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Autor: Friedrich Bernhard Störzner
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Titel: Fischbach
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aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 71–73
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Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB Dresden und Wikimedia Commons
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30. Fischbach.

Fischbach um das Jahr 1830.

Hart an der sogenannten böhmischen Glasstraße, welche die Städte Radeberg und Stolpen verbindet, liegt das gegen 700 Einwohner zählende Kirchdorf Fischbach. Dasselbe erstreckt sich in südöstlicher Richtung von der Kleinen Röder an bis hinaus zur Bautzener Landstraße und wird daselbst vom Walde begrenzt. Mitten durch’s Dorf schlängelt sich ein plätscherndes Bächlein, ein Zufluß der Kleinen Röder. Draußen am Waldesrande liegt die im Jahre 1857 neuerbaute Oberförsterei. Das alte Forsthaus befindet sich im Oberdorfe und ist durch Kauf in Privathände übergegangen. –

Fischbach gehört im Gebiete des oberen Rödertales zu denjenigen Dörfern, welche von den Deutschen gegründet worden sind. Der Name des Dorfes ist zurückzuführen bis zum Jahre 1200. Damals und noch in den späteren Jahrhunderten schrieb man ihn Vyschbach und Vyschpach.

Unter den von Deutschen gegründeten Ortschaften im oberen Rödertale ist Fischbach das älteste. Von jeher gehörte es zum Amte Stolpen und mit diesem bis zum Jahre 1227 zu Böhmen. Am 18. Oktober 1227 kaufte jedoch Bischof Bruno I. von Meißen das Amt Stolpen von dem wendischen Edelmanne Mocco für 168 Mark Silber, und Fischbach blieb nun mehrere Jahrhunderte [72] hindurch bischöfliches Eigentum. Erst im Jahre 1558 kam es unter Vater August zum Kurfürstentume Sachsen und stand von da an unter kurfürstlicher Gerichtsbarkeit. Als Fischbach noch den Bischöfen zugehörte, erlebte es auch das Schicksal, von den Bischöfen, die öfters in nicht geringer Geldnot waren, verpfändet zu werden. Solches geschah am 21. Oktober 1357, wodurch der Ort längere Zeit dem Burggrafen Friedrich von Dohna zugesprochen war. Doch lösten später die Bischöfe den Ort wieder aus.

Im Jahre 1494 wird Gregor Naumann vom Bischof Johann VI. zu Stolpen mit dem Gerichte belehnt. Jährlich einmal wurde in Fischbach vom Stolpener Amte Gericht gehalten; bei dieser Gelegenheit hatte der Kretzschmar oder Kretzschmer, so hieß früher slavisch der Gastwirt des Dorfes, den Gerichtshaltern die Kost, der Richter das Futter und die Gemeinde das Trinken zu geben. „Das Richteramt ist erblich und ist Lehngut, zinset und dienet nicht und tut dem Lohn gebührlich Folge!“ –

Pfarrhaus zu Fischbach.

Die Gründung Fischbachs versetzt man in den Anfang des 12. Jahrhunderts, also in jene Zeit, in welcher von den Deutschen die Bergfestung Stolpen gegründet worden sein soll. Wie die Sage allgemein berichtet, bestand der Anfang des erwähnten Dorfes in einigen Fischerhütten, die wegen der daselbst befindlichen fischreichen Bäche und Teiche erbaut worden waren und so die Ursache zu weiterer Bevölkerung des Platzes geworden sein sollen. Vor allen Dingen hielten auch die Bischöfe in ihren Gebieten auf Vermehrung der Teiche, wie die alten Akten im Domstifte Meißen vielfach bekunden. In Fischbach legte z. B. der Bischof Johann VI. einen großen Teich an, obgleich es hier schon viele Teiche gab. So sorgten die Bischöfe auch dafür, daß der Ort Fischbach sich vergrößerte. Um das Jahr 1346 besitzt das Dorf bereits eine Kirche und wird unter den Kirchdörfern der Stolpener Pflege mit angeführt. Über die früheren Schicksale der Kirche zu Fischbach erfahren wir aus einem Berichte von Christian Heckel, dem Verfasser der Bischofswerdaer Chronik, der von 1699 bis 1719 Kantor zu Bischofswerda war, folgendes:

[73] „Die Kirche zu Fischbach ist 1600 und etliche 30 (die Dokumente sind alle verbrannt), nachdem der Feind das Gerichte angezündet, auch vom Feuer ergriffen und nebst den schönen Glocken, Pfarr- und Schul- und anderen Gebäuden in die Asche geleget worden. Ob nun wohl die Eingepfarrten die Kirche nebst denen Pfarr- und Schulgebäuden nach weniger Zeit wieder aufgebauet, so hat ihnen doch dieselben auszubauen und aufs Neue Glocken anzuschaffen, unmöglich fallen wollen, daher Kurfürstliche Durchlaucht Johann Georg I. auf beschehenes, unterthänigstes Supplicieren (Ansuchen, Bittstellen) dazu durch den ganzen Meißner Kreis Collekten zu sammeln, 1641 gnädigst anbefohlen. Von solchem Gelde sind zwei Glocken angeschaffet, auch die Kirche und Pfarre wohl ausgebauet worden.“ – Im Jahre 1696 erhielt der Kirchturm eine Schlaguhr und die Kirche 1697 eine neue Orgel. –

Die Bewohner Fischbachs haben von jeher außer Fischzucht Landbau getrieben. Heute beschäftigen sie sich ausschließlich nur mit der Landwirtschaft, indem die meisten Teiche trockengelegt und in Acker- und Wiesenland umgewandelt worden sind. Viele Ortsbewohner sind nebenbei aber auch im Königlichen Forste als Holzarbeiter und an der Bahn tätig. Wiederholt ist der Ort von Brandunglücken heimgesucht worden, die meist infolge von Blitzschlägen entstanden. – Im Jahre 1889 wurde das alte Erbgericht niedergelegt und von neuem aufgebaut. Im alten Erbgerichte haben nach der Sage oftmals die Nixen aus den nahen Teichen am Tanze der Jugend sich beteiligt.