Herr Seydlitz auf dem Falben (Fontane)

Textdaten
Autor: Theodor Fontane
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Titel: Herr Seydlitz auf dem Falben
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 261-263
Herausgeber:
Auflage: 10. Auflage
Entstehungsdatum: 1895
Erscheinungsdatum: 1905
Verlag: J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger
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Erscheinungsort: Stuttgart und Berlin
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
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Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung: Gedicht über den preußischen Kavalleriegeneral Friedrich Wilhelm von Seydlitz
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[261]


Seydlitz.

1.

Herr Seydlitz auf dem Falben.

     Herr Seydlitz auf dem Falben
Sprengt an die Front heran,
Sein Aug’ ist allenthalben,
Er mustert Roß und Mann,

5
Er reitet auf und nieder

Und blickt so lustig drein,
Da wissen’s alle Glieder:
Heut wird ein Tanzen sein.

     Noch weit sind die Franzosen;

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Doch Seydlitz will zu Ball,

Die gelben Lederhosen,
Sie sitzen drum so prall;
Schwarz glänzen Hut und Krämpe,
Im Sonnenschein zumal,

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Und gar die blanke Plempe

Blitzt selbst wie Sonnenstrahl.

     Sie brechen auf von Halle,
Die Tänzer allbereit,
Bis Gotha hin zu Balle

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Ist freilich etwas weit,

Doch Seydlitz, vorwärts trabend,
Spricht: „Kinder, wohlgemuth!
Ich denk’, ein lust’ger Abend
Macht Alles wieder gut.“

25
[262]
     Die Nacht ist eingebrochen;

Zu Gotha, auf dem Schloß,
Welch Tanzen da und Kochen
Im Saal und Erdgeschoß,
Die Tafel trägt das Beste

30
An Wein und Wild und Fisch, –

Da, ungebet’ne Gäste
Führt Seydlitz an den Tisch.

     Die Witz- und Wortspiel-Jäger
Sind fort mit einem Satz,

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Die Schwert- und Stulpen-Träger

Sie nehmen hurtig Platz;
Herr Seydlitz bricht beim Zechen
Den Flaschen all den Hals,
Man weiß, das Hälsebrechen

40
Verstund er allenfalls.


     Getrunken und gegessen
Hat Jeder, was ihm scheint,
Dann heißt es: „aufgesessen
Und wieder nach dem Feind!“

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Der möchte sich verschnaufen,

Und hält bei Roßbach an,
Doch nur, um fortzulaufen
Mit neuen Kräften dann. –

Das waren Seydlitz Späße;

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Bei Zorndorf galt es Zorn,

Als ob’s im Namen säße,
Nahm man sich da auf’s Korn;

[263]
Das slavische Gelichter –

Herr Seydlitz hoffte traun

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Noch menschliche Gesichter

Aus ihnen zuzuhau’n.

     Des Krieges Blutvergeuden,
Die Fürsten kriegten’s satt;
Nur Seydlitz wenig Freuden

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An ihrem Frieden hat,

Oft jagt er drum vom Morgen
Bis in die Nacht hinein,
Es können dann die Sorgen
So schnell nicht hinterdrein.

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     Er kam nicht hoch zu Jahren,

Früh trat herein der Tod:
Könnt’ er zu Rosse fahren,
Da hätt’s noch keine Noth;
Doch auf dem Lager, balde

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Hat ihn der Feind besiegt,

Der draußen auf der Halde
Noch lang’ ihn nicht gekriegt.