Frauenliebe
O Frauenliebe, Maienkraft,
Die in des Busens dunkler Tiefe
Ein reiches Frühlingsleben schafft,
Und ob sie winternächtig schliefe;
Im unbezwungnen Sehnen zieht,
Dem Sehnen leihet Feuerworte,
Dem Worte ahnungsvolles Lied.
O Frauenliebe, Sonnenlicht,
Und lange Kummernächte nicht,
Noch Winterstürme je ermatten,
Das aus dem tiefsten Herzensquelle
Wie gold’ner Sang entströmet rein,
In’s tiefste Herz uns spült hinein!
O Frauenliebe, Sonnenlicht,
Das jede Blüthe, die das wilde
Gewitterstürmen grausam bricht,
Das jeden Streit versöhnend theilet,
Das jedem Schmerze Balsam schafft
Und jede Herzenswunde heilet
Mit wunderbarer Gotteskraft!
Der uns des Lebens Herbe süßet,
O Frauenliebe, Himmelsgruß,
Der uns aus ferner Heimath grüßet
Du bist’s, die in der Sorgen Mitte
Du machst die kummerschwüle Hütte
Zum theuren heimathlichen Herd!