Graf Zeppelin’s Reiterstück

(Weitergeleitet von Graf Zeppelin's Reiterstück)
Textdaten
<<<
Autor: H.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Graf Zeppelin’s Reiterstück
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 35, S. 565, 568
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[565]

Recognoscirungsritt des Grafen Zeppelin, der Officiere Villier, Gayling, Winslow, Wechmar und Genossen durch Lauterburg.
Nach einer Originalskizze von Louis Braun aus München.

[568] Graf Zeppelin’s Reiterstück. (Mit Illustration auf Seite 565.) In der Geschichte „unseres Kriegs“ nehmen die Streifzüge unserer Reiterpatrouillen eine prächtige Stelle ein.

Zu den kühnsten Recognoscirungsritten dieser Art gehört der des würtembergischen Generalstabsofficiers Grafen Zeppelin aus dem Hauptquartier der dritten Armee. Als seine Begleiter werden von den verschiedenen Berichten die badischen Dragonerofficiere vom zweiten Regiment (Markgraf Max) v. Wechmar, v. Villers, v. Gayling und Winslow (Winslor, Winstoe, ein geborner Engländer, dessen Name wohl deshalb den Berichterstattern so viel Schwierigkeiten macht) und vier wohlberittene Ordonnanzdragoner genannt. Diese neun Männer ritten im ersten Morgengrauen über die Grenze auf Lauterburg los, das, obwohl nach alter Weise befestigt, von den Franzosen jetzt ohne Besatzung gelassen worden ist. Mit lautem Hurrah und gezogenen Säbeln sprengten sie mitten durch das Städtchen durch (Darstellung unserer Illustration), zum andern Thor wieder hinaus in’s Freie, rannten eine französische Lancierspatrouille nieder, nahmen zwei Mann davon und später noch einen Gensd’armen gefangen, entließen sie aber, weil sie einen wichtigern Zweck hatten, als Gefangene zu machen, und setzten ihren Ritt weit hinter die französischen Linien, immer die Deckung der Waldungen suchend, um die Aufstellung der französischen Heeresabtheilungen beobachten zu können, sechsunddreißig Stunden fort. Der Engländer hatte längere Zeit in dieser Gegend des Elsaß gelebt und als eifriger Jäger Feld und Wald genau kennen gelernt. So war Klugheit und Glück mit den Tapferen.

Zwischen Niederbronn und Wörth stießen sie endlich auf einen übermächtigen Feind. Nach dem deutschen Bericht hat eine französische Husaren-Escadron ihnen bei Neuweiler den Weg versperrt; im Kampfe fiel Winslow, die übrigen Officiere, mit Ausnahme Zeppelins, wurden sammt den Dragonern gefangen. Nach den französischen eingehenderen Berichten saßen die müden und hungerigen Männer im Scheuerlenhof beim Frühstück, als ein Detachement des zwölften Jägerregiments zu Pferde sie überraschte und nach tapferer Gegenwehr überwältigte. Zeppelin schlug sich durch; er sah nur noch, wie Wechmar, stark blutend, gegen ein Haus taumelte.

Wie wichtig dieser Ritt dem Hauptquartier war, zeigt die Vorsorge, daß Lauterburg kurz nachher sechs Stunden lang von badischen und baierischen Infanterie- und Cavallerie-Abtheilungen unter dem badischen Major Bauer besetzt war, um der kühnen Schaar den Rückzug zu decken.

Ebenso hohen Werth legten die Franzosen auf die Gefangennahme dieser Officiere. Ueber Saargemünd wurden sie nach Metz gebracht, wo Marschall Leboeuf sie an seine Tafel zog und später nach Paris schickte.

Die Siege von Weißenburg und Wörth sind der Lohn des Reiterstücks, dem sein Eichenzweig in Deutschlands Geschichte ewig grün erhalten bleiben wird.
H.