Textdaten
<<< >>>
Autor: R. G.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Im Bodethal
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 32, S. 521, 532
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1885
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[521]

Bodekessel im Harz.
Nach dem Oelgemälde von Hellmuth Rätzer.

[532] Im Bodethal. (Mit Illustration S. 521.) Bädeker, der bewährte Führer, hat Recht, wenn er behauptet, daß das Bodethal der Glanzpunkt des Harzes sei und an wilder Großartigkeit nur im Hochgebirge seines Gleichen finde. Ueberall himmelanstrebende Felsenwände, grau und kalt, scheinbar ohne Ausgang. Nur das Schäumen, Kochen und Brausen der Bode unterbricht die schauervolle Einsamkeit. Aus den eisigen, bräunlichgrünen Fluthen des herrlichen Waldstroms steigen starre Klippen wie Obelisken zum Himmel empor, groteske Bildungen, die jeden Augenblick herabzustürzen drohen, die gewaltigen Trümmerhaufen zu mehren, die weithin das buschige Thal bedecken. Mächtige Rollsteine und scharfkantige Granitblöcke liegen umher, als hätten sie Berggeistern zum Spielballe gedient. Am grausigsten ist die Scenerie, wo der nach drei Seiten steil abfallende, wild zerklüftete Granitpfeiler der „Roßtrappe“ 200 Meter über der Bode emporragt, eine Riesenbastei, die von der ihr schräg gegenüber liegenden Klippenwand des „Hexentanzplatzes“ noch um 70 Meter übertroffen wird. Wenige Schritte weiter in der Felsschlucht liegt der „Bodekessel“, ein wildes, rings von 200 Meter hohen Granitmauern umschlossenes Felsenbecken, welches die brausenden Gebirgswasser, den Fuß der Klippen benagend und höhlend, ausgewaschen haben. Eine schmale Brücke, die „Teufelsbrücke“ genannt, führt in beträchtlicher Höhe über den gährenden Schlund. Bis zum Jahre 1865 war das Bodethal nur bis zu diesem Punkte gangbar. Mit ungeheuren Kosten und saurer Arbeit aber ward hier den Felsen ein Weg abgewonnen, welcher an der schäumenden Bode bald sanft ansteigend, bald bergab durch den Wald bis Treseburg führt. Eine solche Abwechselung von großartigem Ernst und lieblicher Idylle, wie sie auf diesem Wege geböten, weist der Harz nicht zum zweiten Male auf. R. C.