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Titel: Frithjof bei König Ring
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 17, S. 280–281, 292
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[280–281]

Frithjof bei König Ring.
Nach einem Gemälde von Ferdinand Leeke.
Photographie im Verlage von Fr. Hanfstaengl in München.

[292] Frithjof bei König Ring. (Zu dem Bilde S. 280 und 281.) Auf seinem Bilde zeigt uns Ferdinand Leeke, wie der tapfere Nordlandssohn Frithjof, der Held der vielgefeierten und in Deutschland durch zahlreiche Uebersetzungen eingebürgerten schwedischen Dichtung Tegnérs, bei König Ring erscheint, der Frithjofs Geliebte, Ingeborg, als Gattin heimgeführt hat; sie folgte gehorsam dem Willen ihres Bruders, dem sie dadurch Krone und Reich rettete.

Wir sehen den König auf dem Hochsitz thronen, während Ingeborg auf seinen Wunsch dem Gast, welcher sich als Frithjofs Freund ausgegeben und erklärt hat, ihn gegen eine Welt beschirmen zu wollen, das Trinkhorn reicht:

„Der König lacht’ und sagte: ‚Das heißt gelockt zum Streit;
Doch frei ist jede Rede, wo König Ring gebeut.
Gieß’ Wein ins Horn ihm, Kön’gin, den besten, den du hast,
Der Fremdling, will ich hoffen, ist unser Wintergast.‘

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Da nahm die Frau, die edle, das Horn, das vor ihr stand,

Das Kleinod, einst die Zierde des Urs, in ihre Hand,
Auf blanken Silberfüßen, mit goldner Reifen Wehr,
Das Vorzeitbilder schmückten und Runenschrift umher.
Mit zücht’gen Augen reichte dem Gast das Horn sie dann,

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Doch ihre Hand erzittert und etwas Wein verrann.

Wie abendrother Purpur bestrahlt der Lilien Rand,
So glühn die dunklen Tropfen ihr auf der weißen Hand.“

Wie schmerzlich auch diese Begegnung sein mag, wer die Dichtung kennt, der weiß ja, daß Frithjof und Ingeborg nicht auf ewig geschieden sind, daß nach König Rings Tode der starke Held der geliebten Jugendfreundin die Hand zum dauernden Bunde reichen wird.

Die Nordlandsscenerie ringsum auf unserem Bilde gemahnt uns, daß König Ring ein Friedensfürst war, der aber auch die Waffen siegreich zu führen wußte; in seiner Umgebung zeigen sich reckenhafte Gestalten neben andern, deren Gesichtszüge das Gepräge einer milden Weisheit tragen; auch fehlt es nicht an zarten und kräftigen Frauen, welche den Hof des mächtigen Herrschers verschönen. Und an seine Seite schmiegt sich eines jener Kinder aus erster Ehe, für welches er in Ingeborg die Mutter gewann.