Im Kreislauf des Jahres (1900)

Textdaten
Autor: Rudolf Lavant
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Im Kreislauf des Jahres.
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber: Illustrierter Neue Welt-Kalender
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1900
Verlag: Auer/Hamburg und J.H.W. Dietz/Stuttgart (in Kommission)
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scan
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]

[25]

Im Kreislauf des Jahres.

Wenn sich im Frühlingssonnenschein
Die ersten bunten Falter wiegen,
Dann sollst Du wie die Lerche sein,
Die aufwärts strebt in frohem Fliegen,

5
Die in des kleinen Herzens Drang

In’s ew’ge Blau wie trunken klettert
Und ihren hellen Lobgesang
Der Freiheit und der Liebe schmettert.
Denn ist für all‘ die sel’ge Lust

10
Kein Raum in Deiner breiten Brust?


Wenn Alles schweigt im Sonnenbrand
Und lechzt nach Regen und nach Kühle,
Dann fühle Dich dem Blitz verwandt,
Der niederzuckt in all‘ die Schwüle,

15
Bis sich bei seinem Flammenlicht

Des Himmels dunkler Schooß entladet,
Der Regen brausend niederbricht
Und Alles labt und Alles badet.
Das freie Wort in schwüler Zeit

20
Gleicht nur dem Blitz an Herrlichkeit.


Wenn Alles frostig wird und bleich,
Und welk das Laub zu Boden gleitet,
Dann sei der raschen Schwalbe gleich,
Die ihre starken Schwingen breitet,

25
Die sich, wenn düster, ernst und fahl

Der Herbst die müde Erde kettet,
Weit über Meere, Berg und Thal
In schön’re Sonnenlande rettet.
Der Freiheit und der Schönheit Reich

30
Bleibt sich zu allen Zeiten gleich.


Und wenn der Wald des Todes Bild,
Und schneebedeckt die weiten Räume,
Dann gleiche Du dem trotz’gen Wild,
Das hungernd irrt durch kahle Bäume,

35
Das, eh‘ es an den Menschen sich

Mit scheuer, stummer Bitte wendet,
Zurück in’s tiefste Dickicht wich
Und ohne Klage dort verendet.
Wer nimmt das Brot der Tyrannei?

40
Viel lieber sterben, aber ― frei!

                                             R.L.