Graf Rudolf von Bökelnburg
Kommt her, mein Graf von Bökelnburg, der Bauer bringt den Zins,
Kommt her, mein Graf, und schaut vom Thurm, und seid vergnügten Sinns!
Der Bauer dachte Herr zu sein, – wie schlecht bekam’s ihm doch!
Jetzt kommen sie wie Ochsen dort, im Halfter und im Joch.
Der Bauer kam durch Dick und Dünn mit Halfter und mit Pflock.
Sie brachten Wagen voller Korn, und Sack auf Sack gebaut,
Der Graf mit seinem stolzen Weib vom Thurm herniederschaut.
So kommt, Herr Graf, und lass’t uns ein, und nehmt es an in Huld!
Da lacht er in den grauen Bart, sie lacht in ihr Gebiß,
Und ging, die Ochsen anzusehn, die man in’s Burgthor ließ.
Sie zogen durch das offne Thor mit Wagen und mit Roß,
Sie zogen ein in langen Reih’n, der Letzte warf’s in’s Schloß.
Nun rührt die Hand und lös’t das Band und auf den Bökelgraf!
Da wurden Beide kreideweiß, wie die gekalkte Wand,
Da sprang aus jedem Sack ein Kerl, das Messer in der Hand.
Und nun, Herr Graf, nehmt Euren Zins, o nehmt ihn an in Huld!
- ↑ Nach Müllenhof’s Chronik zwang im Jahre 1145 ein Graf Bökelnburg in der That die Bauern, den Zins an Getreide und Früchten zur Burg auf Wagen zu bringen, denen sie sich wie das Vieh mit „Halfter und Kummet“ vorgespannt. Das gemarterte Volk rächte sich auf furchtbare Weise.