Frauenleben im Weltkriege/Im Kaffeekränzchen

Zwischen den Schlachten Frauenleben im Weltkriege
von Aurel von Jüchen
Im Speckkämmerchen
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Im Kaffeekränzchen


»Ich finde das Kriegsbrot abscheulich“, sagte die alte Jungfer, „und außerdem gibt es keine Kraft.“

„Im Gegenteil“, sagte eine, die noch keine alte Jungfer war, „mir ist, als ob der Gedanke, dem Vaterland ein kleines Opfer zu bringen, mehr Kraft gäbe, als der schönste Stuten.“

Die alte Jungfer ließ sich nicht so leicht widerlegen. „Von Gedanken kann der Körper nicht leben“, sagte sie, „dieses Kartoffelmehl, was dabei gemischt wird, bietet doch dem Magen lange nicht den Nährstoffgehalt.“

Eine alte Kriegermutter kam der jungen Dame zu Hilfe: „Wo heute das Herz so voll ist von den Kriegsschicksalen, kann der Magen wohl mit etwas weniger Gehalt auskommen“, sagte sie.

Die alte Kriegermutter sah blaß aus, was allerdings nicht von dem Brot, sondern von ihren nächtlichen Tränen herrührte; aber auch das, was sie sagte, war nicht wohlüberlegt, denn es gibt doch selbst heute noch Menschen mit leerem Herzen, die nur vom Magen aus ihren Gehalt empfangen.