Hyperion an Bellarmin XIV
[93] HYPERION AN BELLARMIN.
Ich hab’ es Einmal gesehn, das Einzige, das meine Seele suchte, und die Vollendung, die wir über die Sterne hinauf entfernen, die wir hinausschieben bis an’s Ende der Zeit, die hab’ ich gegenwärtig gefühlt. Es war da, das Höchste, in diesem Kreise der Menschennatur und der Dinge war es da! Ich frage nicht mehr, wo es sey; es war in der Welt, es kann wiederkehren in ihr, es ist jezt nur verborgner in ihr. Ich frage nicht mehr, was es sey; ich hab’ es gesehn, ich hab’ es kennen gelernt. O ihr, die ihr das Höchste und Beste sucht, in der Tiefe des Wissens, im Getümmel des Handelns, im Dunkel der Vergangenheit, im Labyrinthe der Zukunft, in den Gräbern oder [94] über den Sternen! wisst ihr seinen Namen? den Namen dess, das Eins ist und Alles? Sein Name ist Schönheit. Wusstet ihr, was ihr wolltet? Noch weiss ich es nicht, doch ahn’ ich es, der neuen Gottheit neues Reich, und eil’ ihm zu und ergreiffe die andern und führe sie mit mir, wie der Strom die Ströme in den Ocean. Und du, du hast mir den Weg gewiesen! Mit dir begann ich. Sie sind der Worte nicht werth, die Tage, da ich noch dich nicht kannte - O Diotima, Diotima, himmlisches Wesen |