Hände (Březina)/Rundgesang der Herzen
Stets im gleichen
Heben und Senken der Flügel,
In Lagen höher und höher,
Stets wiederholt,
Prangt siegreich die Schönheit des Fluges.
Von den Wegen der Gnade singen Stimmen der Geister,
Wie Vögel, umfliegend ihre Nester,
In Zaubergärten der Metamorphosen,
Hört ihr das raunende Rauschen des Blutes? Das Kochen reifender Gährung,
Betäubend? Fieberhaft Brausen im Dunkel der Stöcke?
Schmerzhaft Ertönen der Herzen, gestimmt von Äonen, wie Saiten,
Zum Einklang der Sterne?
Und durch alle Welten fliegend den feurigen Ton
Des endlich errungenen seraphischen Einklangs?
Mystisches sich Besinnen auf die Umarmung von Millionen,
Bevor dieser sichtbare Kosmos in schwerer Herrlichkeit aufschoß
Signale der Rückkehr, erwartet von allen Wesen der Erde,
Versammelnd die Bruderschaften der Jäger,
In ironischen Labyrinthen des Urwalds des Träumens?
Im Schmerz der Scharen über blutigen Schlachtfeldern,
Im geheimnisvollen Siegen der Frauen,
Wie Flammen auf tausendarmigem Luster,
Bei jedem Öffnen der Türe, durch welche sich nähern Erwartete,
Zittern Herzen.
Weinberge unserer berückendsten Trauben
Bezeichnen den Weg euch.
Schwarze verkohlte Spuren unserer Brände,
Wo im Funkeln himmlischer Lichter wir saßen,
Heilige Zeichen,
Die wir in Sprachen der Völker, die geweiht sind dem Tode,
In senkrechte Wände der Felsen meißelten,
Herabgestürzte Bogen von Triumphpforten
Vom Schutte der Zeiten bedeckt Obelisken
Der Tempel.
Um des Geheimnisses des Schmerzes willen, des Todes, des Wiedererwachens,
Süß ist das Leben.
Welche unter uns schreiten in Gärten des Lichtes
Und aus aller Zeiten Entfernung sprechen zu unseren Seelen,
Gnadenreiche,
Süß ist das Leben.
Der vertrauend lagert sein Haupt auf die Brust,
Wo deine Glut mächtiger singt,
Um der Umarmung des Feindes willen, im Entzücken unserer höchsten Stunde,
Süß ist das Leben.
In der Extase des Liedes, der Weihe der Küsse,
Süß ist das Leben.
Um der erhabenen Ermattung der Baumeister willen,
Süß ist das Leben.
Der gleichzeitig umfängt die Erde von allen Seiten:
Die krystallenen Öden der Pole, der Vorzeit,
Des Urgebirges, der Zahlen, Gesetze;
Die stillen Meere erblühender Lichter des Glückes, der Ähren, der Nächte.
Die Last aller Früchte, die reiften in sichtbaren und unsichtbaren Sonnen
Und die rufen nach schüttelndem Winde und pflückenden Händen;
Das Schwärmen der Bienen vor ihrem Abzieh’n;
Kämpfe der Völker durch Jahrtausende;
Die azurnen Spiegel des Himmels auch über den Inseln der vom Fluche des Aussatzes Getroffenen,
Die Kreidegebirge, wo einstens donnerten Meere und wo sie einst wieder donnern werden,
Das Glüh’n von Insekten in den Urwäldern des Grases,
Das Funkeln von Welten in Unendlichkeiten,
Wegen des zarten Lächelns der Blicke,
Die unbetrogen geblieben vom gigantischen Blendwerk der Sinne,
Süß ist das Leben! –
Wegen des Blutes, das strömt aus Äonen von Äonen aus athletischen Schultern,
Wegen der erhabenen Ursache der Freude von Millionen!
Wegen des geheimnisvollen Wertes des Todes der Brüder, die für uns starben
(Und alle, die waren, in allen Jahrtausenden, auf dem ganzen Umkreis der Erde, starben für uns)
Wegen aller Staaten, gesät von Millionen
Wegen des prickelnden Glanzes und der Gefahren aller noch nicht durchsegelten Meere!
Wegen jedes Fußbreits Erde, der bestimmt ist,
Zum Kampfplatz unserer Siege
Und darum mit Blüten und Gold geheimnisvoll ist gezeichnet,
Wegen der ungesühnten Schuld,
Wegen der Steine, die nicht in Brot verwandelt sind,
Wegen der Reichtümer, die an die Brüder noch nicht verteilt sind,
Wegen der Küsse, die noch warten auf Lippen,
Wegen des Aufschrei’s des einsamen Herzens
Wenn es aufjauchzt aus seiner Angst wie ein verirrter Vogel,
Der gefunden die brüderliche singende Menge,
Süß ist das Leben.
Kämpfe der Geister!
Des ewig glühenden, durstenden, einenden Strebens!
Wegen unserer mystischen Teilnahme an der Arbeit aller Erob’rer,
Die bezeichnen die Ereignisse, wie die Herde zur Schur,
Herrschen über der Glut und dem Schmerze von Millionen
Und entsenden den Tod auf ihre Felder wie Schnitter,
In Steinbrüche ihre Brecher der Steine zum Baue,
(wie eine Masse, staunend gekehrt zum einem Punkte, lassen sie
Und die Königreiche, wie Schiffe, auf welche die Schiffer vom Ufer gesprungen,
Schaukeln auf, fast umkippend, wenn sie festen Fuß fassend, sich aufrecht erheben.)
Wegen der Luft, die eignet den Starken, zermalmt zu werden,
Gleich einer Welle
Und wie ein Zweig weißer Blüte emporzusprühen im Schaume
Beim Anprall an Felsen des Land’s der Verheißung.
Wegen der verborgenen harmonischen Lenze,
Gefaltet in aller Dinge Gespinnste
Im Schuppen der Sterne entfacht,
Süß ist das Leben!
Wegen der nahenden Ankunft des strahlenden, geheimnisumwobenen Menschen,
Der einzig in Millionen der Brüder, die waren, sind und sein werden,
Verändert die Erde vom Pole zum Pole nach deinem heiligen Willen
Und durch die Kraft des Gedankens, der von gehorsamen Sonnen
Lernte Leichtigkeit, Tänze und Lieder,
Sitz sich erobert in deinem geheimnisvoll waltenden Rate,
Süß ist das Leben.