Textdaten
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Autor: Ernst Deecke
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Titel: Frau Rikeborgs Begräbniß
Untertitel:
aus: Lübische Geschichten und Sagen, S. 69–70
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: Carl Boldemann
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Erscheinungsort: Lübeck
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Quelle: Google, Commons
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39. Frau Rikeborgs Begräbniß.

Anno 1278 starb eine reiche Wittwe zu Lübeck, Rikeborg Stâlbuksch genannt, ohne Erben. Deren Ehemann war gewesen der Rathsherr Bartram Stâlbuk, im Domkaspel wohnhaft.

Diese Wittwe hat in ihrem letzten Willen ihre Güter dahin gegeben, wo sie begraben würde; sie begehrte aber, als sie bald hernach gestorben, zu S. Katharinen bei ihren Freunden zu liegen. Wie nun die Dompapen den Leichnam nach S. Katharinen zu den grauen Mönchen bringen sollen, wollten sie die reiche Beute nicht fahren [70] lassen; sondern zogen damit nach der Kaspelkirche, um dort die Vigillen zu halten. Aber die Bettelmönche gingen alsbald zu Rath und nahmen sechs ihrer stärksten Brüder; die gingen nach der Kaspelkirche, nahmen den Leichnam mit Gewalt, und trugen ihn nach S. Katharinen. Nun wollten zwar die Dompapen die Todte auf Befehl des Bischofs wiederholen; aber die Freunde der verstorbenen Wittwe und die ganze Gemeine fielen den grauen Mönchen bei; sie mußten also davon lassen. Da gebot der Bischof den Mönchen beim höchsten Bann: sie sollten den Leichnam nicht in die Erde begraben; die Schalks-Mönche nahmen ihn also und vermauerten ihn unter einen Schwibbogen der Kirchenmauer im Südosten und legten einen Eisenstein, 100 Centner schwer, darauf. Da liegt er noch bis heut und diesen Tag.

Davon entstand zu Rom ein großer Proceß, und die ganze Stadt Lübeck kam auch deßwegen in den Bann. Die Dompapen zogen nach Eutin, und die Mönche hielten mittlerweile Messe, bis daß alles vertragen war. Aber sie behielten was sie hatten; denn als die Dompapen nach vier Jahren wieder in die Stadt kamen, gedachten diese der Stâlbuksch nicht mehr.

Bemerkungen

[390] Kaspel – Kirchspiel.

Anmerkungen (Wikisource)

Ein weitere Sage zum Streit zwischen Rat und Bürgern der Stadt mit Bischof Burkhard von Serkem um die Macht in der Stadt, die auch den Reichtum der Bettelmönche in Lübeck erklärt.