Herbst (Lavant)
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Herbst.
Von Rudolf Lavant.
Im Weiher raschelt schon das dürre Rohr,
Der Ostwind weht und meine Schwalben fliehen,
Und lausch’ in dunklen Nächten ich empor,
Hör’ ich die Wandervögel lärmend ziehen.
Die Nacht ist kalt ― wie soll die Hülle springen?
Der schöne Sommertraum ist ausgeträumt,
Und Abschied nahm er mit den Schmetterlingen.
Und fragen muß ich, ob nicht auch zerstiebt,
Was ich gehofft, ersehnt, erstrebt, geliebt,
Und ob nicht Alles nur ein Traum gewesen.
Die Sterne bleichen und das Licht erlischt,
Die Welt im Innern wird dem Tod zum Raube
Sich mit des Herbstes braunem, welkem Laube.
Doch nein! ein Glaube, warm wie Sonnenschein,
Dem früh das Herz begeistert zugeflogen,
Beflügelt heute noch mein tiefstes Sein ―
Den Unterdrückten wird Gerechtigkeit;
Stark wie ein Adler, treu wie eine Taube
Ist mein Vertrauen auf die neue Zeit ―
Und rüstig schreit’ ich aus im welken Laube.
Anmerkungen (Wikisource)
BearbeitenEbenfalls abgedruckt in:
- Der Wahre Jacob, Nr. 163 (1892), Seite 1330.