Froschhandel
[320] Froschhandel. Unter dem Titel „Ausfuhr von Fröschen“ machte jüngst eine Notiz durch alle Zeitungen die Runde, welche die Ausfuhr der Frösche von Luxemburg nach Frankreich als eine ganz außerordentliche schilderte. Danach sollte ein einziger Froschfänger von Vauce in drei Wochen zweihunderttausend dieser Reptilien exportirt haben, welche hauptsächlich nach Reims, Nancy und Paris gegangen wären. Die Frösche, hieß es weiter, würden übrigens ganz versendet und zwar einfach darum, weil ihr Oberkörper und Haut in den feinsten Restaurationsküchen Frankreichs zur Herstellung von – Schildkrötensuppe zu dienen hätten. Auf Erkundigungen hin, die wir bei befreundeter Seite anstellten, erfahren wir nun, daß jene so großes Aufsehen erregende Notiz mindestens auf ungeheurer Uebertreibung beruhe.
„Der Froschfang,“ schreibt ein Freund der Gartenlaube aus Luxemburg, „wird bei uns keineswegs so großartig betrieben als jene Zeitungsnotiz Sie annehmen ließ. Was an Fröschen in’s Ausland geht, ist kaum nennenswerth, kann auch nur in Einzelfällen vorkommen und verdient am allerwenigsten den Namen Froschausfuhr im eigentlichen Sinne des Wortes. Ein heimathlicher Naturforscher sprach sich ungefähr in demselben Sinne gegen mich aus. Er fügte hinzu, daß die ganze Art in drei Jahren hierlands vertilgt wäre, wenn jährlich zehntausend Stück getödtet würden.
Im Großherzogthum Luxemburg kommen Frösche nur an wenigen Orten vor, und zwar in Sümpfen, wo man sie weder pflegt, noch sich die Mühe giebt, sie auszurotten. Einzelne Besitzer großer Weiher, worin Fische gar nicht oder schlecht gedeihen, dulden auch wohl Frösche darin, doch werden dieselben von Jedem nach Belieben weggefangen. Dies geschieht vorzüglich in der vierzigtägigen Fastenzeit vor Ostern, während welcher den gläubigen Katholiken der Fleischgenuß untersagt ist; diese verzehren dann Frösche in Abwechslung mit Fischen. Dagegen verzichtet man fast gänzlich auf jene Amphibien im Sommer und gegen den Herbst, obschon ihr Fleisch um diese Zeit am schmackhaftesten ist. Dies gilt besonders von den wenig zahlreichen Grasfröschen, welche sich im Sommer auf feuchten Wiesen und fetten Aeckern aufhalten, aber nur selten feil geboten werden.
Der Fang wird mit den Händen oder durch Fischgarne bewirkt. Ist er gelungen, so werden die Gefangenen auf ein Brett gelegt, und man schneidet ihnen mit dem Messer den Oberleib ab; denn nur die Hinterbeine werden gesammelt und benutzt, nachdem man auch noch die Zehen entfernt hat. In diesem Zustande werden sie dann gereinigt und zu Markte gebracht. Man bezahlt hier zwölf bis fünfzehn Neugroschen für hundert Stück während der Fastenzeit; im Sommer bis zu zwanzig Groschen. Die Zubereitung geschieht auf zwei Arten. Entweder werden sie in heißem Wasser gar gekocht und mit einer Sauce von Mehl und Sahne servirt, oder sie werden trocken geröstet. Ihr Fleisch ist äußerst zart und weich, und sogar schmackhafter als Stockfisch und Laberdan; aber die vielen kleinen Knochen ermüden den Esser, und man braucht geraume Zeit, um satt zu werden.
Ob es eine besondere Art der Verpackung giebt, um den genießbaren Theil des Frosches weiter zu transportiren und längere Zeit aufzubewahren, ist mir nicht bekannt. Soviel ich in Erfahrung bringen konnte, übt man den Froschfang nur im Verhältniß zum inländischen Verbrauch.
Ein lohnenderes Geschäft als mit Fröschen betreibt jedoch mancher Jagdliebhaber mit Krammetsvögeln, deren besonders im Herbst und Frühjahr viele in den Ardenner Wäldern gefangen, verkauft und in’s Ausland verschickt werden.“