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Herodes
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Vorwort.
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Umfassende selbständige Monographien über die Mitglieder des letzten jüdischen Königshauses, die auch das Quellenmaterial vollständig vorlegen, sind in den letzten Jahrzehnten so gut wie garnicht erschienen; Nichttheologen haben sich verhältnismäßig sehr selten mit diesen Männern und Frauen, von denen die meisten in ihrer Art bemerkenswerte Persönlichkeiten darstellen, eingehender befaßt. So habe ich mich entschlossen, meine Artikel, die ich über die Herodeer und Herodias für den VIII. Bd. (S. 918ff.) und das 2. Supplementheft (S. 1ff.) von Pauly-Wissowas Realencyklopädie der klassischen Altertumswissenschaften verfaßt habe, auch gesondert (unter Beseitigung einiger kleiner Fehler, im übrigen aber nicht wesentlich verändert) erscheinen zu lassen, vor allem auch, um sie den Kreisen der Theologen, denen unsere Realencyklopädie als ständiges Arbeitshilfsmittel zumeist nicht zur Hand sein dürfte, leichter zugänglich zu machen. Man erwarte jedoch nicht, hier auch die beiden Agrippa mitbehandelt zu finden, da auch der ältere von ihnen den Namen Herodes niemals geführt hat (s. meine Bemerkungen in dem Artikel Herodes Agrippa I. in Pauly-Wissowas Realencyklopädie 2. Suppl.-Heft S. 167f.).

Der Entschluß zur Sonderausgabe unterlag allerdings vielen Bedenken, die auch durch die ermutigenden Freunde nicht ganz zerstreut worden sind: das, was ich als βιβλίδιον herauszugeben wage, ist in seiner literarischen Form gar kein Buch – es ist leider ein Zwitter. Denn selbstverständlich mußte ich bei der Ausarbeitung dieser Monographien auf den Charakter des großen Sammelwerkes Rücksicht nehmen und bin dadurch stark gehemmt worden, obwohl liebenswürdigerweise Redaktion und Verlag mir große Freiheit gelassen haben; das der Encyklopädie zugrundeliegende Schlagwörtersystem, sowie die Forderung möglichster Kürze haben nicht nur die Anordnung des Stoffes in jedem einzelnen Artikel, sowie seine Verteilung auf die verschiedenen aufeinanderfolgenden Artikel, sondern auch die Form der Darstellung und die Auswahl der näher zu behandelnden Tatsachen stark beeinflußt. So mußten, um die Darlegung nicht zu sehr anschwellen zu lassen, manche Funde ganz zurückgestellt werden, und vieles, was ich nicht ganz unterdrücken konnte und wollte, mußte im Text oder in den Anmerkungen nebenbei abgemacht werden, obwohl es, wie z. B. die Chronologie oder die Verwaltung des Reiches des ersten Herodes, eigene größere Kapitel erfordert hätte. Besonders habe ich bedauert, das bisher noch kaum in Angriff genommene Quellenproblem nicht ganz erschöpfend behandeln zu können, obwohl es von grundlegender Bedeutung für den Aufbau der historischen Darstellung ist. Die Einzelanalyse der einschlägigen Partien des Josephus, die ich natürlich für mich ganz geführt habe, konnte ich nur gelegentlich vorlegen und mußte oft selbst Andeutungen über die einer Nachricht zugrundeliegende Primärquelle unterdrücken; wer aber an den Viten des Plutarch Quellenanalyse gelernt hat, wird auf Grund des von mir Gebotenen imstande sein, auch bei Josephus, wo die Verhältnisse sehr ähnlich liegen, leicht die ersten Quellen herauszuschälen. Schließlich bitte ich mancherlei Unebenheiten in der Gliederung zu entschuldigen; der Fortgang der Encyklopädie durfte nicht zu sehr aufgehalten werden, und so entstand der Zwang, die Artikel in zwei Absätzen, zwischen denen die Amtsarbeit des Wintersemesters und die Erfüllung anderer Verpflichtungen für Pauly-Wissowa lagen, und für die nur wenige Ferienwochen zur Verfügung standen, nicht nur niederzuschreiben, sondern auch zugleich zu drucken. Ich hoffe jedoch, durch das besonders ausführliche Inhaltsverzeichnis, sowie durch das Register den Mängeln, die mit dem Encyklopädiecharakter der Artikel zusammenhängen, wenigstens etwas abgeholfen zu haben.

Für treue Hilfe bei der Korrektur habe ich vor allem meinen Freunden Arnold O. Meyer und Erich Pernice herzlich zu danken.

Der, dem dieses Büchlein gewidmet ist, möge es freundlich annehmen als ein bescheidenes Zeichen des immerwährenden Dankes, den der Schüler für seinen Lehrer empfindet, als einen Beweis der freundschaftlichen Treue des Jüngeren gegenüber dem Älteren!

Greifswald, am Himmelfahrtstage 1913.

Walter Otto.