Im Kreislauf des Jahres (1900)
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Im Kreislauf des Jahres.
Wenn sich im Frühlingssonnenschein
Die ersten bunten Falter wiegen,
Dann sollst Du wie die Lerche sein,
Die aufwärts strebt in frohem Fliegen,
In’s ew’ge Blau wie trunken klettert
Und ihren hellen Lobgesang
Der Freiheit und der Liebe schmettert.
Denn ist für all‘ die sel’ge Lust
Wenn Alles schweigt im Sonnenbrand
Und lechzt nach Regen und nach Kühle,
Dann fühle Dich dem Blitz verwandt,
Der niederzuckt in all‘ die Schwüle,
Des Himmels dunkler Schooß entladet,
Der Regen brausend niederbricht
Und Alles labt und Alles badet.
Das freie Wort in schwüler Zeit
Wenn Alles frostig wird und bleich,
Und welk das Laub zu Boden gleitet,
Dann sei der raschen Schwalbe gleich,
Die ihre starken Schwingen breitet,
Der Herbst die müde Erde kettet,
Weit über Meere, Berg und Thal
In schön’re Sonnenlande rettet.
Der Freiheit und der Schönheit Reich
Und wenn der Wald des Todes Bild,
Und schneebedeckt die weiten Räume,
Dann gleiche Du dem trotz’gen Wild,
Das hungernd irrt durch kahle Bäume,
Mit scheuer, stummer Bitte wendet,
Zurück in’s tiefste Dickicht wich
Und ohne Klage dort verendet.
Wer nimmt das Brot der Tyrannei?
R.L.