Haenel Kostbare Waffen/Tafel 66

Tafel 65 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 66
Tafel 67
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TAFEL 66
GEWEIHTES SCHWERT
PAPST BENEDIKTS XIII. 1725
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[132] Griff Silber, getrieben und vergoldet. Den Knauf bildet eine barocke Kartusche mit dem farbig emaillierten Wappen der Orsini-Gravina (auf beiden Seiten), von zwei fliegenden Putten umgeben, von der päpstlichen Tiara mit den gekreuxten Schlüsseln gekrönt. Der balusterförmige Griff ruht auf einem Sockel, der, wiederum in Kartuschen, die Gestalten der Apostel Paulus (vorn) und Petrus (hinten) trägt, die s-förmig geschwungenen Stangen laufen in Schnecken mit liegenden Putten aus. – Die breite, sehr biegsame Klinge bis zur Hälfte geschnitten und (ehemals) vergoldet; die Dekoration enthält, auf beiden Seiten, an der Angel das päpstliche Wappen, und, in je drei Feldern von Ranken umschlungen, die Inschrift

BENEDICTVS – XIII• PONT – MAX•
ANNO• IVBILEI• MDCCXXV• PONTIF – SVI• II.

Die Scheide, mit durchbrochenen, getriebenen Auflagen von vergoldetem Silber auf rotem Samt, auf beiden Seiten gleich behandelt, trägt am Ort wiederum das Wappen in farbigem Email. – Ebenso weist die Goldstickerei des roten Atlasgurtes sechsmal das farbige Wappen auf, das auch, graviert, auf dem Beschlag des unteren Endes wiederkehrt.

Am Griff (Unterseite des Kreuzes) und am Mund der Scheide die Zackenlinie des Wüchsenzeichens, an letzterem auch die Beschau von Rom und eine fast unkenntliche Marke: laufendes Pferd?

Schwert, Gurt und Hut, wie sie seit dem 14. Jahrhundert in der Weihnachtsnacht vom Papst geweiht und einem Fürsten verliehen wurden, erhielt Friedrich August II. als Kurprinz im Jubilaumsjahr 1725 von Benedikt XIII. (1724–30) aus dem Hause Orsini-Gravina. Heinrich Modern, Geweihte Schwerter und Hüte in den Kunsthist. Sammlungen des A. H. Kaiserhauses (Jahrb. der Kunsth. Samml. Bd. XXII, S. 127) nennt in der Liste von 25 derartigen Schwertern, die er aufstellt, auch das Dresdner, nicht aber das in der ehem. Sammlung von Tsarskoe-Selo, jetzt Eremitage, das Innocenz XI. dem König Johann Sobieski von Polen verlieh, 1676. Bei diesem Schwert, das dem Dresdner sehr verwandt ist, nicht nur in der Bildung des Griffes, sondern auch in der Dekoration der Klinge, der Verteilung der Dedikationsworte auf ihr und der Zeichnung der Stickerei auf dem Gurt, ist die Ausstattung von vergoldeter Bronze bez. Kupfer (Rockstuhl-Gille, Musée de Tzarskoe-Selo, Tafel 170; Lenz; Coll. d’armes de l’Eremitage Imperial, B. 13, Tafel XXIII, nennt die Jahreszahl 1686, wohl irrtümlich, und den Griff vergoldetes Silber). Die Form dieser Schwerter wandelt seit dem 16. Jahrhundert den Typ des Kreuzgriffes mit schneckenförmig gebogenen Stangen ab; auch der durchbrochne Belag der Scheide ist traditionell. – Das Schwert gelangte im Jahre 1830, der zu dem Schwert gehörige Hut 1848 aus dem Grünen Gewölbe an das Histor. Museum.

Auf dem Grunde der Klinge zeigen sich der Name des Papstes und die Jahreszahl in starkerem Relief; die Behandlung der Fläche läßt vermuten, daß diese Worte später an Stelle früher vorhandener an diesen Stellen ausgeschnitten worden sind. – (FHM. E 770.)