Herzog Christian von Sachsen-Eisenberg und seine Unterhaltungen mit den Geistern

Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Herzog Christian von Sachsen-Eisenberg und seine Unterhaltungen mit den Geistern
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 2. Anhang: Die Sagen des Herzogthums Sachsen-Altenburg, S. 329–338
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Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Erscheinungsort: Dresden
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Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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[329]
23) Herzog Christian von Sachsen-Eisenberg und seine Unterhaltungen mit den Geistern.
S. Vulpius, Curiositäten (Weimar 1811.) Bd. I. S. 124 fg. S. 449. 491 fgg.

Als die Söhne des Herzogs Ernst’s des Frommen zu S. Gotha die ererbten Länder vertheilten, erhielt (1678) der Herzog Christian auf seinen Antheil die Aemter Eisenberg, Kamburg, Ronneburg und Roda. Er war geboren d. 6. Jan. 1653 und starb den 28. April 1707 zu Eisenberg, wo er seine Residenz aufgeschlagen hatte. Er war ein guter und ehrlicher Mann, einsichtsvoll und thätig, verfiel aber, auf die Regierungsgeschäfte eines kleinen Ländchens beschränkt, auf alchimistische Träumereien und gerieth durch seine chemischen Prozeduren, wie er glaubte, mit mächtigen Geistern in genaue Verbindung. Eine solche ihm widerfahrene Gespenstergeschichte, die allerdings noch nicht aufgeklärt ist, haben wir oben (Bd. I. [330] Nr. 25. S. 28 fg.) berichtet.[1] Er legte zu Betreibung seines Lieblingsgeschäftes ein schönes Laboratorium an, stand mit den berühmtesten Alchimisten seiner Zeit in Briefwechsel, war den Adepten in Deutschland und England unter dem Namen Theophilus, Abt der H. Jungfrau zu Laußnitz, bekannt, wurde von manchem Schwindler betrogen und gerieth endlich in eine Schuldenlast, die er niemals zu tilgen vermochte. Die Geister sollten Rath schaffen und würden es thun; damit tröstete er sich, als er sich gezwungen sah, seinen Hofstaat auf die Hälfte zu reduciren, sich selbst einzuschränken und er für die Bedürfnisse seiner selbst und seiner zweiten Gemahlin (Maria, Prinz. v. Hessen-Darmstadt, verm. 1681, † 1712) nur noch wenige und gänzlich unzureichende Quellen hatte. Um das zu hoffende Gold und Silber in Cours zu setzen, legte er eine eigene Münze an und hatte gute Münzmeister in seinem Dienste. Von den meisten seiner größern Münzen, deren es viele gibt, wurden jedoch nur wenige Exemplare angefertigt und diese sind sehr selten. Viele haben hermetische Embleme und eine davon, ein Ducaten mit einem Palmbaume, soll aus hermetischem Golde gemünzt sein. Auf seinen Münzen sieht man die Gradation seiner Wünsche, Hoffnungen, Erwartungen, Beharrlichkeit etc. und seiner vermeinten Gewißheit in Symbolen, Denksprüchen und ganz deutlich ausgedrückt. Sie[2] sind ein Gemälde seines hoffenden Lebens und ergießen sich endlich in den Ausruf: „Gott wir danken Dir, daß Du uns aus unserer großen Noth und Landesplage so gnädiglich herausgerissen hast! Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist!“ Auf dieser Münze trägt der Herzog auch das Kreuz eines Ordens der Dankbarkeit, den er stiften wollte, wenn die ihm gewogenen Geister die ihm zugesagten Schätze gebracht hätten.[3]

[331] Es ging die Sage, in den unterirdischen Gängen und Gewölben des ehemaligen, unweit Eisenberg gelegenen Klosters Laußnitz lägen sehr große und bedeutende Schätze vergraben, große Gold- und Silber-Stufen, ein eiserner, wohlgefüllter Kasten mit den Schlüsseln zu den Gewölbsthüren von 18 andern Klöstern, in einem besondern mit einer eisernen Thür versehenen Gewölbchen, die Recepte der Goldtinctur, viele Documente, welche die Plätze bezeichneten, wo in ganz Thüringen und Sachsen Schätze verborgen wären, goldene mit Edelsteinen besetzte Bilder u. s. w. Die Gänge und Gewölbe des Klosters wären sehr weitläufig, von großem Umfange gewesen und hätten mit vielen andern Klöstern in Verbindung gestanden. Aus diesen hätten Mönche und Nonnen ihre Schätze und Kostbarkeiten in die Gewölbe des Klosters Laußnitz getragen, wo denn nun Alles zusammengehäuft liege. Die letzte Laußnitzer Nonne habe geäußert: „werde man das Kloster nicht aufheben und in seinem Zustande lassen, so wolle sie dem Hause Sachsen etwas entdecken, daß es demselben nie an Gelde fehlen solle.“ Es sei aber auf diese Aeußerung nicht geachtet worden und die Nonne habe bald darauf der Donner erschlagen. Mit ihrem Tode war für Viele, doch nicht für Alle die Hoffnung zur Entdeckung der Geheimnisse verschwunden. Es war ja noch zu versuchen, ob man nicht durch Abgeschiedene erfahren könne, was man durch Lebende zu erfahren vernachlässigt hatte. Dies bestimmte den Herzog Christian die Sache zu untersuchen und die vergrabenen Schätze durch den Bergrath Bose und andere[4] dazu erlesene Personen ausgraben zu lassen. Vorher hatte derselbe schon Untersuchungen der Locale wegen angestellt und Andere mit ihm und der Herzog hat getreulich die [332] Nachrichten, welche ihm mitgetheilt worden waren, folgendermaßen aufgezeichnet.

Vollkomene Laußnitzer Acta und Registranda de Annis 1696. 97. 98. 99, 1700. 1. 2. 3. 4. Sambt denen Extractis und anderen urkundlichen Nachrichten. Der Posterität zum Preis Gottes in diesem Volumine hinterlassen. Bei Gott ist kein Ding unmöglich. Lucae I. Cap. v. 37. Post. Nubila Phoebus.

Den 2. April 1696. Anno 1656 sind sie das erstemal drinnen gewesen und eingegangen durch die Thüre, da die runden Stufen sind. Dann wären sie durch die daran befindlichen Kreuzgänge eingegangen und zur Thüre rechter Hand wieder hinaus. Da hätten sie eine Platte aufgehoben zur rechten Hand, worunter eine eiserne Thüre und unter derselben eine verborgene Treppe gewesen. Ueber diese wären sie gekommen in ein kleines Gewölbe, welches die Mönche ihren Kofent-Keller genannt. Von da wären sie wieder etliche Stufen unterwärts gegangen in die unterirdischen Kreutzgänge, welche er nicht können beschreiben. Anno 1670 wäre er zum zweiten Male darinnen gewesen und hätten ihn die Mönche in dem langen Gange, welcher von diesem Kloster auf Bobeck, von da auf Waldeck, und von da bis nach Jena führt, zu einem andern Kloster geführt, welches wenigstens 4 Stunden Wegs ist. Dieser Gang wäre theils in Felsen gehauen, theils aber verzimmert gewesen. In demselben hätte eine große Quantität reicher Gold- und Silbererze gelegen, welches die Vorfahren der Mönche dahin geschafft. Dabei sey gesagt worden, daß es genug sey zur Aufbauung des ganzen Klosters. Aus diesem Gange wären sie wieder zurückgegangen nach den Gewölben, die unter der Kirche wären, wo die eiserne Kiste mit den Schlüsseln gestanden, die zu 18 Klöstern führten etc.

Auf diese Relationen beschließt der Herzog das Werk zu beginnen und schloß mit dem Bergrath Bose, der übrigens selbst sicher überzeugt war, daß obgedachte Schätze gefunden [333] werden würden, am 2. April 1696 einen nach vorhandenen vom Kloster Laußnitz aus datirten Contract zur Untersuchung jener geheimen Gänge ab.

Die Geister treten nun vom 6. April angefangen mit dem Herzog in förmlichen Verkehr. Sie sagen, wer sie sind, z. B. „wir sind sechs Nonnen,“ „ich bin ein Kapuziner,“ „ich bin die Aebtissin, die Fürstlich geborene,“ „ich bin der König von Waldeck,“ „ich bin ein Jesuiter, ein Barfüßer,“ „Poppe aus dem Thale,“ „Friedrich Wilhelm“, „Curidan Wend“, „Hiob“ etc. und verhießen dem Herzog was er zu hoffen haben werde, als: Anderthalb Tonnen Gold mit einem heiligen Bilde und Paternoster bedeckt, fünf Tonnen Gold, die ein Hund bewacht, weshalb der Herzog einen Hund zu erziehen habe, den Schatz zu heben, Bilder von Gold mit Edelsteinen besetzt, andere Kostbarkeiten, baares Geld, Alles zusammen 16 Tonnen Gold etc. Dies Alles solle der Herzog bekommen, weil er ein armer Herzog ist. Friedrich Wilhelm verspricht dem Herzog unter andern auch seine goldenen Bilder und Götzen, die Aebtissin ihr kleines Schmelzwerk, so sie zu ihrer Lust gehabt, ihren silbernen Sarg, ihre goldene Krone, die sie getragen, wenn sie in der Capelle gebetet habe, die Nonnen ihre Büchsen, in welchen kupferne Büchsen mit drei Beinen gestanden, einen Rubin von der Größe eines Viertels; der König von Waldeck seine Krone, welche der Herzog ihm zu Ehren tragen sollte, sein goldnes Kreuz, die TR (Tinctur), die Schmelzöfen, ein goldenes Opferlamm, des Mappomets Prophezeihungsbuch, einen Diamant zwei Pfund schwer, einen dergleichen, welcher einen ganzen Altar beleuchtete, eine silberne Glocke, einen silbernen Hut u. dgl. mehr.

Im Monat Mai tritt nun eine Art von Seherin, eine Frau, Namens Maria geborne Schubertin, die denn aber auch wieder unter dem Namen Maria Glaserin oder Maria Schumannin vorkommt, als eine Art Mittelsfrau zwischen dem Herzog und den Geistern auf, die des Herzogs Briefe an dieselben vermittelt und umgekehrt von ihnen Briefe an den Herzog übernimmt. Durch sie erfährt der Herzog, der [334] König von Waldeck liege in einem goldenen Sarge, welcher in einem kupfernen stehe, habe eine goldene Krone auf dem Haupte und auf dem Leibe ein goldenes Kreuz liegen, welches ihm von der Herzgrube bis zu den Füßen gehe. In Bezug auf die Hebung der Schätze ging es aber nicht so schnell, denn am 31. Mai 1697 ließ der Herzog die Geister noch durch jene Maria fragen: „ob es nicht möglich sei, um Lebens und Sterbens willen und wegen der großen Geldnoth, in welcher er stecke, die Hebungszeit der Schätze abzukürzen?“ aber er erhielt zur Antwort: „sie selbst wären gern je eher je lieber erlöst, aber sie müßten auch warten bis es Zeit sei, er solle sich nur gedulden.“ Im nächsten Jahre fragte der Herzog am 18. Juli bei den Geistern an, ob er sich bei der Verheirathung seiner Tochter mit dem Herzog von Holstein einer Beihilfe von Seiten der Geister zu versehen habe, sie versprachen ihm 600,000 Thlr., ohne den Schmuck, er müsse aber warten. Indessen hat sich vorgeblich ein Goldbergwerk eröffnet, von bewunderungswürdiger Ergiebigkeit, aber von einem Berggeist gehütet, als nun der Herzog dasselbe bearbeiten lassen will und schon Kuxe vertheilt, läßt ihm am 6. December die Aebtissin sagen: „sie werde es ihm schon wissen lassen, wenn der Berggeist wolle, daß es angehen solle, vorher solle der Herzog erst mit Maria hineingehen und das Innere besehen, wo der Bau zu betreiben sei.“ Der Herzog beruhigte sich dabei auch und schrieb in sein Tagebuch: „Den 21. December Abends zwischen 9 und 11 Uhr hat der Bergrath B. das Seinige in so weit erhalten, daß er seine zwei Kasten aus dem Keller bekommen und in die Stube gesetzt hat. Dafür soll er am Neujahrs-Tage Gott herzlich danken und um ferneres Glück anflehen“, er sagt aber nicht, ob etwas in den Kästen gewesen ist.

In Bezug auf die ihm auch versprochenen im Kloster Bürgel bei Jena vorhandenen Schätze verlangt die Aebtissin, daß er deshalb den Oberst Pöllnitz von Jena kommen lasse, der mit dem Bürgler Amtmann, G. Fr. Schüßler, der Conferenz darüber zu Waldeck beiwohnen müsse, jener aber läßt [335] sich nicht darauf ein. Da der Herzog über der Aebtissin fürstliches Geschlecht etwas wissen will, so antwortet sie ihm am 24. März 1699: „ihr Geschlecht stehe auf einer goldenen Tafel, welche der Abt bei sich habe, welche der Herzog aber bald mit den andern Schätzen erhalten werde.“

Nun tritt im Jahre 1701 eine neue Person auf, Gottfried Loffler Mekkomet, der sehr viel von sich redet und endlich sagt, er werde an den Herzog seine 600jährigen Prophezeihungen abgeben, theilt ihm auch weiterhin mit, daß die bewußten Schätze ohne Donner und Blitz nicht gehoben werden könnten und daß dies wahrscheinlich zwischen den Jahren 1701 und 1702 geschehen werde, die Anzahl der Geister wäre früher um 1500 stark gewesen, nun aber auf 150 herabgeschmolzen, ihre Namen werde er in dem ihm versprochenen Prophezeiungsbuche des Makkomet finden.

Gleichzeitig tritt auch eine Frau von Unruh, ein gebornes Fräulein von Metzsch, Hoffräulein der Herzogin, die aber schon 1698 ihre Träume von den Geistern hatte deuten lassen, auf; ihr waren von dem baaren Gelde, welches der Herzog bekommen sollte, 130,000 Thaler zugedacht gewesen, allein als dieselbe sich in Wiesenbad bei Annaberg mit dem Oberstlieutenant von Unruh verheirathet hat, so nahmen die Geister dieses Versprechen zurück, weil das Fräulein durch die gegen das Verbot der Geister unternommene Heirath, Gott und ihre Nächsten muthwillig beleidigt habe. Sie nehmen ihr also das Geld und verehren solches der Kirche zu L. Allein die Frau von Unruh scheint den Schlag parirt zu haben, denn der Herzog schreibt weiter in seinem Tagebuch: „es hät sich Gott den 5. September 1702 Ihrer wieder in Gnaden erbarmet und mir durch die Aebtissin sagen lassen, daß ihr statt des Zugedachten auf den siebenten Kux an als auch und geholfen werden sollte, und mir befohlen, dieses niederzuschreiben.“ Später schrieb der Herzog: „den 4. November 1704 wurde die Frau von Unruhe wieder völlig recipiret und ihr von allen Geistern völliger Pardon versprochen, auch in ihr voriges Recht wiederumb eingesetzet, wie [336] nicht weniger ihr ehemaliger Kasten ihr wieder vom König von Waldeck zugeeignet, auch deshalb dem Herzog von Hiob (einem der Geister) anbefohlen, wie er sich damit verhalten und was er damit vornehmen solle.“ Es wurde auch zu solcher Zeit dem Herzoge durch Hiob befohlen, „er solle sich der Frau von Unruhe halber, an kein Gebot oder Verbot derer Geister kehren, sondern ihr halten, was er ihr so theuer versprochen habe“.

Im Jahre 1704 wurde dem Herzog zugesagt, er solle nun seine entbehrlichen Kammern und Zimmern leer machen, in welche das Versprochene durch die Pfaffen nach und nach eingetragen werden solle. Hunderte von Säcken mußte er herbeischaffen und die Schlüssel zu den Zimmern abgeben. Wären dieselben gefüllt, hieß es, wolle ihn der König von Waldeck hineinführen und ihm Alles was darin sei, feierlich übergeben. Dies war aber sehr viel, wie er denn selbst in einer „Specification, was die V jedem Interessenten insonderheit, sowohl an baarem Gelde, als auch sonst zugedacht und versprochen haben, nach denen Tagen und Jahren aufgesetzt hatte und zu meiner Nachricht zu Papier brachte. Am 11. Januar des 1704. Jahres“ sagt, haben ihn vom 7/17. April 1696 bis zum 4. Januar 1704 in 12 Terminen an baarem Gelde die V (Geister), wenn er Geduld habe, zu bringen versprochen 5,388,885 Rth. Davon solle bekommen seine Gemahlin 130000 Thlr., seine Tochter 600000 Thlr., die Frau von Unruhe, geborene Metsch, 130000 Thlr. Das übrige Geld ein Geheimer Rath von Pflugk, Canzler von Pflugk, Hausmarschall von Bose, Bergrath von Bose, Hofmeister von Uffel, Oberschenk von Metsch, Leibpage von Lischwitz, die Watzdorf’schen Waisen H. G. und er selbst (der Herzog) 2,467,000 Thlr. Die auszutheilenden Kleinodien, das geschmolzene Gold und Silber, Perlen und andere Kostbarkeiten ungerechnet, deren Werth das baare Geld wohl zehnmal übertrifft, die noch an diese oder jene vertheilt werden sollten und von denen auf den Herzog von Holstein-Glücksburg, seinen Schwiegersohn, allein eine Tonne geschmolzenes Gold [337] und auf seine Gemahlin (des Herzogs Christian Tochter) ebensoviel nebst TR (Tinctur) allein repartirt wurde. Erwartungsvoll sah nun der Herzog diesem glücklichen Tage entgegen, ließ die schon angeführte Münze prägen, mit den Worten: „Gott ich danke Dir“ etc. und machte indessen die Rechnung, wie das Erhaltene angewendet werden solle, mit großer Pünktlichkeit, als der König von Waldeck dem Herzog offerirte: „so wahr, als ein Gott im Himmel wäre, demselben zur Dankbarkeit 6 Wochen nach Ostern ein Wahrzeichen zu überschicken, welches bestehen sollte in einem Diamant von einem Pfunde, in einem Stücke Gold, ein Pfund schwer, und in einem Pfund Perlen aus der See, Alles aus der neuen Welt.“ Auch sollte der Herzog ferner erhalten die goldene Schabrake, welche der König von Waldeck aus dem Kriege mitgebracht hatte, die goldenen Schilde und Spangen, eine goldene Fahne, zwei goldene Schlaguhren, und alles sein goldenes Küchengeschirr und übrigens wolle er für seinen Freund die goldene Bergart vollends ausarbeiten lassen, wovon der Frau von Unruh der siebente Theil beschieden sei. Der König von Waldeck mußte aber schnell verreisen, konnte also nicht kommen, schrieb ihm also deshalb noch mehrmals, versprach ihm auch 8 Rubine und Diamanten, wie seine ihm zugesendeten Muster wären, welche er ihm zu seinem Ordenszeichen mitbringen wollte, sobald er käme. Später schrieb er ihm, er hoffe die Ostermette im Kloster Laußnitz zuzubringen und dem Herzog einige neue Säcke mitzubringen, allein er kam nicht, wohl aber starb der Herzog, man fand aber in seinem eingebildeten Einnahme-Buche eine „Designation, was durch göttlichen Beistand zu milden Stiftungen, Donationen, und andern Fundationen anzuwenden und zu gebrauchen sei“. Es sollte zum Splendor des fürstlichen Samthauses Ernestinischer Linie ein Hauptdirectorium angestellt werden für 800000 Thlr., die Herzöge zu Meiningen, Römhild, Hildburghausen und Saalfeld sollten jeder 500000 Thlr. erhalten, zu einem adeligen Stifte sollten angewendet werden 400000 Thlr., zu einem Zuchthause 320000 Thlr., für Ihro Lbd. meine Gemahlin [338] 300000 Thlr., zu geistlichen Additionibus 296000 Thlr., zu einem Armen- und Waisenhause 240000 Thlr., Ihro Lbd. meine Frau Tochter 330000 Thlr., der Herzogin von Spremberg Lbd. 200000 Thlr., die Frau Oberstlieut. von Unruh 200000 Thlr. etc. Keiner von des Herzogs Räthen, Pagen, Köchen, Stubenheizern, Stalljungen, keine Hofjungfer, Wäscherin, Hausmagd etc. wurde vergessen, und die Geringsten sollten 200 Thlr. erhalten, die Armen aber wurden mit 674500 Thlr. bedacht. Jede Donation und Fundation enthält eine Beilage der Distribution, alle mit unsäglicher Geduld von des Herzogs eigener Hand geschrieben und aufs Pünktlichste berechnet. Dann folgt eine „Ausrechnung der Diamanten, was sie nach deren Güte werth sein“. Zuletzt steht eine: „Ausrechnung der überschwenglichen Macht und Kraft, sowohl der Rothen als Weißen multiplicirten und fermentirten Tinctur“ mit unbeschreiblicher Mühe und Geduld in Tabellen gebracht.


  1. S. darüber Hauber, Bibl. Magica Bd. III, S. 467 fgg. Hennings, Von Geistern und Geistersehern S. 564. 589. Vulpius a. a. O. Bd. I. S. 119 fgg. (und nach einer andern Quelle Bd. IV. S. 327 fgg.) Schultes, Diplom. Nachr. v. d. St. Eisenberg. Jena 1799. S. 185.
  2. S. Tenzel, Sächs.-Medaill. Cab. Bd. I. S. 970–998.
  3. Die Statuten sind noch vorhanden bei Schultes a. a. O. Bd. II. S. 178.
  4. Zu diesen gehörte auch der berüchtigte Baron von Hellwig, welcher dem Herzog weißgemacht hatte, er habe als Knabe zu Erfurt 1664 durch einen Zufall die ächten Schriften des Adepten Basilius Valentinus in die Hände bekommen (s. Motschmann, Erfordia literata III. Samml. S. II. S. 392 fgg.)