Hinterbärenbad in Tirol

Textdaten
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Autor: J. C. Platter
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Titel: Hinterbärenbad in Tirol
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 8, S. 249, 260
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[249]

Hinterbärenbad in Tirol vor dem Brande.
Nach einer photographischen Aufnahme von Anton Karg in Kufstein.

[260] Hinterbärenbad in Tirol. (Zu dem Bilde S. 249.) Das bei Kufstein an der bayrisch-tirolischen Grenze in einer Ausdehnung von etwa 20 km Länge und 14 km Breite gegen Osten ziehende Kaisergebirge bildet seit Jahrzehnten schon eines der meistbesuchten, der beliebtesten Touristengebiete in den Tiroler Alpen. Der ganze, ringsum von Thalniederungen begrenzte Kalkgebirgsstock ist in zwei Hauptgruppen geteilt, von welchen die nördliche, der „Hinterkaiser“, in der 1999 m hohen Pyramidenspitze ihren Kulminationspunkt findet, während im südlich gelegenen, bedeutend ausgedehnteren Kamme, dem „Vorderen“ oder „Wilden Kaiser“, die 2344 m hohe Elmauer Haltspitze die höchste Erhebung bildet. Mittendurch zwischen den beiden, in mancherlei wild zerrissenen Spitzen und Zacken auslaufenden Hochgebirgskämmen zieht von Westen her als tiefer Einschnitt das Kaiserthal zum 1605 m hochgelegenen Stripsenjoch, das allein die Verbindung zwischen dem nördlichen und dem südlichen Gebirgszuge aufrecht erhält, da von Osten her das Kaiserbachthal die beiden Berggruppen gleichfalls scharf auseinander hält. Im innersten Kaiserthale liegt, nahe dem vielbegangenen Stripsenjoch, 831 m über dem Meere Hinterbärenbad, bekannt als Haupttouristenstation für das ganze nördliche und südliche Kaisergebirge. Dort hat der Deutsche und Oesterreichische Alpenverein (Sektion „Kufstein“) eines seiner schönsten und geräumigsten Unterkunftshäuser erbaut, das in Betten und Matratzenlagern ungefähr hundert Touristen gleichzeitig eine vortreffliche Herberge bieten konnte. Gute Verpflegung, Badegelegenheit, ja sogar Telephonverbindung mit der etwa 3½ Stunden entfernten Stadt Kufstein erhöhten die Annehmlichkeiten des Aufenthaltes in dem stattlichen Holzgebäude. Dazu besitzt Hinterbärenbad eine herrliche Umgebung; ringsum grüßt die Pracht der stolzesten Felszinnen nieder, der gewaltige Absturz der auf unserem Bilde rechts aufragenden „Kleinen Haltspitze“ und das eigenartige Zackengebilde des „Totensessels“ vereinigen sich mit dem mächtig drohenden Riesenturme des links auf dem Bilde ersichtlichen „Totenkirchl“ und der „Hinteren Karlspitze“ zu einem Hochalpengemälde von überwältigender, unvergeßlicher Schönheit. Ein schmuckes Kirchlein am Wege, Waldesgrün und der lustig thalwärts fließende Bach ergänzen das wildschöne Landschaftsbild.

Leider ist am 25. Februar d. J. nachmittags das schöne Unterkunftshaus infolge Schadhaftigkeit eines Rauchfanges[WS 1] vollkommen und mit solcher Schnelligkeit niedergebrannt, daß kaum mehr die Möbel gerettet werden konnten. Auch das Badehaus wurde ein Raub der Flammen, doch blieben das Telephonhäuschen, die Kapelle und die in letzter Zeit zu Wirtschaftszwecken benutzte alte Unterkunftshütte vom Feuer verschont. Die letztere wurde sofort als provisorische Unterkunftsstätte für Touristen eingerichtet, und da die Alpenvereinssektion „Kufstein“ als Eigentümerin von Hinterbärenbad das abgebrannte Haus gegen Brandschaden gut versichert hatte, so kann der Wiederaufbau unverzüglich durchgeführt werden, wofür die Arbeiten auch bereits eingeleitet wurden. Es brauchen sich also die Touristen durch den Brandunfall, der Hinterbärenbad betroffen hat, von dem Besuche des wildromantischen Kaisergebirges auch heuer keineswegs abhalten zu lassen. J. C. Platter.     

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Rauchsanges