am Freudenquell gebadet ohne Rast,
Und, wie am Morgen warst Du Abends wieder
Bei Tisch und Spiel des Hauses bester Gast.
Doch sahst Du ernst von Gramesschatten werden
Ein theures Antlitz, hast Du nicht geruht
Mit holdem Wort, mit strahlenden Geberden –;
Du warst so glücklich, und Du warst so gut.

So schlafe denn und laß Dein sonnig Eden
Im Traume Dir noch lieblicher erblüh’n,
Und laß Dir keinen Deiner Engel reden
Von Erdenjammer und von Erdenmüh’n!
Wie bald, und tödtlich rauhe Stürme wallen
Durch Deiner Seele frühlingshellen Wald,
Und fordern wird die Welt, der Du verfallen,
Auch Dich, mein süßes Kind – ach, wie so bald!

     Gustav Weck.