Textdaten
<<< >>>
Autor: Anonym
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Frankenberg, ein Bergschloß
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 1, S. 447–452
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1790
Verlag: Raw
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Nürnberg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld, Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


|
IV.
Frankenberg, ein Bergschloß.
Frankenberg liegt recht mitten in Franken, auf der äussersten Spitze eines Astes der Steigerwaldischen Berge, welche sich in dieser Gegend endigen. Es hat vielleicht die schönste Aussicht in ganz Franken, weswegen der verstorbene Herr Ritterhauptmann von Hutten öfters bezeugte, daß er sich niemahls genug daselbst gesehen habe. Es sind eigentlich zwey Schlösser, die ehedessen Hinter- und Vörder-Frankenberg geheißen haben. Das hintere Frankenberg ist beynahe schon 300 Jahr lang wüste und leer. Man siehet noch einen doppelten Graben, der nunmehr verwildert ist. Die Ringmauer stehet meistens noch. Sie war mit vielen Thürmen flankirt, wovon noch viere meistens ganz zu sehen sind. In der Mitte stehet auch noch ein ganz runder Thurm ohne Dach, von Kropfsteinen aufgeführet. Er hat unten nur eine kleine Öffnung. Man siehet nicht die geringsten Spuren von einer Treppe, die auf dessen Höhe geführet hätte. Vermuthlich| war er durch hölzerne Gänge mit den übrigen Thürmen auf den Mauern verbunden. Der vördere Frankenberg, der eigentlich auf der äussersten Spitze des Berges liegt, ist ein solides viereckichtes Gebäude, dessen Mauern ungefähr 2 Ellen dick sind. Die Seite gegen Mitternacht ist, nebst einem Theil der Flanke gegen Abend, vor ungefähr 70 Jahren ausgebrannt. Um dieses Schloß geht ein gefütterter Graben, ungefähr so breit und tief, als der Nürnberger Stadtgraben. Unten ist ein herrlicher Keller, der zu Zeiten des letzten Herrn von Hutten mit alten Weinen gefüllet war. Es ist kein Quellwasser in und ausser dem Schloß auf diesem Berg zu finden. Daher ist eine geräumige Cisterne unter der Kellerey angebracht, worein sich das Regenwasser aus dem Graben ergießt. Der Wall jenseit des Grabens ist ungefähr 30 Schritte breit, und hat angenehme Gänge von Obstbäumen, die an Spaliren angebracht sind. Die Seiten des Walls waren ehedessen so steil, daß man weder hinunter noch hinauf steigen konnte. Jetzt aber sind schneckenförmige Stiegen hineingehauen worden, welches sehr leicht zu thun war, weil der Berg kein Fels ist. Weiter unten liegen Weinberge. Das Feld, welches| zu Frankenberg gehört, erstreckt sich gegen die untere Gegend auf eine halbe Stunde. Hinter dem Schloß gegen Morgen ist ein zu Frankenberg gehöriger Wald von 3000 Morgen. Man kann sich hieraus leicht vorstellen, daß Frankenberg einen herrlichen Feld- und Weinbau, wie auch Viehzucht habe.

Der Name Frankenberg kann nicht daher kommen, weil das Schloß oder Berg in Franken liegt, maßen dieses die umliegenden Berge mit Frankenberg gemein haben. Ich vermuthe, daß der Name daher komme, weil in den ältesten Zeiten etwa ein Schwarm Franken ihr Lager unten an diesem Berg hatte. Auf diese Vermuthung hat mich eine andere Bergspitze, welche 3 bis 4 Stunden weit davon liegt, und der Schwabenberg genannt wird, gebracht. Daselbst hatten vermuthlich die Schwaben ihr Lager. Auf Lateinisch hießen demnach diese Berge: Mons Francorum und Mons Suevorum. Einige Etymologisten, die es für unschicklich halten, daß mitten in Franken ein Schwabenberg seyn sollte, wollen daraus Schwanenberg machen. Was sollten aber die Schwanen auf einem Berg thun, wo kein Wasser ist?

Von den Besitzern oder Herren von Frankenberg. Daß weder der hintere noch| vordere Frankenberg von Edelleuten sey erbauet worden, davon zeuget die Bauart, die das Vermögen der damahligen Edelleute übertrifft. Aus Georgis Uffenheim. Nebenstunden[1] sieht man, daß es den Grafen von Hohenlohe Brauneckischer Linie gehörte. Es soll auch den Burggrafen von Nürnberg einmahl gehört haben. Gegenwärtig besitzt dieses Steinwerk, wozu noch ein Stück Waldung gehört, die Domprobstey Wirzburg.
.
Das vordere Frankenberg gehörte im funfzehnten Jahrhundert der längst ausgestorbenen Familie von Absberg und der Familie von Heßberg[2] Von dieser erkaufte es ein Herr von Hutten (mich dünkt Georg) ungefähr 1520. Weil er Brandenburgischer Oberhauptmann in Kitzingen gewesen ist, so hat er solches zu einem Brandenburgischen Lehen gemacht. Nach der Schlacht bey Lützen 1632 den 6 Nov. hob der Fürstbischoff von Wirzburg sein Haupt wieder empor, und beraubte die Herren von Hutten ihrer Güter in hiesiger Gegend. Frankenberg bekam eine Besatzung, und das Archiv wurde ausgeleert. Obgleich die Herren von Hutten| wieder in den Besitz ihrer Güter kamen, so bekamen sie doch ihr geplündertes Archiv nicht wieder.[3]

Mit Frankenberg sind von je her alle landesherrliche Rechte verbunden gewesen. Dahin gehört die hohe Gerichtbarkeit, wiewohl das Hochgericht auf der Markung des benachbarten Flecken Ippesheim stehet. Diese Jurisdiction erstreckt sich auch auf das Anspachische Pfarrdorf Bergtheim, und das ehemahlige Holzschuherische Gut Aspach. Die Herrschaft Frankenberg hat auch 6 Zollstätten und die hohe und niedere Jagd.

Weil die hohe Gerichtbarkeit und die Zölle ein unmittelbares Reichslehen sind, so hat sich Schwarzenberg bey Lebzeiten des Hrn. v. Hutten die Anwartschaft darauf geben lassen, und ist auch im Besitz. Die zu Frankenberg gehörige hohe Jurisdiction kann aber wohl nicht davon auf einen andern Ort verlegt werden, sondern der Besitzer des Castri sollte das Lehen empfangen. Jetzo gehört das vordere Frankenberg dem Obrist-Kammerherrn von Pöllnitz, dem es der Marggraf als ein heimgefallenes| Lehen, doch mit Zurückbehaltung der Dörfer, geschenket hat.



  1. I B. S. 819.
  2. Uffenh. Nebsnst. II B. S. 10. 8. 665.
  3. Sollte dieses Archiv noch existiren, so wäre es der Mühe wehrt, daß aus demselben die Geschichte des merkwürdigen Geschlechts der von Hutten bearbeitet würde.