Ferd. Fiedler’s Sohn in Oederan, Tuchfabrik
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Aus den kleinen Anfängen der Handweberei, verbunden mit teilweiser Hausindustrie, entwickelte sich dieses Etablissement zu einem der namhaftesten der sächsischen Großindustrie.
Es wurde 1820 von Ferdinand Fiedler begründet, welcher es 1845 an seinen Sohn Eduard Fiedler vererbte. Von diesem stammt auch die noch jetzt bestehende Firmierung: „Ferd. Fiedler’s Sohn“. Eduard Fiedler trat noch bei seinen Lebzeiten, im Jahre 1888, die Firma an Herrn C. Dingel, den gegenwärtigen Inhaber, käuflich ab.
Mit dem Eintritt des neuen Besitzers kam eine Zeit erfolgreichen Aufschwunges über das Etablissement, das sich zwar schon vorher nach und nach vergrößert hatte, welches aber durch das Alter des Vorgängers verhindert gewesen war, mit den Anforderungen der Neuzeit gleichen Schritt zu halten. Die Fabrik wurde mit den neuesten Maschinen ausgestattet und repräsentiert sich heute als geschlossene, mit den modernsten Einrichtungen versehene Anlage. Sie hat die frühere Blüte vollständig wieder erreicht, wenn nicht übertroffen.
Die Hauptfabrikate von Ferd. Fiedler’s Sohn sind Militärtuche, Diagonal-Tricots und Cheviots, zu denen als Rohmaterial nur reine Wolle verwandt wird und die in ganz Deutschland und in der Schweiz lohnendes Absatzgebiet finden.
Die Fabrik beschäftigt gegen 100 Arbeiter, während zwei Dampfmaschinen und Wasserkraft – insgesamt 90 Pferdekräfte stark – die übrige Arbeit bewältigen. Außerdem sind neben elektrischer Beleuchtung noch alle erforderlichen Nebenbetriebe eingerichtet: Wollwäscherei, Sortieranstalt, Karbonisieranstalt, Färberei, Spinnerei, mechanische Weberei und Appreturanstalt.
An ehrenden Auszeichnungen wurden der Firma Ferd. Fiedler’s Sohn in Oederan zu Teil: 1850 die silberne Medaille des Königs Friedrich August auf der Industrie-Ausstellung in Leipzig und 1854 die Preismedaille der Allgemeinen Deutschen Industrie-Ausstellung in München.