Textdaten
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Autor:
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Titel: Im Garten von Mount-Vernon
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aus: Die Gartenlaube, Heft 9, S. 90-91
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1853
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Im Garten von Mount-Vernon.

Drüben im Westen, in einem Garten unter hohen schattigen Bäumen, liegt ein einsames Grab. Keine Inschrift, kein Stein bezeichnet den Namen dessen, der hier sein ewiges Ruhekissen gefunden. Und da drinnen unter dem Rasen schläft doch der größte Bürger des größten und glücklichsten Staates, der beste und edelste Mensch seines Jahrhunderts.

Er der einfache Landwirth war es, welcher den jetzt [91] glücklichen Staat aus seiner tiefsten Zerrüttung, aus Mangel und Bedrängniß zu der hohen Stufe seiner Macht erhob, der wiederholt die fremden Heere schlug, eine freie und sichere Gesetzgebung einführte, ein edles Bürgerthum schuf, dem Volke eine Verfassung gab, die heute, nach 70 Jahren, noch als Muster gilt.

Er war es, der nach Jahren mühevollen Schaffens, jede Belohnung ausschlagend, arm wie vordem, von dem Gipfel seiner Macht still in das Privatleben zurückkehrte und als ein schlichter Bürger des selbstgeschaffenen Staates ruhig abwartete, bis ihn das Vaterland zu neuen Aemtern, zu neuen Thaten rief. So groß und edel und uneigennützig war nie ein Mann, so wackere auch die Weltgeschichte aufzuzählen hat. In der Gestalt eines Helden barg er das Herz eines Weisen, den Geist eines Staatsmannes und den Muth eines freien Bürgers. Unerschütterlich treu gegen das Vaterland, paarte er mit dem Verstande und der Einsicht eines genialen Mannes die Unschuld und den Charakter eines Kindes. Stets waren seine Absichten redlich und seine Mittel immer rein. Er zeigt uns das seltene Beispiel eines Staatsmannes, dem List gänzlich unbekannt und der in seinen Versicherungen gegen fremde Regierungen wie gegen seine Mitbürger stets aufrichtig war. Nie gab es einen so edlen Charakter.

Das einsame Grab liegt in dem Garten von Mount-Vernon im Staate Virginien und der Name des Bravsten der Braven, der hier seinen ewigen Schlaf schläft, ist – Georg Washington.