Haenel Kostbare Waffen/Tafel 71

Tafel 70 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 71
Tafel 72
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TAFEL 71
STREITHACKEN UND HÄMMER
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[144] a. Streithacke (Czákany, Tschakan). Der vierkantige Hammer und die Hacke Eisen blank, lebhaft profiliert, mit Messing (Punktdekor) fein tauschiert. Der Schaft, mit rotem Samt bezogen und Silberdraht umwickelt, trägt oben und unten ein Beschläge von geschupptem Silber. – Ende 16. Jahrhundert.

b. Fausthacke: die Hacke als Papageienschnabel, der Hammer zugespitzt als vierkantiger Dorn; vier lange Schaftfedern und Gürtelhaken. Der Schaft, hellbraunes Eichenholz, mit schwarzgraviertem Bein eingelegt; der Schuh mit einem vierkantigen eisernen Dorn, durchaus von Bein, mit eingraviertem Blattdekor. – Um 1611–20.

c. Streithammer. Eisen blank, graviert und geätzt. – Der viereckige eiserne Schaft, mit Gravierung von Blattwerk, Trophäen und antiken Köpfen, trägt oben, unten und in der Mitte durchbrochne Auflagen von graviertem Messing: in diesen die vier Wappen Sachsen, Pfalz, Kur und Thüringen, von Löwen gehalten. Die vierseitige Schlagfläche trägt Hammer, dreispitzige Hacke, Beil und geraden langen Dorn, dazu, in den hohlen Kern des Griffes eingelassen, eine Spitze mit vier leicht eingezogenen Kanten. Schlageisen und Spitze reich geätzt, auf der Spitze je zweimal das Wappen von Sachsen und der Kur auf vergoldetem Grunde. – Der Schaft geht unten in einen runden, durch Scheiben abgesetzten Handgriff über, der ehemals mit schwarzem Samt bezogen war; ein Knauf, Messing gegossen, mit Masken, bildet den Kopf eines durch den Schaft gehenden Gewindes, mit dem die Spitze in den Schaft hineingeschraubt werden kann.

Ges. Inventar 1606, S. 975: In der Ungerischen Cammer: Ein Hammer mit viereckechten Spizen, dorin ein hohlausgezogen Spieseisen mit verguld geezten und gestochenen Laubwerg, mit durchbrochenen vergulten messing geziert, das hefft von schwarzen Sammet, und mit schwarzer seiden gestickt, der Knopf von messing getriebener arbeit und angesichtlein gezieret, Welchen Balzer Haeker gemacht und überantworten lassen. Derselbe ist hernachmahls durch die Cammerräthe mit 30 Thalern zu bezahlen befohlen worden, und ist solcher Hammer durch den Herrn Stallmeister Nicol von Miltiz auf die Cammer geantwortet den 1. July Ao 93.

Es handelt sich hier um eine Prunkwaffe phantastischer Art, die nicht für den praktischen Gebrauch in Frage kam. Ihr Meister, der Zeugschmied Balthasar Hacker, hat im Jahre 1588 der Kunstkammer Formen zum Kugelgießen verkauft. (FHM. G 156.)

d. Stockdegen. Der Griff ist als Streithacke mit balusterförmigem Hammer und gebogener Hacke (Papageienschnabel) ausgebildet, die, wie der dreimal abgesetzte Knauf mit feinem Ätzdekor, das stilistisch dem auf der Balzerschen Hacke nahesteht, bedeckt ist; Gehilze mit geflochtenem Eisendraht umwickelt. Vierkantige Klinge, an der Angel eine unkenntliche Marke.

Inventar der Türkischen Kammer 1674, N. 254: Ein viereckigter stecher, das gefäße auf Zschackan Arth, mit einer eisernen geezten Hacke, Hammer und Knopffe, der Grieff mit schwarzen Drathe umwunden, in einer runten mit schwarzen leder überzogenen Scheiden, mit eiserner geezter Kappe, Bande und orthbande, mit einem Stachel.

Kennzeichen des Czákany, des langschäftigen Schnabelhammers, war also die Verbindung von Hammer, Hacke und Knopf; die weitere Ausbildung dieses Typus zum Stoßdegen, wobei die Scheide den Czakanschaft bildete, wird in der Rüstkammer durch vielfache Beispiele belegt. – Ende 16. Jahrhundert.

e. Streithacke (Ungarische Hacke). Klingen und Schaftfedern mit Gold und Silber reich tauschiert: auf dem Beil ein Krieger und eine Frauengestalt, auf dem vierseitigen Ansatz figürliche Szenen: Kephalos und Prokris, und Diana und Endymion; auf der ovalen Deckplatte das Kursächsische Wappen; Weinblattornament in der Art des Lucio Piccinino (Tafel 27a). Schaft aus Ebenholz; unten langer Beschlag von Silber, getrieben und vergoldet, mit Band- und Rollwerkdekor. Kurzer eiserner Stachel.

Inventar der Türkischen Kammer 1674, N. 323: Eine Ungarische Hacke, das Eisen durchaus mit göldenen und silbernen Figuren, Blumen und Laubwerg eingeschlagen, auf der Platten das Churf. S. wapen, an einem Halme von Ebenholz mit einem langen silbernen vergüldeten gestochenen grieffe mit einem eisernen Stachel, welchen nebenst der sub No 321 beschriebenen Hacke der damahlige Churprinz Herzog Christian der Erste dero hochgeehrtesten Herrn Vater Churfürst Augusto zum Heil. Christ verehret.
Ges. Inventar 1606, S. 951: Zwo Türckische Hacken mit golt geezt, langen schwarzen Hefften, rund mit silbern vergulden beschlegen Welche Churfürst Augustus von dero Gemahlin zum heil. Christ verehrt worden.

Die andere Hacke ist noch in der Rüstkammer vorhanden; die Verwechselung der Kurfürstin mit ihrem Sohn als Geschenkgeber ist erst im Laufe des 17. Jahrhunderts entstanden. Als Meister der Hacken darf Franz Kaphan, der Schöpfer des Bolzenkastens Tafel 76, in Anspruch genommen werden (E. Haenel, Bolzenkasten und Armbrust des Kurfürsten August im Historischen Museum zu Dresden, Mitt. aus den sächs. Kunstsammlungen, Bd. 1, S. 52). Der Stil der figürlichen Darstellungen wie der ornamentalen Komposition ist bis ins Einzelne der des Bolzenkastens. – Dresdner Arbeit, um 1570–80.