Für die Verwundeten und die Frauen und Kinder unserer unbemittelten Wehrleute (Die Gartenlaube 1871/12)

Textdaten
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Autor: Ernst Keil
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Titel: Für die Verwundeten und die Frauen und Kinder unserer unbemittelten Wehrleute
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aus: Die Gartenlaube, Heft 12, S. 208
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1871
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Für die Verwundeten und die Frauen und Kinder unserer unbemittelten Wehrleute, Heft 5 sowie Heft 8
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[208]

Für die Verwundeten und die Frauen und Kinder unserer unbemittelten Wehrleute

gingen wieder ein: Gesammelt auf dem Friedens-Commerse der Nichtverbindungs-Studenten Leipzigs am 25. März 29 Thlr. 8 Ngr.; sechster Beitrag von einigen Deutschen und Freunden deutscher Sache 50 Thlr. 10 Ngr.; erste Knabenschule in Straußfurt 2 Thlr.; von E. G. R. A. und C. Bfd. in Rittersgrün mit herzlichen Gegengrüßen nach Prag 7 Thlr.; Ertrag einer Theatervorstellung des dramatischen Lesekränzchens in Dresden 17 Thlr.; vom Stammtisch in Oscar Renner’s Marquise in Dresden, mit der Devise „Wir kennen Sie nicht, überhaupt Sie“ 12 Thlr.; N. N. in Butzbach 5 Thlr.; Whistclub in Höringhausen 6 Thlr. 20 Ngr.; H. F. in E. 2 Thlr.; H. F. in Ebersdorf 7 Thlr. 15 Ngr.; dritte Sendung deutscher Zecher der Locomotivenfabrik in Wiener Neustadt 16 fl.; aus der Sparbüchse von Wilhelmine und Max 4 fl.; zweite Sammlung unter deutschen Bürgern in Großschenk 15 fl. 24 kr. und 1 Duc., vom Kaffeeclub bei Schatter 7 fl. 19 kr., Kaffeeclub bei Lipp 3 fl. 40 kr., Biergesellschaft bei Schatter 1 fl. 30 kr., Gemeinde Rohrbach bei Großschenk 2 fl., zusammen 29 fl. 13 kr. und 1 Duc.; gesammelt bei der Friedensfeier in Glashütte 10 Thlr.; Sammlung des constitutionellen Casinos in Eibenschütz 68 fl., Sparpfennige von Molly, Franziska und Adolph 2 fl. rh. u. 1 Thlr.; sechsundzwanzigste Sammlung der Klinkhardt’schen Buchdruckerei 3 Thlr. 18 Ngr.; Sammlung des deutschen Vereins in Amsterdam 100 fl. holl. (57 Thlr.); Ein wahrer Deutscher in Stepanie (Südrußland) 5 Rubel; Sammlung von Henry Keller in Elkader (Iowa) 68 Thlr.; aus Jübar 2 Thlr.; Prof. O. L. in Ungar. Altenburg 15 fl.; Turnverein „Wüstenbrand“ 6 Thlr.; H. Schr. 5 fl.; J. Sp. in D. 1 Thlr.; H. Müller in Apolda 3 Thlr.; zweiter Ertrag des Kutschke-Marsches von Peter 10 Thlr.; Frau E. S. in Barcelona 30 Thlr.; H. G. in L....p 1 Thlr.; gesammelt von den Kindern einer Armenschule in Brighton (durch Arn. Ruge) 10 Schill.; gesammelt von sechs Deutschen in Gorodischtsche (bei Kiew) 5 Duc. und 1 Halbimperial; Redaction der Gartenlaube 100 Thlr.


Der große Krieg ist zu Ende, wir feiern die Feste des Friedens, und bald werden unsere Landwehrmänner, die nicht ein Grab in fremder Erde gefunden, zu ihren Lieben zurückkehren. Ist uns die Sorge für letztere dadurch erleichtert, so tritt dafür die nicht weniger dringende für die Tausende ein, welche als Verwundete, als Krüppel und Kranke die Heimath wiedersehen. Ihnen dürfen wir unsere Hülfe so lange nicht entziehen, bis der Staat die Erfüllung der Ehrenpflicht gegen sie übernommen hat. Lassen wir in der Opferfreudigkeit nicht nach! Verdienen sich unsere Leser auch von ihnen den Dank, den ihre bisherige Theilnahme für die armen Wittwen und Waisen unserer Landwehrmänner ihnen so reichlich eingebracht hat.

Die Gaben der Leser der Gartenlaube haben bisher hingereicht, nicht weniger als vierzehnhundert Frauen und Wittwen mit allwöchentlichen Unterstützungen zu bedenken, und diese, wie viele einmalige Unterstützungen an Verwundete und Wittwen gingen in die verschiedensten Gaue des Vaterlandes ab, wie nach Friedland und Nürnberg, nach Seebach und Graudenz, nach Zeitz, Berent, Fulda und Oberkaufungen, nach Schmiedefeld, Baireuth, Michelsdorf etc.

Wie können wir unsern Lesern besser darthun, welche Segensquelle aus den Gaben geworden ist, die sie als freiwillige Steuern ihrer Vaterlandsliebe für die Frauen und Kinder unserer Wehrmänner im Kriege uns anvertrauten, als wenn wir ihnen wenigstens einige von den Worten des Danks mittheilen, die uns von den unterstützten Frauen zugekommen sind? Diese Briefe lassen zugleich einen Einblick in den Jammer zu, welcher durch den so entsetzlich „männerfressenden“ Krieg in so viele vorher in ihren bescheidenen Verhältnissen frohe und glückliche Familien gebracht worden ist, – und sind auch deshalb geeignet, an die deutschen Herzen zu pochen, denen der Himmel es verliehen hat, ohne Klage sich des herrlichen Sieges zu freuen.

Eine Frau Mathilde N. schreibt: „Die Freude über die fünf Thaler kann ich Ihnen nicht beschreiben. Gerade war mein Herz centnerschwer; weil mein kleinstes Kind so nervenschwach und krank ist, so konnte ich diese Woche mein bischen Arbeit nicht liefern und wußte vor Angst nicht, wie ich sollte mein Brod und Lebensmittel bezahlen; ich wußte keinen Ausweg, und meine größeren Kinder weinten mit mir. Da kam das Geld von der Gartenlaube und rettete mich aus der tiefsten Noth und aller meiner Betrübniß. … Gott der Allmächtige segne Sie dafür, und das schöne Bewußtsein, edel gehandelt zu haben, erfülle Ihr Inneres mit himmlischer Freude! …“

Eine Frau Henriette L. schreibt: „Dank ist das erste Wort, welches ich Ihnen zuflüstere. Es hat mich zu sehr gefreut, ich hab’s vor Freude meinem Mann geschrieben, weil dieser so große Bange um uns trug. … Der gute Gott wird der rechte Vergelter sein. …“

In einem Briefe von Frau Wilhelmine L. in K. lesen wir: „Welche Freude, als ich Ihren Brief erblickte! Ich hatte schon einige Tage mit den lieben Kindern keinen Bissen Brod und keine Feuerung gehabt, da waren mir diese 4 Thaler ein großer Beistand. Ja, es bleibt ein wahres Wort: Wenn die Noth am größten, ist Gottes Hülfe am nächsten. …“

Eine Frau aus demselben Orte schreibt: „Ich bedanke mich recht höflich für die freundliche Liebesgabe, welche mir die Gartenlaube am 24. Februar zu Theil werden ließ. Ich wußte mir mit meinen drei armen Kindern keinen Rath mehr, denn auf meinen lieben Mann seinen Namen borgte mir Niemand mehr, da er am 30. August in der Schlacht bei Sedan ein Opfer des schrecklichen Krieges werden mußte und nicht mehr in die Heimath zu seinen drei armen Kindern zurückkehren kann. …“

Diese, wie noch Hunderte von Briefen, alle bezeugen, wie groß die Noth unter der Mehrzahl der Landwehrfrauen war; sie bezeugen aber auch, daß mit dem Krieg die Noth nicht aufgehört hat und daß der Friede uns nicht von der Pflicht entbindet, in gleicher Weise für die noch lebenden Opfer unserer Siege zu sorgen.

Möge jedes deutsche Herz seine Pflicht thun, Mann und Weib und Kind, alle, alle!
Ernst Keil.