Fliegende Blätter Heft 4 (Band 1)

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Titel: Fliegende Blätter Heft 4 (Band 1)
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aus: Fliegende Blätter, Band 1, Nr. 4, S. 25–32
Herausgeber: Kaspar Braun, Friedrich Schneider
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Erscheinungsdatum: 1845
Verlag: Braun & Schneider
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Erscheinungsort: München
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Quelle: MDZ München, Commons
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Nro. 4.
München, Erscheinen monatlich 2 bis 3 Mal. Preis der Nummer 9 kr.
Verlag von Braun & Schneider. R.W. od. 2 ggr. 24 Nummern bilden einen Band.


Elfenliebe.



I.


     Das will ich jedem guten Gesell, der zur Höh' ausreitet, sagen,
     Er reite nicht nach der Elfenhöh, und lege sich da zu schlafen.
          „Elfenhöh“ dänische Ballade.


Auf dem wellenförmigen Boden des schwedischen Nordlandes durchfegt den größten Theil des Jahres ein kalter, eisiger Wind die unermeßlichen Moräste und Haiden, und bricht sich an den Gletschern und Felsbänken, welche aus den Sümpfen emportauchen. Da tosen in tausendfachen Stürzen Quellen und Bäche in die Thäler, zusammenrinnend im braunen Seegewässer. Von Felswänden umstarrt, aus deren Ritzen nur hie und da eine geisterbleiche Birke hervorwuchert, von schwarzen Föhren umrauscht, brechen sich die dunklen Wogen am Schilfgestade, und das hohe feuchte Moos ist meist von bösen Kobolden, Trollen und Swartalfen bewohnt. Ihren Lieblingsplatz aber haben sie in dem einsamen Thale des Lulea-See's.

Nicht weit von der Stelle, wo sich die Lulea-Elf mit den Fluthen des See's vereint, stand eine Hütte. Hier wohnte Roger, der Fischer, mir seinem Sohne Nils. Keine freundliche Nachbarschaft suchte den Alten heim in den langen trüben Winternächten; denn weit und breit in der Umgegend [26] war Alles öde und unbewohnt. Nach dem nächsten Flecken hätte man eine geraume Strecke Weges zu gehen, aber auch dahin verirrte sich der Fischer mit seinem Sohne nur ein paar Mal des Jahres, etwa um rothen Lachs, Hechte oder Forellen zu Markte zu bringen, und mit dem geringen Erlöse kargen Vorrath für den Winter einzutauschen. Der Alte war gar menschenscheu, ernst und einsilbig, und bildete einen sonderbaren Gegensatz zu dem jungen, lebensfrischen, blondhaarigen Burschen, der die Augen so leutselig umherwarf, wenn er seine Waare ausbot. Das waren aber auch die langersehnten Freudentage, wenn es nach Quickjock ging, allenfalls an hohen Festen, wo ihm die Orgeltöne der Kirche so gewaltig an’s Herz sprachen, oder am Markttage, wo er mit dem Vater zusprach bei der gastfreundlichen Muhme, welche den ersten Kramladen hatte im Orte.

Dadurch ward aber Nils nicht verwöhnt. Es behagte ihm auch in seiner Einsamkeit gar wohl, und drückte ihn die Luft innerhalb der rauchigen Pfähle seiner väterlichen Hütte, so nahm er die Flinte von der Wand, verfolgte Wolfs- und Luchsfährten, und streifte auf den Bergwäldern und Felsen umher. Es kam ihm just nicht darauf an, manch’ frostige Winternacht hindurch ein angeschossenes Stück zu verfolgen. Nebstdem hatte er eine gar helle, klare Stimme, und spielte die Geige, als hätte er’s einem Ellisermädchen abgelauscht. Da aber der Vater sein einziger Lehrmeister war, so konnte er es zu keinem frohen Liedlein bringen; denn was dieser ihm vorsang von Hagbar und schön Signill, die um ihres Liebsten willen verbrannte, und vom wilden Räuber Brun, den die Jungfrau erschlug, klang Alles so düster und schwermüthig, wie des Sees Rauschen oder wie des Schilfes Gestöhn, wenn die Welle durchfährt, oder wie der Sturmwind, der durch die Fichten weht.

Ostern war gekommen. Nils zählte nachgerade neunzehn Jahre; da ließ ihn der Vater allein nach Quickjock wandern in die Kirche. Noch wehte kein Lenzhauch; der Schnee schrillte auf den Haiden und übereisten Mooren, und kaum daß eine Dämmerung auftauchte am Himmel nach einer langen Nacht. Der Junge hatte lange im Orte verweilt, und es war spät an der Zeit, als er heimzukehren gedachte. Doch traute er seiner Kenntniß der Gegend, und der hellen, glänzenden Nacht voll leuchtender Sterne und glühender Nordlichter, deren Strahlen im farbigen Wiederspiele an den Eisfeldern und Isbräden des Quickjock-Falls sich brachen, und ihm jede Fährte im Schnee erkennen ließen. Getrost wanderte er seines Weges weiter. Die Osterlieder der Kirche, wie sie zusammenflossen mit dem vollen Orgeltone, klangen in seinem Ohre nach. Dabei dröhnte und krachte es im Gebirge, die lauere Luft rüttelte an den Eispyramiden der Gletscher. Sie seufzten und stöhnten wie im Schmerze über des Winters baldigen Abschied, und ihre Thränengüsse schwellten die Lulea-Elf, daß ihre Wogen mit doppeltem Gebrause sich über die vielen Abhänge stürzten, um unten für kurze Augenblicke auszurasten in dem beruhigenden Seebecken, welches sie wie liebend, wie besänftigend aufnahm in seine Felsenarme. Dieß Dröhnen und Tosen der nahen Elf, das Seufzen der Gletscher, deren zackige Säulen so gespensterhaft durch die blaue, kalte Mondlichtferne luegten, dann die eigene Stimmung, in welche er gerathen war, ohne zu wissen wie, bewegten den Jungen ganz eigen wundersam, und es ward ihm allmählig unheimlich zu Muthe, da er doch sonst keine Furcht kannte. Er verdoppelte seine Schritte, um baldmöglichst in die Ebene zu gelangen. Aber als verwirrte ein böser Kobold seine Sinne, so verlor er zuletzt auch die Richtung heimwärts, und vermochte sich nicht mehr in den Platz zu finden, auf den er gerathen. Das Glitzern und Flimmern der Schneefläche blendete sein Auge, und bei jedem Schritte brach die schwachübereiste Decke. Es mußte Thauwind geweht haben vom Schonenland herüber, das verschlimmerte den bösen Weg, und Nils mußte jeden Schritt vorwärts erst mit seinem starken Fichtenstocke prüfen, ob nicht etwa trügerisches Eis eine jähe Kluft verberge. So wurde er zum Hinsinken müde. Seine Tritte wurden schwerfällig und mehrten seine Noth. – Da kam es ihm plötzlich vor, als gäbe der Boden unter ihm nach. Schnell wollte er der Gefahr entrinnen, und setzte seinen Stock an, um sich über die gefährliche Stelle hinweg zu schwingen; – aber es war zu spät; das Eis brach und er stürzte wohl sechs Klafter tief in eine Höhlung im Berge.

Betäubt lag Nils einige Minuten; doch bald ermannte er sich wieder, denn er war auf hohes Moos gefallen, und es kam ihm schier vor, als hätten ihn weiche Arme herabgetragen. Wie im Traume geschah es ihm, als er sich in der schmalen Schlucht umsah, welche zwischen senkrechten, nicht zu erklimmenden Felsen eingeengt war. Alles erschien ihm fremd, da er doch kaum eine Stunde Weges von seiner Hütte entfernt sein konnte, auch sonst Wege und Stege kannte im Gebirge, wie die Winkel am heimathlichen Herde. Es däuchte ihm, als habe sich das Gestein erst während seines Falles gespalten. Nebstdem wehete es hier wie Lenzluft. Am Gießbache, der sich durch den Schacht hinwand, grünte junges, duftiges Gras, [27] Farrenkräuter und Sumpfblumen, und die gelben Wasserlilien schwankten ob den glänzenden Wogen; durch den Bruch in der Eisdecke über ihm leuchteten die Sternlein herein, und spiegelten sich im thauigen Moore. – Nach manchem vergeblichen Versuche fand es Nils unmöglich, die Felsenwände zu erklimmen, und suchte einen andern Ausweg aus der Tiefe. So ging er denn die Schlucht entlang. Mit jedem Schritte aber, den er vorwärts machte, erweiterte sich der Thalgrund. Wie graue Schatten wichen an beiden Seiten die Wände zurück; ein eigener, warmer Glanz zitterte durch’s Geäste der zerstreuten Föhren und Kiefern. Je weiter er vordrang, desto mehr däuchte es ihm, als ginge er geraden Weges dem Frühlinge entgegen. Blümlein, wie im Mai, dufteten auf zu ihm aus dem hohen Moose, frischgrünende junge Fichten streuten ihren würzigen Geruch aus, und ein warmer Hauch spielte in seinen Haaren. Er wußte nicht, wie ihm geschah: da vernahm er näher und näher ein seltsames, wunderbares Getön von Harfen und Geigen. Hinter den Föhrenstämmen sich haltend, drang er behutsam vorwärts, dem Glanze entgegen, der durch’s Gezweige flimmerte. Da sah er durch die Lücken des Gebüsches, wie der Thalgrund allmählig sich öffnete zu einem weiten Halbkreise, umhegt von goldadrigen Felsen. In den Steinwänden drinn glitzerte und schimmerte es wie von gegossenem Krystalle; eine hohe, schlanke, durchsichtige Säulenreihe trug das Gewände, welches wiederstrahlte vom Glaste des Erzes und Edelgesteins. Prunkende Säulen nach allen Seiten, mit Kränzen von Bergrosen geschmückt, verloren sich in der Tiefe des Felsens. Aus dem Grunde drang ein wundersames Licht, welches Sterne und farbige, feurige Garben ausgoß wie ein Springquell, so übermächtig strahlend und leuchtend, man hätte den Glanz eines Lenzmorgens für Dämmerung dagegen halten mögen. Im thauigen Wiesgrunde aber, der sich davor ausdehnte, spiegelte sich das Bild des Feenbaues, wie in einem stillen, grünen See; d'rauf tanzten die Elfen ihren Reigen. In lieblichen Windungen bewegte sich der schöne Chor um die Königin, die in der Mitte auf einem Mooshügel saß, und wo ihre Füße den Rasen berührten, gingen Blümlein auf, und bildeten die duftigen Elfenringe. Ein Theil der Mädchen saß im Vorgrunde, schlug die Goldharfen, und sang ergreifende Weisen dazu. –

Nils gedachte zu träumen. Was er sah und hörte, berauschte ihn, wie junger Most. Mit klopfendem Herzen drang er vor bis an den Saum des Kreises, wo ihn das junge Lerchenholz vor den Blicken der Elfen verbarg. Eine gute Weile hatte er gelauscht, als die Zauberlieder leise verhallten und ein leichter Nebel sich von der Felswand niedersenkte. Es schwamm vor seinen Blicken. Da lehnte er sich an einen Lerchenstamm, und die Augen fielen ihm zu.


II.

          Groß Feuer löscht des Wassers Fluth,
          So auch den brennenden Brand;
          Doch wer ist's, der die heiße Gluth
          Der Liebe dämpfen kann?
               „Axel und Waldborg.

Eine weiche Hand strich Nils über die Stirne. Es kam ihm vor, als erwache er vom Traume, und als er die Augen aufschlug, hielt er sich wie geblendet die Hände vor. Hatte doch noch nie solch ein Blick dem seinigen begegnet. Das Elfenmädchen aber, das vor ihm stand, hielt ihn gar freundlich bittend zurück, als ihm ein leiser Schauer überkam, und er der gefeieten Stelle entfliehen wollte, eingedenk der unheimlichen Mährchen, welche ihm der Vater erzählte. Lächelnd bat sie ihn zu bleiben. Ein warmer Hauch wehete von ihren Lippen; die Hand, welche ihn hielt, fühlte sich so weich [28] und warm, und sie sprach so traulich und kosend zu ihm, daß Nils allmählig allen Schauer vergaß. Als nun die schöne, schlanke Maid ihm erzählte, wie sie ihn schon oft gesehen, als er ihr Gebiet durchstreifte, um dem Wilde nachzuspüren; wie sie ihn von Tag zu Tag heimlich lieber gewonnen und ihn selbst verlockt hätte an diese Stelle; da ward es dem Jungen so überaus wonnig zu Gemüthe, und es hielt ihn an dem Platze gefesselt, wo ihm ein Liebesfrühling aufging in den blauen Augen des Elliser-Mädchens. Erwiedernd gab er sich ihren Liebkosungen hin. Der gespenstige Spuk im Thalgrunde war verschwunden, und die Sternlein leuchteten so freundlich nieder, wie Ritzen in der Himmelsdecke, durch welche die goldene Mährchenwelt schimmert. Als aber der Mond unterging hinter den Eisfeldern der Isbräden, da bedeutete sie ihm, wie sie nun scheiden müsse, und wie schwer ihr dieß auf's Herz fiele. Nils hatte fast auf den Heimgang vergessen. Zögernd folgte er der Weisung der Jungfrau, welche ihn dem Ausgange der Schlucht zuführte, und als er von ihr Abschied nahm, ward es ihm ganz schmerzlich zu Muthe. Als sie ihn aber bat, sie an gleicher Stelle bald wieder heimzusuchen, da hatte er wohl nie in seinem Leben eine freudigere Zusage gethan. Darnach spielte es wie leiser Hauch um seine Lippen, und die Elfin verschwand im Nebel.

Leicht vermochte nun Nils den Weg in des Vaters Hütte zu finden; leichter noch fand er die Steige wieder, die ihn des folgenden Abends zu seiner Lieb brachten. Da begannen seine seligen Nächte. Der Liebe Kuß erweckte den schlummernden Lenz seiner Seele, und die Lieder, welche ihn das Elfenmädchen lehrte, klangen d'rein wie Nachtigallenschlag.

„Nenne mich Ellide,“ so bat ihn die schöne Maid, und dem Jungen kam es vor, als läge in dem Worte die Sprache der Sterne, der Duft von tausend Blumen. Er nannte sie seine Ellide, und das klang den ganzen Tag über so sehnsuchtsvoll in ihm fort, daß er die Nacht kaum erwarten konnte, wo er es ihr wieder zurufen durfte. Ellide hatte ihm strenge geboten, ihre Liebe mit keinem Laute zu verrathen. Es kam ihn schwer an, den großen, weiten Himmel im engen Raume seines Herzens zu verschließen. Aber er hielt, was er versprach, und war still und einsilbig vor seinem Vater. Diesem fiel aber das träumerische, hindämmernde Wesen seines Nils längst auf. Er merkte in ihm eine böse Veränderung. Der sonst so lebensfrische Junge brütete den Tag über hin, wortlos und in sich verschlossen, und was ihn sonst freudig aufregte, ging nun theilnahmlos an ihm vorüber. Sein empfängliches Herz hatte das mächtigste Gefühl mit solcher Kraft, so ausschließend in sich aufgenommen, daß alles Uebrige unterging in dem einen Gedanken, den er dachte – Ellide. Die Lieder, welche ihm sein Mädchen gelehrt, waren das Liebste, womit er sich den Tag über beschäftigte. Den Alten aber erfaßte es jedesmal wie trübe Ahnung, so oft er den Weisen seines Nils lauschte.

Das dauerte fort eine geraume Zeit. Dem kurzen Frühlinge war ein schnellreifender Sommer gefolgt. Dem Fischer fiel es auf, wie sein Sohn alle Abende die Hütte verließ, wenn sich der letzte Tagesstrahl im Lulea-See spiegelte. Aber ehe es ihm möglich ward, seiner Spur zu folgen, war dieser verschwunden.

Einmal so war Nils wieder in später Nacht heimgekehrt. Er luegte, ob der Vater schlief; und da er sich hiervon überzeugt hielt, nahm er die Geige von der Wand. Er hatte ein Lieblingsplätzchen am See. Ein Felsvorsprung ragte über das Wasser hin. Zwei Birken hatten ihre Wurzeln eingegraben in die Steinritzen. Das hohe Schilf rankte d'rüber hin, und der Wellenschaum netzte das Moos, wenn der See hoch ging. Hierher setzte sich Nils, und es war ihm, als tauchte das Bild seiner Herzliebsten aus den Seewogen empor mit den blauen, lächelnden Augen, und den goldgelben Haaren, und winke ihm sehnsüchtig zu. Da fuhr er über die Saiten, und sang, was ihm seine Ellide erst den jüngsten Abend gelehrt hatte:


Jung Olof ließ satteln sein graues Roß;
Er reitet vorbei an der Meerfrau Schloß,
Er reitet vorbei an des Schloßes Thor:
Da stehet die holde Meerfrau davor.
     Wie die Linden zittern im Haine.


Willkommen, willkommen, jung Olof mein,
Wie lange, wie lange schon harrt' ich dein!
Sag, Junge, wo ist dein Heimathland?
Sag, Junge, woher dein gülden Gewand?
     Wie die Linden etc.


[29]

Am Kaiserhof ist der Vater mein,
Da hab' ich Mutter und Schwesterlein,
Die legten mir mit der weißen Hand
Um Hüft' und Lende mein gülden Gewand.
     Wie die Linden etc.


Da hab ich Aecker und Auen und Hain,
Da steht auch gemacht mein Brautbettlein,
Da hab ich auch mein Bräutlein still,
Dafür ich leben und sterben will.
     Wie die Linden etc.


Da lud ihn die Meerfrau zu sich herein,
Sie trank ihm zu ihren klarsten Wein,
Sie schlang ihren Arm um die Hüfte hin,
Ihre Locken schatteten über ihn.
     Wie die Linden etc.


Wie die jungen Linden duften im Thau,
So duftet der Athem der Zauberfrau.
„Und sage, wo ist nun dein Heimathland?
„Und sage, wer gab dir das güld'ne Gewand?“
     Wie die Linden etc.


„Wo hast du Aecker und Auen und Hain?
„Wo steht nun gebettet dein Brautbettlein?
„Wo wohnt die schlanke, goldlockige Maid,
„Um die du gegangen, um die du gefreit?“
     Wie die Linden etc.


Hier hab ich mein' Heimath und Fluren und Hain;
Hier sollst du mir betten das Brautbettlein;
Sei du mir selber das Bräutlein still,
Um das ich leben und sterben will.
     Wie die Linden etc.



Also sang Nils in die mondhelle Nacht hin, und der helle Klang verlor sich im leisen Rauschen des Wassers. Da legte sich eine Hand auf seine Schulter. Erschrocken sah er sich um; sein Vater stand neben ihm. Er hatte seines Kindes Lied belauscht. Als ahnte er, welch' ein Lehrmeister seinen Nils in diesen seltsamen Weisen unterrichtete, so drang er erst liebevoll, dann ernst und mahnend in ihn, daß er sein Herz aufthun möchte vor seinem alten, treuen, einzigen Freunde, seinem Vater, vielleicht daß dieser Trost und Heilung wüßte, woher ihm solche Noth wäre. Aber Nils blieb nach wie vor verschlossen selbst gegen seinen einzigen Freund, denn also hatte er es seiner Ellide zugesagt.


(Schluß in nächster Nummer.)



[30]
Fannytismus.



Pas de quatre, ausgeführt zu Ehren des Fräuleins Fanny Elsler[WS 1] von: Bruder Jonathan, John Bull, Robert Macaire, dem deutschen Michel und dem Corps de ballet.[WS 2]


[31]
Hans.



In dem schönen Mythenlande
Schleichet traurig Hans herum,
Denn das Land ist gar zu klassisch,
Und der Hans ist gar zu dumm.




Die Spekulanten.



Ich weiß ein Geschäft, da können Sie d'ran verdienen fl. 50,000. Will ich Ihnen sagen wie so. – Sie wollen geben Ihrer Tochter zum Mitgift fl. 100,000, ich nehm' sie aber mit fl. 50,000, haben Sie fl. 50,000 auf der Hand Profit. –



Wollen Sie sich bei einem guten Geschäft betheiligen mit fl. 10,000? – Sie verneinen? – Vielleicht mit fl. 5,000? – Auch nicht? – Mit fl. 2000, mit fl. 1000, mit fl. 500? – Alles nicht?! – Nun, so leihen Sie mir zwei Thaler! –

[32]
Die Götter Griechenlands.



Als noch die Deutschen glaubten, in Griechenland sei gut sein,
Da luden sie die Götter auf Besuch nach Deutschland ein.
Die Götter alle nahmen die Ladung freundlich auf,
Doch gingen, bis sie kamen, noch viele Jahre d'rauf.
Indeß' hatt' sich geändert der Deutschen hoffend Loos,
Und Haß und Gegenhaß ward bald in Hellas groß.
Als dann die Götter reisten und kamen an das Ziel,
So fanden sie in Deutschland die Aufnahm' ziemlich kühl.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Die Österreicherin Fanny Elßler war eine der bekanntesten Tänzerinnen des 19. Jahrhunderts.
  2. Die genannten Personen verkörpern das amerikanische, das englische sowie das französische Gegenstück zum deutschen Michel.