Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Magdalene Sibylle

Andreas Vogel Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen (1918) von Adolf Hantzsch
Magdalene Sibylle
Octavio Piccolomini
Wikipedia: Magdalena Sibylle von Preußen
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[15] Nr. 12. Magdalene Sibylle, 1586–1659, Kurfürstin, zweite Gemahlin Johann Georg I., und Tochter des Markgrafen Albrecht Friedrich von Brandenburg, war eine sehr fromme und wohltätige, aber auch weltkluge Dame, die die von ihrem Gemahl während des Dreißigjährigen Krieges betriebene Politik mißbilligte, ohne jedoch in sie einzugreifen. Für Gustav Adolf fühlte sie eine lebhafte Begeisterung. Ein rühmenswerter Zug ihres Wesens war auch ihre Wirtschaftlichkeit, worin sie den Hausfrauen ihres Landes als Muster dienen konnte.

Nach dem Tode ihres Gemahls wohnte M. S. in dem Hause jetzt Schloßstraße 32, das nach ihr der „Frau Kurfürstin-Haus“ genannt wurde, hier hatte sie sich auch eine Kapelle einbauen lassen. Einen großen Teil ihrer Zeit verlebte die Kurfürstin in einem von ihr in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Fischersdorf angelegten Vorwerk, dessen Reste noch heute in dem am Fischhofplatze 8 und 10 stehenden und durch einen bedeckten Gang verbundenen Gebäude (O.-Nr. 33 u. 32) erhalten sind. Hinter demselben dehnte sich früher ein großer bis an die heutige Palmstraße reichender Garten aus, den die erste Besitzerin selbst bewirtschaftete, wie sie auch in ihrem dort errichteten Viehhofe gern tätig war. Von den Nachbesitzern des Grundstücks seien genannt Magdalene Sybille, Johann Georg II. Gemahlin, 1612–1687, Dorothea Elise, Gemahlin des Generalfeldmarschalls v. Flemming, bis 1695, Generalleutnant und Oberkommandant von Dresden Christoph v. Birckholz bis 1701, Kammerherr Johann George v. Birckholz bis 1718. Nach den beiden letztgenannten Besitzern hat das Grundstück bis 1866 den Namen Birckholzens geführt. Als es die Gräfin Dönhoff besaß, für die es 1718 von August dem Starken erkauft worden war, fanden dort mitunter auch vom Hofe besuchte Festlichkeiten statt. Von 1735 an befand sich das Grundstück dauernd in bürgerlichem Besitz. 1822 erwarb es der Dresdner Verein zur Unterstützung hilfsbedürftiger Blinder und Augenkranker, der nicht nur die zwei Jahre vorher entstandene Unterrichts- und Beschäftigungsanstalt für erwachsene Blinde, sondern auch die von Flemming gegründete Privatblindenanstalt hineinverlegte. Nachdem der Staat sie beide 1830 übernommen, erhielten sie in dem 1836 an der Chemnitzer Straße fertiggestellten Neubau ein schönes Heim. Das dadurch leergewordene Grundstück Birckholzens diente von nun an als Schänke und Tanzsaal. Als 1866 auf dem Raume des ehemaligen Gartens das noch heute stehende Saalgebäude errichtet wurde, erhielt das Grundstück den Namen „Zentralhalle“.