Harmonie der Farben in Kleidern für die verschiedenen „Teints“

Textdaten
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Titel: Harmonie der Farben in Kleidern für die verschiedenen „Teints“
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 17, S. 228
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1855
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[228] Harmonie der Farben in Kleidern für die verschiedenen „Teints“. M. E. Chevreul, ein Franzose, behandelt in seiner „Farben-Harmonie“ die Schönheits-Gesetze, nach welchen das schöne Geschlecht die Farbe seiner Kleider zu wählen und zu combiniren habe, ziemlich verständig. Er sagt: „Rothe Draperie“ kann als rosige nicht mit den rosigsten Gesichtern in Verbindung gebracht werden, ohne diese zu bleichen. Dunkelroth ist nur zulässig, wenn die Hautfarbe durch einen weißeren Schein gewinnt, der durch den Contrast bedingt wird. Zartes, delicates Grün ist günstig für die meisten Blondinen mit weißer, frischer Haut, die etwas mehr Rosiges gebrauchen können, ungünstig für mehr Rothe, als Rosige, noch ungünstiger für Gesichter, in denen sich Orange und Braun vorfinden, weil dies dem Gesichte eine ziegelrothe Schattirung giebt. Ein dunkeles Grün mag in diesem Falle eher passiren. Gelbe Draperie giebt einer schönen Haut einen bläulichen, violetten Hauch und ist deshalb ungünstiger als mattes Grün. Gelblicher Haut giebt sie eine weiße Tinte, doch paßt die Zusammenstellung schlecht zu blondem Haar. Sie sieht zu schwer und ruhig aus. Mehr in Orange spielende Haut wird duch Gelb geros’t, da es Orange neutralisirt. Gelb paßt deshalb in der Regel am Besten für schwarzhaarige Brünetten. Violette Draperie. Violett ist die Ergänzungsfarbe zu Gelb und bringt deshalb entgegengesetzte Wirkungen hervor. So überhaucht es weiße Blondinen, die zu hell und nüchtern aussehen, mit einem grünlichen Gelb, das sehr oft günstig ist. Es vermehrt Gelb und Orange in den Hautfarben ähnlichen Charakters. Bläuliche Tinten nehmen durch Violett einen grünlichen Schein an. Violett ist also im Allgemeinen die ungünstigste Farbe für alle Gesichter. Nur wenn es tief genug ist, kann es durch Contrast mangelnde Weiße der Haut ergänzen. Blaue Draperie. Blau reflektirt in Orange und kann deshalb dienlich werden, weiße und leichte Fleischfarbe zu heben. Blau ist denn auch sprüchwörtlich Blondinen am Günstigsten. Doch ist auch hier Geschmack und Farbensinn nöthig, da zu grelle und entschiedene blaue Draperien leicht ein gemeines Ansehen geben. Brünetten müssen sich vor Blau hüten, da sie schon zu viel Orange haben. Orange-Draperie ist zu brillant, um elegant zu sein. Es bläut Blondinen, weißt Orange-Haut und grünt gelbe Tinten. Weiße Draperie. Mattes Weiß harmonirt gut mit frischen Gestalten und Farben, die dadurch an Prosa und Strenge verlieren; doch alle übrigen starken Hautfarben müssen sich davor hüten, da sie dadurch nur greller werden, so daß ein Mann mit weißem Halstuche und eine derbe Magd im weißen Putz in der Regel sehr dumm und grob aussehen. Leichte, luftige, weiße Draperien von Musselin mit Mustern oder Spitzen sind dagegen von ganz anderer Wirkung. Sie versöhnen Contraste und geben jungen Damen ein harmonisches, ätherisches Etwas, das man mehr fühlen, als beschreiben kann. Schwarze Draperie schwächt die Töne der Hautfarben und versöhnt sie durch Hervorbringung eines weißen Tons, doch wenn sehr rosige Wangen sehr weit davon abstehen, tritt das Rothe aus dem geweißten Gesichte desto greller hervor, so daß also z. B. ein schwarzes Kleid sehr hoch herauf getragen und nicht durch Weiß vom Gesicht getrennt werden darf, wenn die Wangen nicht blos erröthen, sondern die Rosen darauf ohne Unterbrechnung blühen.“ Diese Bemerkungen gründen sich genau auf katoptrische Gesetze des Lichtes und der Farben, so daß Damen beim Einkauf von Hüten und Kleidern wohl mit Nutzen für ihre Schönheit darauf Rücksicht nehmen können. Wenigstens ist diese Rücksicht nützlicher und nobler, als das sklavische Gebaren unter dem sinnlosen Scepter der Mode.