Haenel Kostbare Waffen/Tafel 69

Tafel 68 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 69
Tafel 70
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TAFEL 69
KURSÄCHSISCHE HELMBARTEN UND MENSCHENFÄNGER
DES 16. JAHRHUNDERTS
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[140] a. Helmbarte. Die Ätzung der Klinge weist kräftig und flott gezeichnete Trophäengruppen auf, dazu über den balusterartigen Wülsten der Dülle Greif und Löwe, auf der Dülle Kriegerköpfe in Rundfeldern, von Bandornament umgeben. Auf beiden Seiten des Rückenhakens die Zahl 1588; hier, wie an den Ringen und Rändern, ist der Grund z. T. vergoldet. Auf der Beilklinge sind die Wappen der Kur und Sachsens mit der Umschrift: CHRISTIANUS. D. G. DVX. SAXON. SACRAE. ROM. IMP. EL. je von zwei Löwen gehalten, in Kupfer gegossen und vergoldet aufgenietet. Auf den Schaftfedern messinggegossene, gehörnte Masken als Nietköpfe. Der feingenarbte Schaft ist in seinem oberen Drittel, soweit die Schaftfedern reichen, mit Samt bezogen; dreifache Behänge von Schwarz und Gold.

Inventar der Spieß-Pagen-Kammer 1716, S. 118: Eine Helleparthe, mit allerhand Kriegeswaffen schwarz geezt, und etwas vergoldet, auch mit dem Churf. Sächß. von Meßing gegoßenen und vergoldeten Wappen beschlagen, Worauff der Nahme Christianus D. G. Dux Saxon; auch die Jahrzahl 1588.

Die Waffe gehörte demnach den Trabanten Christians I. (1560–1591) zu. (FHM. G. 65. )

b. Menschenfänger. Die Seitenhaken der ungewöhnlich großen Waffe haben feststehende, vierkantige Spitzen und je einen, durch Federdruck nach innen beweglichen Seitenarm mit gezacktem Kopf, während die Mittelspitze deren zwei besitzt, die gemeinsam mit jenen die Öffnung schließen. Die Bögen, der Hals und der untere Teil der Mittelklinge sind mit einem äußerst zarten Rankendekor geätzt; auf dem Hals beiderseitig das kursächsische Wappen. Von den acht Seiten der Dülle sind vier geätzt; die Schaftfedern, die bis fast an den Schuh des achtseitigen Schaftes reichen, sind blank. – An der Dülle, dicht dem über als Lorbeerwulst behandelten Ring, die Inschriften: KB 1587 MF 1587. – Gesamtlänge 313 cm, Länge des Eisens bis zum Ring 97,7 cm, größte Breite 41,6 cm.

Die Buchstaben und Zahlen sind nicht geätzt, sondern eingeschlagen. Ob daher der Uhrmacher Martin Feil (Feyhel) aus Naumburg, der 1580 in Augsburg für den Kurfürsten einen Wegmesser aus Messing arbeitete (jetzt im Mathem. Physikal. Salon, Dresden, abgebildet und beschrieben bei Engelmann, Die Wegmesser des Kurfürsten August von Sachsen, Mitteilungen aus d. Sächs. Kunstsammlungen IV. 29) als Meister der Ätzung anzusehen ist, wie dies Ehrenthal (a. a. O. S. 160) tut, ist sehr fraglich. Vielmehr müssen die beiden Initialenpaare als Marken der Klingenschmiede gelten, und sind als solche vorläufig nicht zu deuten. – Derartige „Fangeisen“ gehörten zur Ausrüstung der Profosse oder Gefangenenwärter: sie waren eine Polizeiwaffe[ER 1], mit der man Ausreißer erwischen und festhalten konnte. Schwietering (Zeitschr. f. histor. Waffenkunde 7, 143) weist mit Recht darauf hin, daß das Dresdner Stück, das prächtigste und reichste seiner Art, entwicklungsgeschichtlich in die Reihe der Runca gehört.

c. Helmbarte. Die reichgeätzte Klinge trägt auf dem Beil die Wappen der Kur und Sachsens mit vergoldetem Grund. – Zeit des Kurfürst August, um 1580.

Errata

  1. statt „Polzei“ lies „Polizei“ (siehe Druckfehlerberichtigung)