Im Hirschberger Thal
Es ist wohl eine Freudenthrän’
Mir in das Aug getreten
Als ich die Gegend hier gesehn,
Ein wortlos stilles Beten
Sich heben wie Altäre
So feierlich, so ernst und stumm
So stark zu Gottes Ehre.
Es trägt das Haupt der Koppe Schnee,
Es springen von der Berge Höh
Die muntern Wasserfälle;
Die Wiesen sind so frisch und grün,
So schön die dichten Wälder
Hoch stehn die Saatenfelder.
Mir ist ich sei im Paradies
Wenn ich so ringsum schaue!
Und hingesunken träum ich süß
So traut, so heimlich ist’s im Thal,
Und von den Bergen droben
Klingts wie ein Gruß von Rübezahl,
Der seine Stimme erhoben.
Hin wo die Menschen wohnen
Ich biete ihnen frohen Gruß
Und sie: „Mag’s Gott Euch lohnen!“
Das klingt so traurig, schmerzensreich,
Helf Gott! Du Weib – wie bist Du bleich,
Wie schmerzlich von Geberde?
In Deine Hütte laß mich sehn –
Da drinn am Webestuhle,
Und klappern mit der Spule.
Die Kinder schreien laut nach Brot,
Die blinde Alte singet
Ein düstres Lied vom Freunde Tod,
Es ist wohl eine Schmerzensthrän’,
Mir in das Aug getreten
Als ich die Menschen hier gesehn,
Ein wortlos stilles Beten,
O hört ihn nicht vergebens! –
Die Schlange ist im Paradies
Und frißt vom Baum des Lebens!