Textdaten
<<<
Autor: Karl Wilhelm Mittag
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Hochstein
Untertitel:
aus: Chronik der königlich sächsischen Stadt Bischofswerda, Seiten 616–617
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1861
Verlag: Friedrich May
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Bischofswerda
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Google und Wikimedia Commons
Kurzbeschreibung:
weitere Texte s. Hochstein (Elstra)
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]

[616]

Der Hochstein

bei Rammenau hat auch den Namen Sibyllenberg, wahrscheinlich einer Frau aus dem Geschlechte Ponickau zu Ehren, welcher Familie Elstra und Rammenau lange Zeit gehörten. Er ist 1405 Fuß hoch und besuchenswerth wegen seiner weiten, leider durch hohes Holz an einigen Stellen etwas behinderten Aussicht, welche die des Butterberges weit übertrifft. Wir sehen von dieser Höhe fast die ganze sächsische Schweiz mit der Stolpener Gegend; auf der nördlichen Seite reicht der Blick weit hin in die preußische Ebene. Was diesen Berg auszeichnet, sind die bedeutenden Granitmassen, die seinen Gipfel krönen, und die von früheren heidnischen Bewohnern der Umgegend wahrscheinlich zu jenen Festen benutzt wurden, die im Frühjahr den ersten Vollmond mit weit in’s Land hinaus leuchtenden Opferfeuern begrüßten. Die aus zwei Abtheilungen bestehende Steingruppe hatte, ehe sie durch den jetzigen Besitzer bequemer zugänglich gemacht und mit Stufen und Geländer versehen wurde, zwei Kuppen, eine höhere, oben etwas convex abgerundete, und eine niedere, gebildet von einer großen Granitschale, die wie ein flacher Teller concav ausgetieft war. Die eine Ecke dieser Schale ist abgebrochen und liegt, nicht mehr erkennbar, unter dem Geröll der übrigen Felsstücke. Ob die Slawen oder die alten Germanen oder noch ältere celtische Völkerschaften hier ihren Göttern geopfert haben, läßt sich wohl am richtigsten dahin beantworten, daß alle drei Nationen diesen ausgezeichneten Fels, der seines Gleichen in der Umgegend nicht weiter hat, zur Opferstätte benutzten. Auch die Sage, daß der Teufel in der Klüftung des Hochsteinfelsens hause, und Denen nachmesse, welche falsches Getreidemaß führen, deutet auf einen heidnischen Opferplatz; denn die christlichen Priester lehrten den Neubekehrten, was die Heiden den Götzen opfern, das opfern sie dem Teufel. Der Gott aber, dem die Feier galt, war vielleicht der altdeutsche Ostar, der Frühlingsgott, dessen Namen unsere Ostern noch heute tragen, indem die christlichen Lehrer die Feier der Auferstehung [617] Jesu mit der Auferstehungsfeier des Jahres, die sie bei ihren heidnischen Schülern vorfanden, weise zu verbinden wußten, gerade so wie sie den Fichtenbaum des heidnischen Jul, des Wintergottes, dessen Fest in die Zeit der Wintersonnenwende fiel, mit den Lichtern und Sternen der Krippe von Bethlehem zierten. Wunderbar hat die Sage diese Meinung von der ehemaligen Bedeutung des Hochsteins in der Gegend erhalten, in der sich wohl überhaupt noch manche Spuren altheidnischer Gebräuche auffinden ließen. Wir wollen nur an das noch heute übliche Schöpfen des Osterwassers erinnern, das vor Sonnenaufgang, mit gegen Morgen gerichtetem Gesicht, unter geheimnißvollem Schweigen von Mädchen geschehen muß, und welches neben der Eigenschaft, das ganze Jahr sich frisch zu erhalten, dem Gesicht, das damit gewaschen wird, Schönheit verleiht.

In unserer Zeit bewies der Berg öfters seine Anziehungskraft auf frühlingsfrische Gemüther und vereinigte frohe Gäste zur Vermählung des Waldmeisters mit dem Saft der Rebe unter den alten Steinen, die wohl einst andere, schaurigere Flüssigkeiten gesehen haben mögen.

Ein reizender Fußpfad führt auf dem Kamme des Gebirges vom Butterberge nach dem Hochsteine. Der eigentliche Weg von Bischofswerda geht durch das Dorf Rammenau und hier beim Hofe rechts hinaus und beim letzten Hause den Berg hinan. – Am Fuße des Hochsteines entspringt die schwarze Elster, eilt durch das Dorf Kindisch nach Elstra und Kamenz und vereinigt sich vor Hoyerswerda mit dem Klosterwasser und dem durch Göda fließenden Schwarzwasser.

Zum Schluß sei noch die Höhe einiger Punkte der Umgegend angegeben. Die Lausche erhebt sich 2431 Fuß, der Ungar bei Neustadt 1645 Fuß, der Rüdenberg 1365 Fuß, das Stolpener Schloß 1073 Fuß, der Pückow[WS 1] 1532 Fuß, der Keulenberg bei Pulßnitz 1300 Fuß, die Königshainer Berge bei Görlitz 1210 Fuß, die Landskrone 1300 Fuß, die „schöne Höhe“ bei Dittersbach 995 Fuß, die Bastei 930 Fuß, der Königstein 1115 Fuß, der Schneeberg in Böhmen 2209 Fuß, der Zinnwald an der böhmisch-sächsischen Grenze 2800 Fuß über die Nordsee. Die Wesenitz hat bei Bischofswerda 901 Fuß Seehöhe; der Bischofswerdaer Bahnhof liegt 300 Fuß höher als der Bautzner und 600 Fuß höher als der Dresdner. Zur Vergleichung diene noch die Höhenangabe einiger Städte, wobei allemal der Wasserspiegel des Flusses als Ausgangspunkt angenommen ist, an dem die Stadt liegt: Bautzen hat 600 Fuß, Löbau 700 Fuß, Kamenz 600 Fuß, Zittau 700 Fuß, Görlitz 600 Fuß, Neustadt bei Stolpen über 1000 Fuß, Dresden 313 Fuß Höhe.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Wikipedia: Großer Picho